AfD-Vorsitzende Frauke Petry im Landtag in Sachsen (Archivfoto). Foto: dpa

Wären am kommenden Sonntag Wahlen, würde die AfD laut einer aktuellen Umfrage in Sachsen derzeit auf 25 Prozent kommen. Die regierende schwarz-rote Koalition hätte keine Mehrheit mehr.

Leipzig - Die AfD kann in Sachsen einer Umfrage zufolge derzeit 25 Prozent der Wählerstimmen auf sich vereinen. Damit hat die Partei ihre Anhängerschaft im Freistaat innerhalb eines guten Jahres fast verdoppelt und wäre nun zweitstärkste Kraft hinter der CDU, wie aus einer am Dienstag veröffentlichten Umfrage des Instituts Infratest dimap für den Mitteldeutschen Rundfunk (MDR) hervorgeht.

Auch in Thüringen und Sachsen-Anhalt liegt die AfD demnach bei mehr als 20 Prozent. Wenn in Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen am Sonntag neue Landtage gewählt würden, ginge die CDU in allen drei Ländern zwar als Sieger aus den Abstimmungen hervor. Trotzdem würde es für die derzeit regierenden Koalitionen in Sachsen und Thüringen voraussichtlich nicht mehr reichen.

Sachsens Ministerpräsident Tillich ist nicht überrascht

In Sachsen käme die CDU/SPD-Regierung nur noch auf 46 Prozent der Stimmen. Bei der Landtagswahl 2014 hatten beiden Parteien zusammen noch knapp 52 Prozent erreicht. Jeder Vierte würde heute sein Kreuz bei der AfD machen. Als die Partei 2014 in Sachsen erstmals in einen Landtag einzog, kam sie dort auf 9,7 Prozent.

Sachsens Ministerpräsident Stanislaw Tillich (CDU) sieht die schlechten Umfragewerte für Schwarz-Rot im Freistaat als „deutliches Signal“. Es sei aber auch nicht überraschend, sagte er im Sender MDR Aktuell. Gegenwärtig seien schwierige Zeiten, beispielsweise durch die Flüchtlingskrise. Angesichts des deutlichen Zuwachses für die AfD forderte Tillich, die demokratischen Parteien müssten verstärkt für ihren Überzeugungen werben und die Wähler stärker an sich binden. „Die AfD sammelt alles das, was an Unzufriedenheit ist, zusammen.“

Sachsens Vizeregierungschef Martin Dulig (SPD) sprach von einem „Weckruf“. Es sei „Vertrauen verloren gegangen“, sagte er im MDR. Viele Menschen „haben das Gefühl, man muss jetzt AfD wählen, um uns da wachzurütteln“. Die AfD werde „aus Unzufriedenheit, aus Wut, aus Enttäuschung, aus Ohnmacht“ gewählt. Die Menschen trauten der Partei aber nicht zu, die Probleme zu lösen.

Hälfte der Befragten unzufrieden mit der Regierung

Tatsächlich ist etwa die Hälfte der Befragten in Sachsen zufrieden mit der Landesregierung. Nur sieben Prozent trauen indes der AfD am ehesten zu, die wichtigsten Aufgaben zu lösen.

Auch in Thüringen könnte nach der neuen Erhebung die Mehrheit für Rot-Rot-Grün wackeln. Vor allem die Linkspartei von Ministerpräsident Bodo Ramelow würde an Wählergunst verlieren. Auch in Thüringen legt die AfD zu und käme jetzt auf 21 Prozent.

Etwas anders ist die Lage in Sachsen-Anhalt: Dort würden CDU und SPD sogar mehr Stimmen erhalten als zur Landtagswahl vor acht Monaten - und beide Parteien könnten damit sogar auf die Grünen verzichten. In Magdeburg regiert derzeit ein schwarz-rot-grünes Bündnis. Die AfD, die bei der Landtagswahl im Frühjahr auf 24,3 Prozent gekommen war, würde jetzt 22 Prozent bekommen. Befragt wurden in allen drei Ländern vom 15. bis 19. November jeweils tausend Bürger.