Bald teilen sich die Sparkasse und der Hausarzt Thomas Prill ein Gebäude. Foto: Isabell Erb

Die Räume stehen seit der Zusammenlegung des Beratungsangebots der Kreissparkasse leer. Die Stadt hat vermittelnd eingegriffen.

Der Vertrag ist unterschrieben: In die ehemalige Zweigstelle der Kreissparkasse Waiblingen in Oeffingen wird Anfang 2025 eine Hausarztpraxis einziehen. In wenigen Monaten gibt es in dem Fellbacher Teilort also wieder zwei hausärztliche Anlaufstellen – was die Sorgen der Oeffinger um die medizinische Versorgung deutlich kleiner werden lassen dürfte.

Nachdem Anfang des Jahres die Allgemeinmedizinerin Silvia Szantay in den Ruhestand gegangen war, hatten sich viele langjährige Patienten nach einer Ersatzlösung für die ärztliche Betreuung umsehen müssen. „Es war ein großer Wunsch für Oeffingen, einen neuen Hausarzt vor Ort zu haben“, sagt die Fellbacher Oberbürgermeisterin Gabriele Zull.

Von Fellbach nach Oeffingen

Die neue Praxis eröffnet der in Fellbach ansässige Thomas Prill. Nach seiner Ausbildung als Internist und Kardiologe war er zunächst im Krankenhaus tätig, bevor er sich als Hausarzt niederließ. Aktuell ist er in einer Gemeinschaftspraxis in der Bahnhofstraße aktiv, die er für seinen Umzug nach Oeffingen verlassen wird. Seine Kollegin Britta Dangel wird in Fellbach bleiben, die Patienten können selbst entscheiden, in welcher Praxis sie betreut werden wollen. „Wir haben uns überlegt, wie wir die Praxis weiterentwickeln können“, berichtet der nach Oeffingen wechselnde Arzt. „Ich bin auf viele offene Türen gestoßen“, sagt er über den Schritt zur eigenständigen Praxis.

Fellbachs Rathauschefin nennt die neue Nutzung der ehemaligen Bankfiliale eine „Win-win-win-Situation“ – nicht nur für den Arzt und die medizinische Versorgung der Bürger, sondern auch für die vor einem Leerstand stehende Kreissparkasse. Durch das vor zwei Jahren umgesetzte neue Filialkonzept dient die einstige Zweigstelle an der Hauptstraße nur noch als Standort für Geldautomat und Kontoauszugsdrucker. „Es war ein günstiges Zusammenkommen“, sagt Uwe Burkert, der Vorstandschef der Kreissparkasse. Nach der Einführung der neuen Struktur im Beratungsgeschäft stand das Kreditinstitut vor der Frage, was mit den überflüssigen Räumen anzufangen ist.

Deshalb kam der Bank der Vorschlag mit der Praxis gerade recht. Die Stadt hatte den nach einem Standort suchenden Arzt an die Kreissparkasse vermittelt – weil die Größe der ebenerdig zugänglichen Filiale für eine Praxis passt und das Engagement für die medizinische Versorgung des Teilorts auch für die Bank ein Imagefaktor ist.

Neue Nutzung von bestehenden Gebäuden

Dass das schrumpfende Filialnetz den Weg für neue Nutzungen frei machen kann, könnte Schule machen: Just in Oeffingen sind schließlich schon das Bürgerbüro und eine Postfiliale in leer stehenden Räumlichkeiten untergekommen, in diesem Fall bei der Volksbank am Württemberg. Fellbachs Oberbürgermeisterin ist sichtlich stolz auf die Idee, mit einer neuen Nutzung dem Leben im Ortsteil einen Impuls zu setzen. Die Situation ist Oeffingen sei aber keine einzigartige – schließlich ist das Thema Leerstand in den Innenstädten ein dauerhaft wiederkehrender Problempunkt. Das bestätigt auch Gabriele Zull. „Man muss natürlich immer überlegen, welche Nutzung für den jeweiligen Ort wertvoll wäre“, erklärt die Oberbürgermeisterin.

Für den Arzt stehen in den kommenden Wochen und Monaten aufwendige Umbauarbeiten an. Nicht mehr benötigt wird für die Praxis beispielsweise der große Banktresor, auch eine Trennung des Eingangsbereichs muss geplant und gebaut werden. Denn vor der Tür zur Praxis stehen bleiben sollen weiterhin die Geräte des SB-Bereichs der Bank. Mediziner Thomas Prill klingt zuversichtlich: „Ich freue mich auf Oeffingen“, sagt er über den Plan für seine Praxis.