Der Landesparteitag der AfD findet am Wochenende in Kehl statt. Die Presse sollte eigentlich keinen Zutritt bekommen – eigentlich. (Archivfoto) Foto: dpa

Müssen Pressevertreter beim AfD-Landesparteitag in Kehl draußen bleiben? Noch ist nicht endgültig klar, ob Vertreter der Medien ausgeschlossen werden. Allen Parteimitgliedern scheint das Vorhaben nämlich nicht zu schmecken.

Stuttgart/Berlin - Das letzte Wort in Sachen Presse-Ausschluss beim bevorstehenden AfD-Landesparteitag ist noch nicht gefallen: Der AfD-Landesvorstand hat nach Kritik seine Entscheidung, die Presse beim bevorstehenden Landesparteitag auszuschließen, durch ein juristisches Gutachten absichern lassen. Nach Auffassung eines beauftragten Staatsrechtlers sei das Vorgehen gegen die Medien zulässig, sagte Landesvorstandssprecher Lothar Maier der Deutschen Presse-Agentur am Donnerstag in Stuttgart.

Der Vorstand habe sowohl Kritik als auch Zuspruch für seinen Beschluss erhalten. Auch der AfD-Bundesvorsitzende und baden-württembergische Fraktionschef Jörg Meuthen hatte das Procedere des Vorstands kritisiert. Die Entscheidung im Vorstand war - anders als bisher dargestellt - sehr knapp gefallen.

Zugleich wolle man sich dem Votum der Versammlung am Wochenende in Kehl beugen, erläuterte Maier. Nach gesicherten Informationen aus der Partei ist mit Anträgen von Mitgliedern für die Öffnung der Veranstaltung zu rechnen. Wenn eine Mehrheit die Presse zulassen wolle, werde sich der Vorstand nicht verweigern, sagte Maier. Dann könnten Journalisten in der Kehler Stadthalle über die zweitägige Aufstellung der Bundestagskandidaten berichten. Maier, der sich um den zweiten Platz auf der Landesliste bewirbt, machte darauf aufmerksam, dass die Halle nur 600 Plätze habe. Er rechne aber mit 700 Mitgliedern. Würden die Medien zugelassen, müssten noch mehr Mitglieder dem Parteitag im Stehen folgen.

Meuthen: Entspannter Umgang mit der Presse

Zuerst war der Ausschluss damit begründet worden, dass manche Bewerber mit „abstrusen Ansichten“ dem Ruf der Partei in der Öffentlichkeit schaden könnten. Die Medien würden sich auf diese Personen stürzen und voreingenommen berichten, befürchtete Maier.

Meuthen riet seinen Parteikollegen zu einem entspannteren Umgang mit Journalisten. „Zwar geht man mit uns schon deutlich ruppiger um als mit anderen Parteien, gleichwohl empfehle ich einen offenen und unverkrampften Umgang mit den Medien, weil das Teil der politischen Arbeit ist.“ Er fügte hinzu: „Das Mimosenhafte, das geht so nicht.“ Eine Bundestagswahl sei ein öffentliches Ereignis. Daher müsse auch die Wahl der Kandidaten öffentlich sein. Der örtliche Kreisverband der Jusos hatte bereits eine Demonstration mit 150 Teilnehmern angemeldet.

Die AfD ist medial sehr präsent. Ihre Spitzenfunktionäre treten regelmäßig in Talkshows auf. Die niedersächsische AfD lobte im September einen Negativ-Preis für schlechten Journalismus aus. Eine Zeit lang sprachen AfD-Mitglieder regelmäßig von der „Lügenpresse“. Inzwischen benutzt die AfD-Vorsitzende Frauke Petry lieber den Begriff „Pinocchio-Presse“. Der Thüringer AfD-Fraktionschef Björn Höcke sagt „Lückenpresse“.