Das Trio hat die ganze Größe von Leonard Cohen vermittelt. Foto: avanti

Ein Trio hat auf dem Lemberg eine Hommage an Leonard Cohen gestaltet.

Affalterbach - Bernd Feinauer, der Wirt des Kulturbiergartens 7-Eichen, hat in der Regel ein gutes Gefühl dafür, welche Bands bei den Gästen gut ankommen und welche den Nerv eher weniger treffen. Dieses feine musikalische Näschen hat er einmal mehr mit dem Engagement des Leonard-Cohen-Projects unter Beweis gestellt. Das Trio aus Ludwigsburg gastierte am Freitagabend erstmals auf dem Lemberg und begeisterte dabei die rund 250 Besucher auf Anhieb mit einem wunderbaren Mix aus ergreifenden Songs, eindrücklicher Poesie und spannenden bis kuriosen und manchmal auch traurigen Anekdoten aus dem und über das Leben des großen kanadischen Dichters und Songschreibers Leonard Cohen. So berichtete Sänger Jürgen Gutmann davon, dass Cohen eines Tages im Chelsea Hotel in New York mal wieder mit Depressionen zu kämpfen hatte. Sein Gegenmittel: eine Fahrt mit dem Aufzug. Just dort traf er dann die damals schon bekannte Bluesröhre Janis Joplin, die eigentlich ein Date mit Kris Kristofferson hatte und für die Cohen ein unbeschriebenes Blatt war. Aber wie das Leben eben manchmal so spielt, endete das Gespräch der beiden mit einer gemeinsam verbrachten Nacht. Eine Episode, die der Songwriter direkt zu einem Stück verarbeitete. „Chelsea Hotel No. 2“ war geboren, das das Leonard-Cohen-Project dann natürlich auch gleich auf der Bühne in einer anmutigen Ausgabe präsentierte. Allerdings spielte das Trio diesen und andere Welthits nicht nur stur Note für Note nach. Die drei machten daraus stets etwas Eigenes. Zum einen dadurch, dass Jürgen Gutmann ein deutlich weicheres Organ als der 2016 verstorbene nordamerikanische Künstler hat. Zum anderen interpretiert die Gruppe aus der Barockstadt die Stücke mit drei Gitarren, die stets herrlich ineinanderfließen. Die Saitenmeister Manuel Dempfle und Thomas Schmolz gehen dabei auch nicht nach Schema F vor, sondern improvisieren zwischendurch und machen auch die – allerdings nie ausufernden – Instrumentalparts zu einem echten Hörgenuss. Ein spannender Ansatz ist zudem, dass Jürgen Gutmann einzelne Textpassagen aus dem Lieduniversum von Cohen ins Deutsche übersetzt hat und dem Publikum vorträgt. Damit erfindet er das Rad nicht neu. Man kennt das Konzept speziell aus der SWR-Reihe Pop und Poesie. Bei Leonard Cohen lohnt es sich aber besonders, die Lyriks in den Fokus zu rücken. Das unterstreicht nämlich nochmal, was für ein begnadeter und tiefsinniger Beobachter und Wortkünstler der Kanadier war. Aber selbstverständlich verdeutlichten die Lieder, die Gutmann, Dempfle und Schmolz mit auf den wolkenverhangenen Lemberg gebracht hatten, auch, wie viel Musik für die Ewigkeit Leonard Cohen geschrieben hat. Ob das unvergleichliche „Suzanne“ gleich zum Auftakt und das auch ohne Hintergrundchor wunderschöne „So long, Marianne“ kurz darauf oder später das fesselnd interpretierte „Bird on a Wire“: Das Songbook weist ein gewaltiges Reservoire an Klassikern auf.

Und am Ende des Zugabenteils singen die ansonsten meist ganz in die Musik versunken zuhörenden Besucher sogar leise mit bei einer betörend-schönen Version des Überhits „Halleluja“. Gutman schickte dem Stück einen Appell für den Frieden und an die Menschlichkeit voraus – und entließ das Publikum dann in die regnerische Nacht. Viele der Besucher dürften mit einem neuen Blick auf Cohen nach Hause gegangen sein und den Künstler künftig in seiner kompletten Größe wahrnehmen: als Musiker und Poet.