Alice Weidel mit Alexander Gauland. Foto: dpa

Mit ihrem abrupten Abgang aus der ZDF-Wahlsendung hat sich AfD-Spitzenkandidatin Alice Weidel laut eines Medienwissenschaftlers in ihrer Opferrolle inszeniert. Er geht von Wahlkampftaktik aus.

Berlin - Der abrupte Abgang von AfD-Spitzenkandidatin Alice Weidel aus der ZDF-Wahlsendung „Wie geht’s, Deutschland“ war aus Sicht des Medienwissenschaftlers Jo Groebel reine Wahlkampftaktik. Der Eklat sei im Wahlkampf ein „naheliegendes Mittel, Aufmerksamkeit, Schlagzeilen, Emotionen und gegebenenfalls auch die Bestätigung von Opferrolle und „Ausgrenzung“ durch die „Etablierten“ zu bekommen“, sagte Groebel der „Heilbronner Stimme“ (Donnerstag). „Das polarisiert und festigt die eigenen Reihen und Anhänger.“

Weidel verließ während der Sendung „Wie geht’s Deutschland?“ ihren Platz am Tisch mit den anderen Gesprächspartnern, nachdem CSU-Generalsekretär Andreas Scheuer sie aufgefordert hatte, sich vom Co-Spitzenkandidaten Alexander Gauland und dem thüringischen AfD-Landesvorsitzenden Björn Höcke zu distanzieren. Scheuer hatte Höcke, der zum rechten AfD-Flügel gehört, als „Rechtsradikalen“ bezeichnet, woraufhin Weidel die Runde verließ. Gegen Höcke läuft wegen mutmaßlicher Nähe zur NS-Ideologie ein Parteiausschlussverfahren, das derzeit aber ruht. In einer Rede hatte er im Januar eine „erinnerungspolitische Wende um 180 Grad“ gefordert und unter Anspielung auf das Berliner Holocaust-Mahnmal von einem „Denkmal der Schande“ gesprochen. Gauland habe Höcke als „Seele der AfD“ bezeichnet, „für mich ist er einfach ein Rechtsradikaler“, sagte Scheuer. Die AfD warf ZDF-Moderatorin Marietta Slomka anschließend in einer Erklärung Parteilichkeit vor.