Statt von Gezwitscher wird Thomas Quast in Kornwestheim (Kreis Ludwigsburg) oft von Krähen-Rufen und Tauben-Gurren geweckt. Auch Parkplätze seien wegen der Vögel nicht mehr nutzbar. Das Problem gibt es auch anderenorts, der Umgang damit ist schwierig.
Thomas Quast aus Kornwestheim hat ein gefiedertes Problem. Er hat sich mit seinem Klagen wegen Krähen und Tauben im Stadtgebiet an diese Zeitung gewandt. Er spreche sicherlich für Viele, meint er. In der Eastleighstraße in Kornwestheim gebe es Probleme mit Krähen und in der Stotzstraße mit Tauben. „Die Krähenkolonie entlang der Eastleighstraße ruht jetzt. Ab November kommen sie dann wieder, bauen ihre Nester, kämpfen um die Weibchen, verteidigen ihre Nester, und das Ganze von morgens 6 Uhr mit einem Höllendauerlärm – direkt vor unseren Fenstern und über unseren Autos“, schreibt Quast. 27 Krähennester habe er im vergangenen Winter gezählt. Viele Parkplätze seien wegen der Hinterlassenschaften der Vögel gar nicht mehr nutzbar.
„Auf der anderen Seite zur Stotzstraße sitzen Tauben auf praktisch allen Häusergiebeln und rufen sich von dort aus teilweise über zig Meter und bis zu zwei Stunden nonstop ihr ,Gru Gruuuu – gru gru’ zu“, berichtet der Kornwestheimer. Von Stadträten und Verwaltung erwartet sich Quast keine Hilfe. „Seit ich hier in Kornwestheim lebe, glänzt die politische Verwaltung durch Weggucken und Nichtstun“, so sein Urteil in der Sache. Auch aktuell habe er sich an das Ordnungsamt gewandt, aber keine Rückmeldung erhalten. Gerade jetzt, wo die Krähen nicht brüteten, sei Gelegenheit etwas zu unternehmen. So könne man noch schlimmere Auswüchse vielleicht verhindern.
Der Sprecher des Nabu Kornwestheim Bernd Mathe macht Quast wenig Hoffnung auf ein Ende des Lärms. Der Sachverhalt sei, was die Krähen angehe, bekannt: „Die suchen sich, wie wir Menschen, schöne Ecken aus. An der Stelle gibt es einen Baumbestand, der zum Nisten einlädt und genug zu fressen.“ Da könne man wenig tun, meint er. Es seien eben auch Stadtbewohner, wie wir Menschen. Bei den Tauben argumentiert Mathe ähnlich. Natürlich gebe es die theoretische Möglichkeit eines Taubenhauses, durch das die Population kontrolliert werden könne. Aktuell sei es dort aber kein Thema.
Hilft eine Vergrämungsaktion?
Wenig hält Mathe von Vergrämungsaktionen, bei denen etwa bestimmte Rufe vom Tonband gespielt würden, um Krähen zu vertrieben: „Dann haben Sie halt eine andere Art des Lärms.“ Ein solcher Versuch war am Schulcampus Ludwigsburg Anfang des Jahres gestartet worden. Für ein Fazit, ob das wirklich hilft, sei es aber noch zu früh, teilt eine Sprecherin der Barockstadt mit. Härtere Maßnahmen sind wohl schwierig umzusetzen, denn laut Landratsamt dürfen Saatkrähen und Haustauben nicht bejagt werden.
Verwaltung schaut sich Krähenpopulation an
Die Stadtverwaltung Kornwestheim hat sich mit dem Thema beschäftigt. „Bei einer Begehung durch die Stabsstelle Umwelt- und Klimaschutz konnte keine bedenkliche Population festgestellt werden“, erklärt eine Sprecherin. Trotzdem habe man die Population sowohl von Krähen als auch Tauben im Blick. Ein Wildtiermanagement-Konzept werde gerade entwickelt. Laut Landratsamt können darin die Kommunikation mit Bürgern zu dem Thema, aber auch schon Vergrämungsmaßnahmen festgelegt werden.