Der Wegfall der Budgetobergrenze für Hausärzte ist richtig, verschiebt den Druck aber in Richtung Kassen, glaubt unser Berliner Korrespondent Norbert Wallet.
Das demografisch bedingte Praxis-Sterben führt dazu, dass die verbleibenden Hausärzte mehr Patienten zu versorgen haben. Gleichzeitig lohnt sich die Mehrarbeit aufgrund einer festen Budget-Obergrenze kaum. Umfangreiche Dokumentationspflichten binden Energie und Zeit und bis die Digitalisierung wirklich zu Vereinfachungen führt, wird es wohl noch dauern.
Während die Belastung steigt, steigt aber auch die Wichtigkeit der Hausärzte im Gesundheitssystem. Als Lotsen haben sie die wichtige Funktion, Doppelbehandlungen zu vermeiden, den Patienten den richtigen Facharzt-Pfad zu weisen und damit auch unnötige Behandlungskosten zu sparen. Die Hilferufe der Hausärzte, die zuletzt sogar zum Mittel des Streiks griffen, haben also durchaus ihre Berechtigung. Es ist gut, dass es nun zu einem Gipfel mit Minister Lauterbach gekommen ist.
Und tatsächlich brachte die Runde doch erheblich mehr als nur einen unverbindlichen Gedankenaustausch. Lauterbach überraschte mit einem ausgefeilten Konzept der hausärztlichen Honorierung. Die soll im Kern dazu führen, dass Ärzte Patienten nicht mehr im Quartalsrhythmus einbestellen müssen, um die volle Vergütung zu bekommen. Ähnlich wie bei der Krankenhausreform soll es Vorhaltepauschalen geben. Das ist durchaus ein großer Wurf, der dazu führen kann, dass die Praxen nicht mehr durch Bagatellanliegen überfüllt sind.