Melania Trump wirkt immer elegant, wenn auch nicht immer warmherzig. Foto: Getty

Von der US-Präsidentengattin Melania Trump gibt es viele Fotos. Einige davon dürfen nur diejenigen Journalisten verwenden, die auch positiv berichten. Das hat der US-Sender NBC aufgedeckt. Ist das nun gefährlich oder nur peinlich?

Washington - Wie Melania und Donald Trump sich Geborgenheit vorstellen, weiß dank vieler Fotos aus dem Trump Tower die ganze Welt: wie eine Kühlkammer für Luxuskitsch. Manchmal wirkt die US-Präsidentengattin unter all dem Trophäenkram der Profitsafaris selbst wie ein Einrichtungsgegenstand. Auch das mag zur positiven Imagebildung ihres Mannes bei Teilen seiner Wählerschaft beitragen. Was man bislang jedoch erwartet hätte: Dass das Ex-Model als First Lady zwar dort sehr kontrolliert Signale sendet, wo Reporter gerne hinter die Fassade blicken würden – dabei aber stets das kritisch beäugte Gegenüber bleibt.

Dieses Vertrauen ist nun durch einen Bericht des US-TV-Senders NBC ein wenig erschüttert. Die renommierte Fotoagentur Getty Images verbreitet demnach auch Fotos, an denen Melania Trump mitverdient, und hat diese Bilder zusätzlich mit der ungewöhnlichen Nutzungseinschränkung „positive Stories“ versehen. Sie dürfen also nur für wohlwollende Berichterstattung verwendet werden. Das ist kein wirklich knalliger Skandal, auf den zweiten Blick scheint alles harmloser als auf den ersten. Aber darin liegt vielleicht die große Täuschung.

Wer schaut schon auf das Kleingedruckte?

Die 170 Bilder, um die es geht, entstanden in den Jahren 2010 bis 2016, also vor dem Einzug von Donald Trump ins Weiße Haus. Getty Images selbst, andere Bild- und Nachrichtenagenturen sowie viele freie Fotografen haben Unmengen Bilder von Melania im Angebot, die mit keinerlei Einschränkung verknüpft sind. Und selbst jene Medien, die einige der strittigen Bilder abgedruckt haben, beteuern, sie hätten sich in keiner Weise lenken lassen, das Kleingedruckte nämlich gar nicht erst zur Kenntnis genommen.

Genau das aber sollte Alarmglocken läuten lassen. Dass politische Figuren klammheimlich Imagekonditionen in den Produktionsalltag der Medienwelt schmuggeln können, bringt sie nicht nur in die Position, unliebsame Blätter eventuell abmahnen zu können. Es nagt an Regeln und Einverständnissen, etabliert heimlich etwas, auf das man später einmal erpresserisch verweisen könnte: Hie, da und dort hätten Medien doch solchen Gut-für-dich-gut-für-mich-Deals bereits zugestimmt, warum also in einem anderen Fall denn bitte nicht?

Heikle Geschäftsinteressen

Grenzverschiebungen und Regelauflösungen sind Kernkompetenzen von Donald Trump. Dass Melania sich noch kostenpflichtig ablichten ließ, als ihr Mann bereits im Wahlkampf steckte, mag man zunächst bloß für instinktlos halten. Aber Geld für die Bilder floß mindestens noch im Jahr 2017. Das weist auf eine bei der Familie Trump besonders heikle Frage hin, jene nach der Verknüpfung privater Geschäftsinteressen mit politischen Karrieren. Melania Trumps Fotos werden fraglos dadurch interessanter, dass ihr Mann ins Oval Office kam. Sind ihre Bilder ein kleiner Hinweis auf ein Klima, in dem politische Entscheidungen daraufhin abgeklopft werden, wie sie die Selbstvermarktung der Politikerclans beeinflussen?

Noch schwieriger wird das Ganze durch die Person der Fotografin. Die fraglichen Bilder bei Getty stammen von der Belgierin Regine Mahaux, die seit dem Jahr 2006 mit den Trumps arbeitet – aber nun eben auch im Regierungsauftrag tätig ist. Das aktuelle offizielle Porträt der First Lady etwa stammt von ihr. Durch Mahaux werden die Grenzen zwischen professionellem Model, Klatschspaltendiva, Kandidatenfrau und First Lady verwischt, es entsteht eine Einheit nicht nur des Stylings, sondern auch des Bewusstseins, wer Melania Trump ist, was man von ihr erwarten und was sie sich erlauben darf. Zum Glück gibt es bei dem Skandälchen aber auch eine positive Seite: Es dürfte die Wachsamkeit von Journalisten im Umgang mit Fotos wieder erhöhen.