Mit einer Säge waren Diebe bei einer Tannenbaum-Zucht von Harald Kauffmann auf dem Schmidener Feld zugange. Sie hinterließen Lücken – aber kein Geld. Foto: Ingrid Sachsenmaier

Bei einem Landwirt werden Weihnachtsbäume auf dem Acker abgesägt und gestohlen. Auch auf weihnachtliche Dekoration haben es unliebsame Zeitgenossen abgesehen – an einem Ort, den man nicht für möglich hält.

Fellbach - Besinnliche Stimmung kam bei Landwirt Harald Kauffmann nicht auf, als er jüngst auf seinen Weihnachtsbaum-Acker im Schmidener Feld kam. Dreiste Diebe hatten 20 Tannenbäume abgesägt und mitgenommen. Die Nordmanntannen waren zwischen 1,50 und zwei Meter hoch und dieses Jahr für den Verkauf bestimmt. „Die haben sich die schönsten Bäume quer durch die Plantage ausgesucht.“

Der Schaden beläuft sich auf mindestens 700 Euro. Denn die Diebe haben auch noch an anderen, höher gewachsenen Bäumen Zweige abgeschnitten und mitgenommen. Die „Kirchenbäume“, so nennt Harald Kauffmann die bis zu acht Meter hohen Pflanzen, seien zwar „nicht verloren“. Er müsse sie nun aber weiter oben absägen und verliere somit wertvolle Meter. Er habe vor ein paar Tagen beim Vorbeifahren noch einen weißen Sprinter an besagtem Acker am Feldrand stehen sehen, erinnert sich Kauffmann. Gutgläubig habe er vermutet, dass jemand austreten müsse. Jetzt, nach dem Diebstahl, glaubt er, dass es das Fahrzeug der Täter gewesen sein könnte. „In so einen Sprinter passen 20 Tannenbäume.“

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Auch Helli Schmieg aus Oeffingen ist jüngst der Atem gestockt, aber aus einem ganz anderen Grund. Sie hatte am Sonntagmorgen das Grab ihres vergangenes Jahr verstorbenen Mannes Rolf auf dem Friedhof besucht hat. Wenige Tage zuvor hatte sie es wunderschön weihnachtlich geschmückt. Die roten Kugeln von einem kleinen Tannenbaum wurden aber entwendet, nur das Bäumchen selbst blieb stehen. Außerdem fehlt ein beleuchteter Stern, der zur Weihnachtsdekoration gehörte. Helli Schmieg kann sich nicht beruhigen. „Das ist doch unverschämt, nicht einmal die Toten werden in Ruhe gelassen.“ Wer mache denn so was, Schmuck von Gräbern stehlen. „Wenn sich jemand keine Weihnachtskugeln leisten kann, dann soll er sich bei mir melden“, bietet sie an. „Ich schenke ihm fünf Kartons.“

Auch eine schwere Holzbank wird zum Diebesgut

Das Phänomen, dass Christbäume geklaut, Grabschmuck gestohlen oder auch Deko-Gegenstände in Gärten und vor Hauseingängen entwendet werden, ist nicht neu, aber die Fälle mehren sich in diesen Tagen. In der Goethestraße in Waiblingen, einer ruhigen Wohngegend, wurden neulich von Unbekannten bepflanzte Schalen von den Gartenzaun-Säulen gestoßen. Beim Aufprall auf dem Boden litt nicht nur die Bepflanzung, auch die Plastikschalen gingen kaputt. Die betagte Hausbesitzerin hat die Polizei informiert. Blumenschalen wird sie wohl nicht mehr aufstellen. Helli Schmieg kann von einem weiteren Fall aus ihrer Familie berichten. In den Weinbergen von Beutelsbach stand eine große, geschnitzte Holzbank vor einem Wengerterhäusle. Eines Tages war sie weg. „Da muss man schon mit einem Lastwagen kommen, um das schwere Stück abzutransportieren. Einer allein schafft das nicht“, sagt die Besen-Wirtin enttäuscht.

Diebstähle auch in großem Umfang häufen sich

Dieses Gefühl teilt Harald Kauffmann. Zwei Jahre liegt es zurück, dass sich in der Vorweihnachtszeit Unbekannte auf seiner Christbaumkultur, damals im Hofener Feld, in Selbstbedienung mit Tannenreisig eingedeckt hatten. Dann kam ein Coup in ganz großem Stil, Anfang des Monats. 150 Bäumen, die zum Verkauf bereit auf einem Firmengelände in der Stuttgarter Straße in Fellbach gelagert waren, wurden an einem Wochenende gestohlen.

Auch in Nachbarkreisen wird ähnliches registriert. Vorige Woche wurden aus einem umzäunten Gelände auf dem Parkplatz eines Einkaufsmarktes in Schwäbisch Gmünd 90 Nordmanntannen im Gesamtwert von 2000 Euro entwendet. Gefasst wurden die Täter bisher in keinem der Fälle. Die Polizei ermittelt, ob es sich eventuell um „wandernde Banden“ handeln könnte.

Wie regieren die Kommunen?

Vorfälle wie das Aufbrechen von Opferstöcken in Kirchen oder das Stehlen von Gemüse von Feldern, das gezielte Abpflücken ganzer Obstbäume und das Entwenden von Weinblättern tauchen das ganze Jahr über im Polizeibericht auf. Dabei kommen längst nicht alle Vorfälle zur Anzeige. Dass sich auch Weihnachten vom Fest der Liebe zum Fest der Diebe entwickelt ist aber kein Kavaliersdelikt. Städte und Gemeinden reagieren schon seit Jahren beim Schmücken von Weihnachtsbäumen darauf. An den unteren Ästen wird keine Dekoration mehr angebracht. Und die Lichterketten sind so weit oben installiert, dass keiner sie beim Vorbeigehen herunterreißen kann.