Zwischen Baltmannsweiler-Hohengehren und dem Goldboden gibt es keinen durchgängigen Radweg. Der Radweg neben der Landesstraße endet unvermittelt im Gelände – und das seit Jahrzehnten.
Der Schurwald ist bekannt als beliebtes Naherholungsgebiet mit einer guten Infrastruktur für Wanderlustige und auch für Radelnde – eigentlich. Wer allerdings zwischen Baltmannsweiler und Goldboden in Richtung Remstal unterwegs ist, landet plötzlich auf der Straße – und das seit Jahr und Tag.
Nach dem Ortsteil Baltmannsweiler-Hohengehren endet dieser Radweg Richtung Remstal einfach so vor einem Waldstück und man ist gezwungen, auf der Straße weiter zu radeln. Der laut Regierungspräsidium Stuttgart 800 Meter lange Abschnitt zwischen Hohengehren und dem Goldboden liegt 200 Meter entfernt von der Grenze zum Rems-Murr-Kreis. Bei der Straße handelt es sich um die Landesstraße 1150, die Esslingen mit Winterbach im Rems-Murr-Kreis verbindet.
Der Missstand beim Radweg ist schon Jahrzehnte alt
Wie alt dieser Missstand ist und warum der Radweg an dieser Stelle nicht weiter gebaut wurde, bleibt unklar: „Ein genaues Datum sowie die Gründe, weshalb der Radweg genau dort endet, lassen sich hierzu nicht mehr ermitteln, da die Landesstraße mit dem Radweg in diesem Bereichen schon seit vielen Jahrzehnten besteht. Unterlagen oder Akten hierzu liegen uns keine mehr vor“, teilt das Regierungspräsidium lediglich mit.
Da es auf der Landesstraße in diesem Bereich keine Geschwindigkeitsbegrenzung gibt, sei das Radeln dort für weniger Geübte eine echte Herausforderung, urteilt Miran Rebec aus Hohengehren, der sich selbst als erfahrenen Alltagsfahrer bezeichnet und mehrmals pro Woche auf der Strecke nach Stuttgart unterwegs ist.
Tempolimit von 70 Kilometern pro Stunde beantragt
Selbst ihm werde es auf dem Abschnitt manchmal mulmig, wenn Laster mit wenig Abstand vorbei rauschten. Inzwischen hat Rebec beim Straßenverkehrsamt der Esslinger Kreisbehörde ein „durchgängiges Tempolimit“ von 70 Kilometern pro Stunde und ein Überholverbot für Autofahrer beantragt. Außerdem solle der Streckenabschnitt überprüft und neu bewertet werden, fordert der Bürger. Ihm sei allerdings nicht klar, ob es Autofahrern überhaupt zuzumuten sei, dort für 800 Meter das Tempo zu drosseln.
Interessanterweise gibt es bereits seit Jahren Überlegungen, wie der Lückenschluss am Goldboden gelingen könnte. So bestätigt Simon Schmid, der Bürgermeister von Baltmannsweiler: „In der öffentlichen Sitzung des Gemeinderates im Juli 2023 konnten wir berichten, dass der Radweglückenschluss zwischen Hohengehren und Goldboden in den sogenannten „vordringlichen Bedarf“ des Bedarfsplans Radwege an Bundes- und Landesstraßen des Landes (Verkehrsministerium) mit einem geplanten Realisierungshorizont bis 2030 aufgenommen worden ist. Und wenn in 2026 zumindest mit der Planung begonnen wird, befinden wir uns in diesem Zeitraum.“
Das freue die Verwaltung sehr, „da nun die seit Jahren von der Gemeinde geforderte Verbindung eine gewisse Verbindlichkeit bekommt. Rebec sieht das anders, für ihn sei der Bau des Radwegs erst im Jahr 2030 „inakzeptabel“.
Offenbar spielt bei der Realisierung der Planungsaufwand eine große Rolle. „Die Planung wäre sowohl zeitlich als auch personell aufwendig. Auf Grund der Vielzahl an Betroffenheiten, wie beispielsweise zwei Landkreise, dem Eingriff in den Wald, Lage in einem Landschaftsschutzgebiet, Beachtung des Artenschutzes, müssen umfangreiche Abstimmungen mit allen Betroffenen vorgenommen werden“, teilt das Regierungspräsidium mit. Und da mit einem Radweg Fläche neu versiegelt wird, müsse zudem ein Ausgleich für diese Neuversiegelung erbracht werden.
Die Behörde hatte sogar in den beiden Rathäusern in Baltmannsweiler und in Winterbach angeklopft und nach Planungskapazitäten für diesen Abschnitt gefragt, bei dem mit Baukosten von 500 000 bis 700 000 Euro auszugehen sei. Von dort gab es allerdings eine Abfuhr, da „die Planung für eine Gemeinde einen verhältnismäßig hohen Aufwand bedeutet“, wie Simon Schmid erklärt. Man habe die Behörde gebeten, „die Planung in eigener Zuständigkeit durchzuführen“.