Nach dem Verzicht von AfD-Bundeschefin Frauke Petry schlägt die baden-württembergische AfD Alice Weidel als Spitzenkandidatin zur Bundestagswahl vor. Foto: dpa

Bundesparteichefin Frauke Petry will nicht mehr Spitzenkandidatin der AfD zur Bundestagswahl werden. Kommt nun die Chance für AfD-Frontfrau Weidel aus Baden-Württemberg?

Stuttgart - Nach dem Verzicht von AfD-Bundeschefin Frauke Petry schlägt die baden-württembergische AfD Alice Weidel als Spitzenkandidatin zur Bundestagswahl vor. Das teilten die beiden Landeschefs Marc Jongen und Ralf Özkara am Mittwoch in Stuttgart mit. Die Unternehmerin Weidel, die zum liberal-konservativen Flügel der AfD zählt, ist bereits Spitzenkandidatin der Südwest-AfD.

Özkara sagte, mit Weidel stehe eine optimale Kandidatin für die AfD-Spitzenmannschaft zur Verfügung. „Als promovierte Ökonomin und Expertin für Währungs- und Wirtschaftspolitik hat sie die nötige Kompetenz, um unsere Partei in einen harten Bundestagswahlkampf gegen die Altparteien zu führen und die Interessen der Bürger in Berlin zu vertreten.“ Der Landesvorstand im Südwesten bedauere den Verzicht von Petry auf die Kandidatur, hieß es in der Mitteilung.

Parteiinterner Machtkampf

Petry hatte in einer am Mittwoch verbreiteten Videobotschaft erklärt, dass sie weder für eine alleinige Spitzenkandidatur noch für eine Beteiligung in einem Spitzenteam zur Verfügung stehe. Zur Begründung sagte sie, es sei ihr wichtig, dass ihre Partei drängende Sachfragen unabhängig von Personalfragen diskutiere. Der Entscheidung war ein monatelanger, parteiinterner Machtkampf vorausgegangen. Die AfD will an diesem Wochenende auf einem Parteitag in Köln über die Frage der Spitzenkandidatur oder eines Spitzenteams entscheiden.

Petrys Entscheidung wenige Tage vor dem Bundesparteitag traf die Mehrheit ihrer Parteifreunde unvorbereitet. „Ich war vorab nicht informiert“, sagte der Co-Vorsitzende Jörg Meuthen, der auch Fraktionschef der AfD im baden-württembergischen Landtag ist. Als er am Nachmittag in Stuttgart ins Flugzeug Richtung Hamburg gestiegen sei, sei er davon ausgegangen, dass Petry beim Parteitag in Köln am Wochenende um die Spitzenkandidatur kämpfen oder zumindest in einem Spitzenteam mitmachen wolle. Als er dann in der Hansestadt gelandet sei, sei er von Petry Entscheidung „etwas überrollt“ worden.

Streitthema ausgeräumt

Meuthen, der selbst nicht Spitzenkandidat werden will, räumte ein, dass mit dem Rückzug Petrys ein Streitthema des Parteitags potenziell abgeräumt sei. Hätte diese eine alleinige Spitzenkandidatur angestrebt, „wäre das sehr konfliktär gewesen“. Er hätte es begrüßt, wenn Petry mit AfD-Vize Alexander Gauland in einem Team gearbeitet hätte. Meuthen betonte, die AfD sei personell breit aufgestellt. „Wir werden keinen Mühe haben, ein Spitzenkandidatenteam aufzustellen.“ Er gehe auch nicht davon aus, dass die Partei nun nach rechts rücke.

Der Faktionsvize der AfD im Landtag, Emil Sänze, sagte: „Die Partei besteht nicht nur aus einer Person. Für eine Spitzenkandidatur seien viele geeignet. Auch Sänze nannte Alice Weidel. Baden-Württemberg sei wirtschaftlich eines der stärksten Bundesländer, und nicht nur deshalb habe man aus Fraktionssicht den Anspruch, vertreten zu sein.