Engpass am Eingang nach Eglosheim: Der Verkehr in Richtung Stadtmitte wird auf die Gegenfahrbahn geleitet. Foto: factum/Granville

Vier Jahre nach dem großen Umbau wird die Frankfurter Straße erneut aufgerissen. Diesmal wird sogenannter Flüsterasphalt aufgetragen. Während die Anwohner auf bessere Zeiten hoffen, sind die Autofahrer nur genervt.

Ludwigsburg - Kilometerlange Staus und großer Frust bei Autofahrern: Seit Pfingsten wird an der Frankfurter Straße im Ludwigsburger Stadtteil Eglosheim gebaut, und das Verkehrschaos erreichte schon bisher zeitweise neue Rekordwerte. Gearbeitet wird dort noch bis Ende September. Bis dahin soll auf einem Abschnitt von 600 Metern ein sogenannter Lärmoptimierter Asphalt aufgetragen werden. Das soll den Lärm um zwei Dezibel mindern.

Zwei Dezibel, das klingt nach fast nichts. Schon ein raschelndes Blatt löst Messwerte von 10, ein Gespräch von 30 Dezibel aus. Der Lärmpegel im Straßenverkehr liegt meist jenseits von 70 Dezibel. Experten des Umweltministeriums verweisen jedoch auf den Unterschied zwischen Lärmmessung und subjektivem Lärmempfinden, denn es gilt: Lärm macht krank! Zwar bemerkten Menschen eine Minderung um nur wenige Dezibel kaum, aber der Körper reagiere darauf. Eine rechnerisch kleine Zahl könne deshalb eine große Wirkung haben.

Gegen den Lärmstress

Selbstverständlich hat auch eine Baustelle auf einer Hauptverkehrsader eine große Wirkung: Viele Autofahrer sind sauer. Zumal sie sich erst vor wenigen Jahrenan gleicher Stelle einen Sommer lang durch eine Baustelle quälen mussten: 2014 wurden dort Gasleitungen verlegt und ein neuer Belag – allerdings kein Flüsterasphalt – aufgetragen. Auch deshalb gehen die Verwaltung und die Stadtwerke Ludwigsburg-Kornwestheim (SWLB), die dort bauen, jetzt in Deckung und verweisen auf die Anwohner: Diese hätten den neuen Fahrbahnbelag gewünscht, nicht die Verwaltung.

Tatsächlich fordern die Eglosheimer schon seit vielen Jahren entweder eine Geschwindigkeitsbegrenzung oder eben schallgedämpften Asphalt. Da sich Tempo 30 oder 40, womit ähnliche Effekte wie mit Flüsterasphalt erzielt werden könnten, auf einer Bundesstraße nicht umsetzen lässt, kämpften sie weiter um den Belag. Im Herbst 2017 machten sich mehrere Stadträte dafür stark und nach zähem Ringen in dem Ausschüssen wurde die 660 000 Euro teure Baumaßnahme im April genehmigt.

Während sich die Anwohner damit trösten können, dass sich für sie von Herbst an wenigstens der Lärmstress mindert, sehen die Pendler nur die Nachteile. Zumal es keine Angebote für eine Umfahrung der Strecke für die Dauer der Bauarbeiten gibt.

Auf diese Weise könne man die Blechlawinen nur nach Asperg oder Freiberg umleiten, verlautete aus dem Ludwigsburger Tiefbauamt. Das aber dürfe man den Nachbarn nicht antun. Genau hierhin aber führt gleichwohl der Schleichverkehr. Dazu aber kam und kommt es immer wieder zu langen Staus in der August-Bebel-, der Markgröninger- oder der Hirschbergstraße bis hin zur Abel- und zur Uhlandstraße. Denn zu der Fahrbahnverengung im Ludwigsburger Norden gesellen sich noch diverse kleine über die Stadt verteilte Baustellen, die die Situation weiter verschärfen. Hier wird ein Gasanschluss erneuert, dort ein Glasfaserkabel verlegt. Stets genug, um Straßen ganz oder teilweise zu sperren.

Zeitaufwendige Leitungsarbeiten

„Wir haben die Bauarbeiten an der Frankfurter Straße in sechs Abschnitte aufgeteilt“, sagt Ulrike Schmidtgen, die Leiterin des Fachbereichs Tiefbau und Grünflächen. Erfreulicherweise habe man die ersten beiden Abschnitte – die Fahrbahn zwischen Hirschberg- und der Hahnenstraße sowie von hier bis zur Markgröninger Straße in Richtung Stadtmitte – in der Hälfte der Planzeit fertigstellen können. „Die Witterung war günstig“, sagt Schmidtgen.

Das allerdings ändert nichts daran, dass das Kernstück der Bauarbeiten – zwischen Kreuzäcker und Rosenackerweg stadtauswärts – die gesamten Sommerferien in Anspruch nehmen wird. Auf diesem Abschnitt wird nicht nur der Belag erneuert, hier müssen die SWLB auch neue Gasleitungen verlegen, was sehr zeitaufwendig ist. Die Autofahrer werden also so oder so noch bis Ende September auf die Probe gestellt.