Die komplette Schule ist bei der Sanierung mit einer energetisch wirksamen, gläsernen Doppelfassade ausgestattet worden. Foto: Horst Rudel

Nachforderungen treiben die Sanierungskosten für das Geislinger Michelberggymnasium um 1,4 Millionen Euro auf nun 21 Millionen Euro – die Stadtverwaltung erwägt rechtliche Schritte.

Geislingen - Die erneute Kostensteigerung von 1,4 Millionen Euro für die Sanierung und den energetischen Umbau des Geislinger Michelberggymnasiums in ein Plus-Energie-Gebäude, das mehr Energie erzeugen soll, als es verbraucht, könnte ein rechtliches Nachspiel haben. Der Oberbürgermeister Frank Dehmer kündigte jedenfalls an, die Kostensteigerungen aufzuarbeiten und möglicherweise auch rechtliche Schritte gegenüber den Verursachern zu prüfen. Als erste Reaktion auf die erneuten außerplanmäßigen Ausgaben hat die Geislinger Verwaltung dem bisherigen Fachplaner Michael Kammerer die Zusammenarbeit aufgekündigt.

Die Kosten steigen auf 21 Millionen Euro

„Es gibt vermutlich Fehler, an denen wir Kritik üben werden“, sagte Dehmer. Genauere Details wollte der Verwaltungschef nicht nennen. Unlängst hatte der Geislinger Gemeinderat den außerplanmäßigen Ausgaben von 1,4 Millionen Euro für die Generalsanierung des Michelberggymnasiums mit lediglich zwei Gegenstimmen zähneknirschend zugestimmt. Damit erhöhen sich die Kosten der Schulsanierung auf 21 Millionen Euro.

Die Handwerker monieren eine fehlende Ausführungsplanung

Nachforderungen der Handwerker hatte es vor allem in den Gewerken Verblechungsarbeiten, Elektrotechnik, Beleuchtung, Abbruch und Umbau gegeben. Als Begründung hatten die Betriebe vor allem unvollständige Leistungsverzeichnisse und eine fehlende Ausführungsplanung angegeben.

Bereits während der zweijährigen Bauzeit war der Siegener Architekt Horst Höfler im Geislinger Gemeinderat massiv in die Kritik geraten, da die ursprünglich mit 13,1 Millionen Euro veranschlagten Kosten während der Bauzeit auf 15,6 Millionen Euro kletterten und kurz vor der Einweihung des Schulumbaus im Oktober 2016 schließlich bei 19,6 Millionen Euro lagen. Die Kommune hat für den Schulumbau Zuschüsse von insgesamt 7,02 Millionen Euro erhalten und hofft außerdem darauf, dass sich die Nachbarkommunen, die ihre Kinder ins Michelberggymnasium schicken, an den Kosten beteiligen werden.

Das innovative Energiekonzept wird zwei Jahre lang protokolliert

Schon vor einem Jahr machte das städtische Bauamt zu geringe Massenberechnungen, unsaubere Kostenermittlungen sowie Kostensprünge im Bereich Technik für die Steigerungen verantwortlich. Diese Arbeiten seien nicht in der Tiefe durchgeplant worden, und in der Folge habe es teure Zeitverzögerungen gegeben, lauteten die Vorwürfe gegenüber dem Architekten und dem Fachplaner. Bis zum Redaktionsschluss hat der Fachplaner keine Stellungnahme zu den genannten Vorwürfen abgegeben. Für das kommende Jahr hat die Kommune weitere 200 000 Euro für die Nachjustierungen der technischen Anlagen im Rahmen eines zweijährigen Monitorings eingeplant. Mit dieser Protokollierung will die Verwaltung die Auflagen der Deutschen Bundesstiftung Umwelt erfüllen, die ihren Zuschuss von 800 000 Euro an eine Kontrolle des innovativen Wärmeschutz- und Energiegewinnungskonzepts gekoppelt hatte. Dieses sieht die wärmeenergiesparende Klimatisierung über eine vorgehängte Glasfassade samt einem gut dämmenden Luftpolster vor sowie die Energiegewinnung über schattenspendende Fotovoltaikdachelemente und Sonnenkollektoren.

Im vorigen Sommer hatte das Thema Gebäudetechnik bereits die Gemüter erhitzt, als deutlich wurde, dass die bisher installierten Lüfter nicht ausreichen, um die nach Südwesten gelegenen Klassenzimmer mit ausreichend kühler Luft zu versorgen. Außerdem läuft das Zusammenspiel der einzelnen Komponenten der Gebäudetechnik immer noch nicht automatisiert ab und muss stattdessen manuell geregelt werden.