Ein US-Militärhubschrauber über Kabul Foto: AFP/WAKIL KOHSAR

Seit dem 1. Mai hat die Gewalt in Afghanistan stark zugenommen. Jetzt haben die Taliban einen bislang von der afghanischen Regierung kontrollierten Bezirk südwestlich der Hauptstadt Kabul erobert.

Kabul - Die radikalislamischen Taliban haben einen bislang von der afghanischen Regierung kontrollierten Bezirk rund 40 Kilometer südwestlich der Hauptstadt Kabul erobert. Nach Angaben des Innenministeriums vom Mittwoch zogen sich die afghanischen Regierungstruppen daraufhin aus dem Bezirk Nerkh zurück. Nach Angaben eines Taliban-Sprechers hatten die Islamisten das Gebiet am Dienstag eingenommen.

Das Verteidigungsministerium erklärte, es werde eine Offensive starten, um den Bezirk zurückzuerobern. Das Gebiet in der Provinz Wardak gilt als Einfallstor für militante Gruppen, um Angriffe auf Kabul zu starten.

Seit dem 1. Mai - dem ursprünglich anvisierten Abzugsdatum der US-Truppen - hat die Gewalt in Afghanistan stark zugenommen. Dabei richteten sich die Angriffe nicht gegen die US-Streitkräfte, sondern gegen das afghanische Militär und die Zivilbevölkerung.

Termin nicht eingehalten

Die US-Regierung hatte im Februar 2020 ein Abkommen mit den Taliban geschlossen, um den längsten Kriegseinsatz der US-Geschichte zu beenden. Die USA sagten darin einen Truppenabzug bis zum 1. Mai zu. Der Termin wurde mangels Fortschritten in den Friedensgesprächen zwischen den Taliban und der Regierung in Kabul nicht eingehalten.

Vor einem Monat kündigte US-Präsident Joe Biden dann einen Truppenabzug bis zum 11. September an. Im Anschluss beschloss die gesamte Nato das Ende ihrer Afghanistan-Mission bis spätestens September.