Dank einem neuen Projekt haben Auszubildende in Ostafrika bis Jahresende freien Zugang zum Internet. Foto: z

Auszubildende in Tansania haben Träume, wie Du und ich? Schüler aus Leinfelden nehmen via Internet Kontakt zu Jugendlichen in Ostafrika auf, um diese kennenzulernen.

Leinfelden/Musberg - Jugendliche in Tansania haben Träume wie Du und ich. Das ist die Botschaft, die vermittelt werden soll. „Sie wollen ihr Leben selbst in die Hand nehmen. Und aus den traditionellen Rollen ausbrechen“, sagt Ruth Montnacher. „Sie sind eben nicht die armen Negerlein“, sagt Gerhard Haag.

Montnacher und Haag wissen, wovon sie reden. Sie sind eben erst aus dem ostafrikanischen Staat zurückgekehrt. Die gelernte Apothekerin aus Musberg war zum ersten Mal dort. Der ehemalige Finanzbürgermeister von L.-E. kennt die afrikanischen Verhältnisse aus zahlreichen Besuchen.

Haag setzt sich dort seit Jahren dafür ein, dass Jugendliche eine Berufsausbildung erhalten – und als Elektriker, Schreiner, Schneider, Kaufmann oder Touristikfachkraft ein selbstbestimmtes Leben führen können. „Als Hilfe zur Selbsthilfe“, wie er betont.

Die Moravian-Church betreibt im Südwesten Tansanias mehrere Berufsschulzentren. Kirchliche Organisationen aus Deutschland und der Schweiz fördern diese. Zu den Unterstützern gehört auch die evangelische Kirchengemeinde Leinfelden.

Der Ex-Bürgermeister hat unter anderem ein Auge darauf, dass das Geld, das durch Spenden reinkommt, nicht versandet. Die Verantwortung für die Schulen liege dennoch in tansanischer Hand.

Montnacher hat Haag begleitet, um ein weiteres Projekt anzustoßen. Sie hat am Berufsschulzentrum in der Großstadt Mbeya Lebensläufe von 43 jungen Männern und Frauen gesammelt und nach Deutschland mitgebracht. Diese Unterlagen werden in den nächsten Wochen von einer Lehrerin an Zehnt- und Elftklässler des Leinfeldener Immanuel-Kant-Gymnasiums (IKG) verteilt. Die Papiere sollen quasi als Samenkörner dienen, aus denen Freundschaften wachsen können.

Die Jugendlichen aus L.-E. werden via E-Mail Kontakt zu den Altersgenossen in Tansania suchen. So wollen sie erfahren, wer hinter dem Lebenslauf steckt. Der Hintergrund: Das Gymnasium hat, wie berichtet, das Projekt des Ex-Bürgermeisters mit 6000 Euro unterstützt.

Ruth Montnacher ist Elternvertreterin am IKG und hat bei ihrem Aufenthalt sehen können, wie das Geld eingesetzt wird. Sie hat positive Eindrücke auf ihrer Reise gesammelt. „Ich wurde mit großer Herzlichkeit empfangen“, sagt sie. Und: „Ich habe sehr moderne junge Menschen getroffen.“

Internet ist längst kein Fremdwort mehr

Internet sei in Tansania längst kein Fremdwort mehr. „Jugendliche setzen sich ganz selbstverständlich an den Computer“, sagt Montnacher. „Aber Internet kostet Geld“, fügt Haag an. Obwohl in dem Staat mittlerweile ein Mittelstand heranwachse, sei die Armut vielerorts dennoch groß. Der positive Nebeneffekt: Die Auszubildenden haben bis zum Jahresende freien Zugang ins Netz. Und können nun auch in aller Ruhe eine Stunde lang recherchieren. „Auch das ist eine Form von Chancengleichheit“, sagt Haag.

Das Projekt ist gerade erst angestoßen worden. Was aus dem E-Mail-Austausch zwischen Leinfelden-Echterdingen und Mbeya tatsächlich wird, ist also offen. Haag und Montnacher wünschen sich aber, dass dies der Anstoß für eine moderne Art der Brieffreundschaft ist. Für einen gegenseitigen Besuch der Jugendlichen fehlt von tansanischer Seite wohl das Geld. Aber vielleicht will einer der IKG-Schüler nach dem Abitur ein soziales Jahr in Tansania verbringen und auf dem Schulcampus mithelfen. Das könnte sich der ehemalige Bürgermeister sehr gut vorstellen.