Die Weltgesundheitsorganisation WHO hat den aktuellen Ausbruch von Affenpocken in mehreren Dutzend Ländern zu internationalen Notlage erklärt. Über Maßnahmen entscheiden betroffene Länder indes selbst.
Der weltweite Ausbruch von Affenpocken gilt laut der Weltgesundheitsorganisation (WHO) nun „Notlage von internationaler Tragweite“. Das gab WHO-Generaldirektor Tedros Adhanom Ghebreyesus am Samstag bei einer Pressekonferenz bekannt. Die Einstufung soll die Aufmerksamkeit der Mitgliedsländer erhöhen, hat aber keine direkten praktischen Folgen, denn die Regierungen entscheiden selbst über etwaige Maßnahmen in ihren Ländern.
Im Mai 2022 ein erster Fall von Affenpocken in Großbritannien aufgetreten. Seither hat sich das Virus kontinuierlich verbreitet. In Baden-Württemberg und Stuttgart sind bislang mehrere Dutzend Fälle aufgetreten. Insgesamt bereitet sich indes nur sehr langsam aus.
Knapp 2300 Fälle bisher in Deutschland
Tedros nannte die Zahl von mehr als 16 000 bestätigten Fällen in mehr als 60 Ländern, von denen viele vorher praktisch keine Affenpocken-Fälle kannten. In sechs afrikanischen Ländern, in denen das Virus schon früher auch Menschen infiziert hat, waren es über 240 Fälle. In Deutschland meldete das Robert Koch-Institut am Freitag knapp 2300 Fälle.
Ein Ausschuss aus unabhängigen Fachleuten hatte sich zuvor nicht auf eine gemeinsame Empfehlung geeinigt, ob eine Notlage ausgerufen werden sollte. Die englische Abkürzung für eine Notlage ist PHEIC. Das steht für „public health emergency of international concern“.
Affenpocken übertragen sich durch engen Körperkontakt
Auch den Ausbruch des Coronavirus Sars-CoV-2 hatte die WHO am 30. Januar 2020 als solche Notlage deklariert. Das bedeutet aber nicht, dass die Menschen sich nun bei Affenpocken auf dieselben Maßnahmen wie bei der Corona-Pandemie einrichten müssen.
Während sich das Coronavirus durch Aerosole mit Virenpartikeln verbreitet, die Infizierte beim Atmen, Sprechen oder Husten ausstoßen, erfolgen Infektionen mit Affenpocken nach derzeitigem Wissensstand in der Regel durch engen Körperkontakt.
Die WHO richtet je nach Krankheit bei Bedarf Notfallausschüsse ein, die mit jeweils anderen Fachleuten besetzt werden. Zur Zeit gilt neben der Notlage internationaler Tragweite wegen Corona seit 2020 auch eine Notlage wegen Polio-Ausbrüchen (seit 2014).