Von Mittwoch an streiken die Ärzte am Klinikum Stuttgart und an weiteren kommunalen Krankenhäusern in der Region. Das dürfte zu Engpässen führen.
Die Ärzte an Kliniken mit kommunalen Trägern sind von Mittwoch bis Freitag deutschlandweit zum Streik aufgerufen. „Noch hoffen wir, dass der Streik abgewendet werden kann“, heißt es vom Klinikum Stuttgart, das in der Stadt als einziges Haus mit Maximalversorgung bestreikt wird, auf Anfrage unserer Zeitung.
Man respektiere das Streikrecht der „mehr als 1200 approbierten Ärztinnen und Ärzte am Klinikum“. Ein Ausstand hätte aber „massive Auswirkungen“ auf die Patientenversorgung. Notfälle würden zwar behandelt und lebenswichtige Operationen durchgeführt. „Von den täglich weit über 100 Operationen wird aber ein großer Teil abgesagt oder verschoben werden müssen“, so Stefan Möbius von der Unternehmenskommunikation. Auch die meisten ambulanten Behandlungstermine, auf die Patienten teilweise lange warten mussten, könnten nicht stattfinden. „Das sind schmerzhafte Einschränkungen in der Versorgung.“
Betroffen ist auch der Rettungsdienst. Denn das Klinikum wird mit seiner Notaufnahme nur sehr begrenzt zur Verfügung stehen. In einem Schreiben, das an die Organisationen des Rettungsdiensts gegangen ist und unserer Zeitung vorliegt, heißt es, es werde eine Notdienstvereinbarung geben. „Das dienstverpflichtete Personal wird jedoch nur solche Notfälle behandeln können, welche in anderen Häusern nicht versorgt werden können und/oder einen Transport in ein Haus der geeigneten Versorgungsstufe nicht überleben würden beziehungsweise dies mit irreversiblen Schäden verbunden wäre“, schreibt das Klinikum in dem Brief.
Klinikum rechnet mit Schwierigkeiten
Das könne erfahrungsgemäß zu Schwierigkeiten bei der Unterbringung von Patienten führen. Im Schreiben an die Retter heißt es deshalb weiter – und relativ deutlich: „Ich bitte Sie, unnötige Diskussionen und Konfrontationen über geografische Nähe, Zuständigkeiten oder Zwangsbelegungen zu vermeiden.“ Dies führe nur zu Frust und einer Verschlechterung der Versorgung kritisch erkrankter oder verletzter Patienten. Zudem hat das Klinikum die anderen Krankenhäuser in Stuttgart informiert.
Beim Deutschen Roten Kreuz (DRK) in Stuttgart betont man derweil die Sicherheit der Patienten: „Sowohl für den Rettungsdienst als auch für die Krankenhäuser gilt, dass zu jedem Zeitpunkt die Notfallversorgung sichergestellt sein muss.“ Man gehe deshalb auch an Streiktagen unverändert davon aus, „dass die Rettungskette funktioniert. Insbesondere in einer Großstadt mit einer solchen Krankenhausdichte“, so eine Sprecherin.
Auch in der Region wird gestreikt
Ob Robert-Bosch-Krankenhaus (RBK), Marienhospital, Diakonie-Klinikum oder Karl-Olga-Krankenhaus: Die Stuttgarter Kliniken mit nicht kommunalen Trägern müssen damit rechnen, dass bei ihnen mehr Patienten als sonst üblich vorstellig werden. „Wir haben akute Engpasssituationen immer im Blick“, betont Mark Dominik Alscher, Medizinischer Geschäftsführer des RBK. Die Klinik wird nicht bestreikt, denn Träger ist die Robert-Bosch-Stiftung. Trotzdem ist man dort auf ein eventuell höheres Patientenaufkommen eingestellt: Die Ankündigung sei mit Vorlauf gekommen. „Dennoch hoffen wir, dass die Notfallversorgung auch in den bestreikten Kliniken noch aufrechterhalten werden kann“, so Alscher weiter.
Auch an zahlreichen Kliniken in der Region werden Ärztinnen und Ärzte die Arbeit niederlegen, so etwa an den Kliniken Böblingen, Herrenberg, Leonberg und Sindelfingen, die zum Klinikverbund Südwest gehören: „Wir haben vorab mit dem Marburger Bund eine Notdienstvereinbarung geschlossen, die die Notfallversorgung in unseren Kliniken sicherstellt“, sagte Lukas Schult, Leiter der Unternehmenskommunikation. Das bedeute, dass Notfälle, die in die Notaufnahmen kommen, vor Ort auch versorgt werden. Planbare Eingriffe wurden bereits und werden im Bedarfsfall aber verschoben. „Nicht verschiebbare onkologische Behandlungen werden jedoch durchgeführt“, so Schult.
Hintergrund des Streiks sind laut Marburger Bund stockende Tarifverhandlungen. Die Gewerkschaft fordert unter anderem 8,5 Prozent mehr Gehalt. Am Mittwoch soll es zum Auftakt auf dem Stuttgarter Marktplatz eine Kundgebung geben. Weitere Streikwellen können folgen, so der Marburger Bund.