Die Hochzeit von Prinz Harry und Meghan Foto: dpa

Die Hochzeit im britischen Königshaus hält für Gäste zweiter Klasse Überraschungen bereit.

London - Auch in England können Hochzeitsgäste erwarten, dass für ihr leibliches Wohl gesorgt ist. Nicht mal die ärmsten Gastgeber verstoßen gegen dieses eherne Gesetz. Was aber, wenn eine der wohlhabendsten Familien im Lande vergisst, ihre Gäste zu bewirten? Oder davon ausgeht, dass allein schon die Ehre der Einladung Ausgaben für Speis und Trank überflüssig macht?   So scheint man sich das bei den britischen Royals mit Blick auf die Hochzeit von Prinz Harry und Meghan Markle am 19. Mai gedacht zu haben. Den „eigentlichen“ Hochzeitsgästen, die den Eheschluss mit dem Brautpaar in der Kapelle des heiligen Georg auf Schloss Windsor feiern, fehlt es natürlich an nichts: Sie treffen sich im Anschluss an die Zeremonie zum Festbankett bei der Queen.  

Die mehr als tausend Menschen aber, die eine Einladung zweiter Klasse erhalten haben und nur in den Vorhof der Kapelle, also in die Umfriedung des Schlosses, vorgelassen werden, müssen vier bis fünf Stunden lang ohne Essen und Trinken auskommen – oder sich selbst versorgen. Zum Beispiel bei McDonald’s essen gehen oder aus dem Minimarkt gleich gegenüber vom Schloss etwas einkaufen.   Über eine entsprechende Aufforderung der Krone an diese Gäste, sich für die Dauer ihres Aufenthalts bei Hofe doch bitte selbst zu verpflegen, hatte schon die BBC, Großbritanniens öffentlicher Sender, berichtet. Nun aber, da die Betreffenden ihren offiziellen Einladungsbrief tatsächlich in Händen halten, sind einige doch ziemlich verstimmt.   Vom Lord Lieutenant, dem Beauftragten der Königin, wird ihnen in diesem Schreiben geraten, besser „ein Picknick-Lunch“ mitzubringen, „da es nicht möglich sein wird, vor Ort etwas zu essen oder zu trinken zu kaufen“.

Die Gäste zweiter Klasse sollen die gähnende Leere auf Schloss Windsor verhindern

„Unfassbar“ sei so viel Knauserigkeit, erklärte Saeed Atcha, ein Sprecher karitativer Projekte, dem Londoner „Guardian“. Von den mittellosen Jugendlichen, die er betreue, fragten sich manche, „wie es denn komme, dass die so viel Geld haben – und dass man sein Picknick selbst mitbringen muss“.   Unmut gibt es über die Idee einer Hochzeitsfeier für Gäste erster und zweiter Klasse schon längere Zeit. Hatten nicht Harry und Meghan ausdrücklich darauf bestanden, auch Normalsterbliche sollten „das Gefühl haben, Teil der Feier zu sein“? Hatten sie sich nicht gewünscht, statt Toppolitikern auch Menschen „aller Herkunft und allen Alters“ einzuladen? Vor allem junge Aktivisten aus dem Wohlfahrtsbereich?  

Sehr weit, spotten die Monarchie-Gegner in London, sei es wohl nicht her mit dem Wohlfahrtssinn der Royals. Die Gäste zweiter Klasse, die Fans der Krone für den Vorhof, seien ja nur eingeladen worden als Fernsehstaffage. Ihre Präsenz solle verhindern, dass auf den am 19. Mai in alle Welt ausgestrahlten Fernsehbildern von der Hochzeit eine gähnende Leere auf Schloss Windsor herrsche. Ihr Jubel, ihre Begeisterung würden gebraucht zur Inszenierung einer Fabelhochzeit für ein hundertfaches Millionenpublikum.   Mittlerweile, da sich die Kritik mehrt, scheinen den Hochzeitsveranstaltern ebenfalls Bedenken zu kommen. Angeblich erwägt man nun, den einbestellten Massen wenigstens ein paar Häppchen und vielleicht sogar „eine kleine Erfrischung“ zu servieren.  

Allzu viel Kosten zumuten will man sich bei Hofe aber nicht. Alle Welt muss, in diesen harschen Zeiten, das Gesparte natürlich zusammenhalten. Prinz Harrys und Meghans Hochzeit kostet schließlich schon genug – mehr als eine halbe Milliarde Euro.