Vor knapp drei Monaten ist in Dürrlewang das Parkraummanagement eingeführt worden. Die neue Regelung stößt nicht nur auf Zustimmung. Eine Bürgerinitiative fordert Anpassungen.
Seit Anfang Mai gilt im Stadtteil Dürrlewang Anwohnerparken. Ziel der Maßnahme, die rund 450 öffentliche Parkplätze betrifft, ist es, den Parkdruck zu reduzieren. Die Parkflächen sollen optimal ausgelastet, die Anwohner auch mit Blick auf die dynamische Entwicklung im angrenzenden Gewerbegebiet Möhringen und Vaihingen (Synergiepark) bevorzugt und Pendler zum Umstieg auf öffentliche Verkehrsmittel animiert werden. Außerdem soll das Falschparken reduziert und somit die Verkehrssicherheit erhöht werden. Doch die neue Regelung mit der sperrigen Bezeichnung Parkraummanagement stößt in dem Vaihinger Stadtteil nicht nur auf Akzeptanz.
Die Interessengemeinschaft Osterbronnstraße fordert Nachbesserungen und hat bereits rund 2100 Unterschriften für ihr Anliegen gesammelt. Gemeinsam mit Bezirksvorsteher Marcel Wolf sowie Vertretern der Stadtverwaltung lädt sie am Dienstag, 29. Juli, um 18 Uhr vor dem Stadtteilbüro an der Osterbronnstraße 60 zu einer Info-Veranstaltung ein.
Anwohnerparken in Dürrlewang – Sorgen um Einzelhandel
„Wir sind generell nicht anti, sondern lösungsorientiert“, sagt Bernd Pfeiffer, Sprecher der Interessengemeinschaft, die das Parkraummanagement in Dürrlewang begrüßt. „Für die Anwohner ist es grundsätzlich gut.“ Pendler, die ihr Auto am Rohrer Bahnhof abstellen, und vor allem sogenannte „Mallorca-Parker“, die sich während ihres Urlaubs die Parkgebühren am Flughafen Stuttgart sparen wollen, seien Geschichte. „Wir sorgen uns aber um den lokalen Einzelhandel. Unser Ziel ist es, den Erhalt der Geschäfte zu sichern“, so der 53-Jährige, der seit seiner Geburt in dem Stuttgarter Stadtteil lebt und sich selbst als „Ureinwohner“ Dürrlewangs bezeichnet.
Zwei Punkte hat die Bürgerinitiative, die bereits vor vier Jahren zur Aufwertung des Ortskerns gegründet worden ist, auf der Agenda: Zum einen fordert sie, dass die Zahl der Kurzzeitparkplätze deutlich erhöht wird. Dort ist die Höchstparkdauer auf zwei Stunden begrenzt, Bewohnerparkausweise gelten zudem unter der Woche erst ab 19 Uhr und samstags ab 14 Uhr, aber Kundschaft kann eben die „Brötchentaste“ drücken.„Derzeit kann in der Osterbronnstraße nur auf 14 Parkplätzen rund um den Lidl-Discounter 30 Minuten kostenlos geparkt werden“, so Pfeiffer. Davon würden aber weder der Bäcker, der Gemüseladen, die Restaurants noch die beiden Friseure etwas haben.
Parkraummanagement Dürrlewang: Ruf nach mehr Parkausweisen fürs Gewerbe
Darüber hinaus schlägt die Interessengemeinschaft vor, dass den Einzelhändlern mehr Parkausweise zur Verfügung gestellt werden. Die Regelung der Stadt sieht vor, dass jeder Betrieb unabhängig von seiner Größe und Anzahl der Beschäftigten nur eine Ausnahmegenehmigung erhält. Sie kostet 120 Euro pro Jahr, also viermal mehr als ein normaler Anwohner-Parkausweis. Mehr Ausweise werden nur an Betriebe ausgegeben, die ihre Fahrzeuge zwingend nötig in unmittelbarer Nähe ihres Einsatzortes parken müssen, um ihre Dienstleistungen ausführen zu können. Hier nennt die Stadt unter anderem Pflegedienste. „Man sollte kulanter sein“, sagt Pfeiffer.
Bäcker hofft in Dürrlewang auf kreative Lösungen
Bäckermeister Holger Bausch hat sieben Mitarbeiter, die in den frühen Morgenstunden in seiner Backstube an der Osterbronnstraße anrücken, um frische Brötchen und Brezeln zu backen. Für seine Angestellten würde er sofort Parkausweise für Gewerbetreibende besorgen. „Wenn ich doch nur dürfte“, sagt er. Ihnen ständig Parkscheine zu kaufen, sei zu teuer – ein ganzer Tag kostet 11,30 Euro – und zu umständlich. „Dann bin ich ja nur noch mit der Abrechnung beschäftigt.“ Auf Busse und Bahnen zu setzen, würde aufgrund der Anfangszeiten auch keine Alternative darstellen. „Mein Team beginnt zwischen 2 und 5 Uhr.“ Ebenso wenig würde es Sinn ergeben, in den angrenzenden Wohngebieten, in denen es noch kein Parkraummanagement gibt, nach einem Parkplatz zu suchen. Verdrängungseffekte könne man dort bereits spüren. „Nachts dreht man dort vergeblich seine Runden.“ Er habe auch schon versucht, private Stellflächen anzumieten. „Bislang vergeblich“, so Bausch, der von Seiten der Stadt auf eine flexiblere und kreativere Lösung hofft. „Zumal direkt vor unserer Tür tagsüber alles frei ist.“
Pfeiffer ist sich bewusst, dass der Wunsch des Bäckermeisters wohl nicht erfüllt wird. Ähnliche Forderungen hat die Verwaltung in anderen Stadtteilen bislang kategorisch abgelehnt. Unter anderem hatte im Sommer 2021 im Lindenschulviertel in Untertürkheim der dortige Industrie-, Handels- und Gewerbeverein nach Einführung des Parkraummanagements Sonderregelungen für Arbeitnehmer gefordert. Der Vorschlag: Parkausweise, die nur im Zeitraum von 7 bis 18 Uhr gelten und Mitarbeitern von ortsansässigen Betrieben sowie Lehrern zur Verfügung gestellt werden. Doch ihr Vorstoß wurde von der Verwaltung abgeschmettert. Die stadtweiten Rahmenbedingungen wurden unter anderem nicht aufgeweicht, weil man sich auch im Rathaus bewusst war, dass solch ein Schritt eine Signalwirkung für andere Stadtteile gehabt hätte. Zugleich wird immer wieder darauf verwiesen, dass der öffentliche Raum begrenzt ist und es die eine Lösung, die allen Verkehrsteilnehmern gerecht wird, nicht gibt.
Dass in Dürrlewang eine Ausnahme gemacht wird, ist dementsprechend nicht zu erwarten. Durchaus möglich ist indes aber, dass die Zahl der Kurzzeitparkplätze erhöht wird. „Eine Erweiterung ist grundsätzlich bei einem entsprechenden Bedarf möglich“, sagt Stadtsprecher Oliver Hillinger. Eine Auswertung habe ergeben, dass die bisherigen Kurzzeitparkplätze mit täglich bis zu zwölf Parkvorgängen wie gewünscht kurzzeitig genutzt werden.