Im Großraumbüro kann es zuweilen laut werden. Foto: Fotolia

Ständig quasselt einer, schaut einem über die Schulter, reißt das Fenster auf – wir haben die fünf nervigsten Situationen im Büro gesammelt.

Ständig quasselt einer, schaut einem über die Schulter, reißt das Fenster auf – wir haben die fünf nervigsten Situationen im Büro gesammelt.

Wenn die Kollegen laut telefonieren, im tiefsten Winter die Heizung ausmachen oder beim kleinsten Sonnenstrahl die Jalousien runterlassen, kann das nerven. Wir haben unter Kollegen fünf Situationen ermittelt, die am meisten nerven – und den Coach Martin Wehrle gefragt, was hilft. Sein kritisch-humorvoller Bestseller „Ich arbeite in einem Irrenhaus“ ist das meistverkaufte Buch aus der Arbeitswelt. Sein aktuelles Buch heißt „Bin ich hier der Depp – Wie Sie dem Arbeitswahn nicht länger zur Verfügung stehen“ (14,99 Euro).

Ich fühle mich oft von Kollegen gestört – die Telefone schrillen, irgendjemand hat immer die Klappe offen, der Chef glotzt im Vorrübergehen auf den Bildschirm . . . „Das Großraumbüro galt lang als Zukunftsmodell. Aus Sicht der Unternehmen zu Recht. Viele konnten durch die Nutzung großer Büroflächen die Betriebskosten senken. Für die Arbeit ist es aber eher kontraproduktiv. Studien haben gezeigt, dass Beschäftigte im Großraumbüros einen größeren Stresspegel haben. Sie sind weniger produktiv und werden auch leichter krank. Wie man dort die Arbeitsatmosphäre verbessern kann? Nur durch Abgrenzung und klare Regeln. In gut organisieren Bürogemeinschaften erkennen alle an, das der Ruhebedürftige Vorrang hat vor denen, die sich unterhalten wollen oder müssen. Dazu gehört, dass man Kollegen bei der Arbeit nur bei dringenden Anliegen unterbricht. Wer mit einem Kollegen reden muss, geht besser direkt zu ihm hin und schreit nicht durch den Raum.

Für Telefongespräche gilt, dass das Gespräch so leise wie möglich geführt wird. Dass das geht, kann jeder miterleben, wenn Kollegen privat telefonieren. Sie sprechen dann unbewusst viel leiser. Wer sich komplett in seine Arbeit versenken will, dem empfehle ich ruhig auch mal Ohrstöpsel. Und Arbeitgebern rate ich, sich bei der Raumgestaltung nicht nur von Kostenfragen leiten zu lassen, sondern die sozialen und psychologischen Bedürfnisse der Angestellten zu berücksichtigen.“

Kollegen und Kolleginnen, die zu jeder Jahreszeit das Fenster aufreißen, können extrem nerven. Im Sommer erhitzt sich das Büro auf Sauna-Temperatur, im Winter krieg ich Frostbeulen. „Der Streit über das optimale Raumklima ist Phänomen des Großraumbüros. Menschen sind Individuen. Sie brauchen einfach ein eigenes Revier. Wie beim Lärmpegel rate ich auch hier, dass man sich im Kollegenkreis darauf einigt, dass die, die frieren Vorrang haben. Sprechen Sie miteinander! Wenn der Frischluftfanatiker das Fenster aufreißt und die Frostbeule es wortlos wieder schließt, wird die Situation eskalieren und die Panzer fahren auf. Gehen Sie Kompromisse ein. Und nehmen Sie Rücksicht auf erkältete Kollegen.“
Gyros mit Zaziki ist ja eine feine Sache. Aber bitte nicht am Schreibtisch! Auch Kollegen und Kolleginnen, die im Büro ihre Schuhe und sogar ihre Socken ausziehen, müssen nicht sein.
„Zumutungen sollte man klar ansprechen und den Ärger keinesfalls runterschlucken. Vermeiden Sie aber verletzende Bemerkungen wie ‚Du stinkst‘. Sagen Sie es besser mit einer Ich-Botschaft: ‚Ich komme nicht klar mit dem Geruch. Kannst du dein Zaziki bitte woanders essen?.‘“
Was mich auf die Palme bringt: Dass es keinen Respekt mehr vor der Kommunikationssituation gibt. Ich bin erkennbar mit x und y im Gespräch, da kommt z dazu und quatscht mit einem ganz anderen Thema dazwischen. Oder ein Kollege, mit dem man gerade spricht, geht an sein Telefon, wenn es läutet. Das ist unhöflich.
„Auch solche Situationen sind dem Arbeitsklima geschuldet, das in vielen Firmen herrscht. Multitasking wird gepriesen. Überall wird erwartet, dass man alles jetzt gleich und sofort erledigt. Da kommen Regeln des Anstands und der Höflichkeit auch mal unter die Räder. Ich rate in solchen Situationen, dass Sie Ihrem Gegenüber ein unmittelbares Feedback geben. Sagen Sie dem Störenfried freundlich aber bestimmt, dass Sie sich gerade unterhalten und dass Sie eine Störung nicht akzeptieren können.“
„Die Schwätzer in der Firma nerven. Einige stehen ständig zusammen und quatschen hinter dem Rücken anderer oder sie jammern sich gegenseitig was vor, wie viel Arbeit sie haben.“
„Lästermäuler gibt es in jeder Firma. Die Menschen reden nun mal gern übereinander. Dafür gibt es kein einfaches Rezept. Denken Sie aber immer daran, dass Lästerer nur dann agieren können, wenn sie Zuhörer finden. Wenn Sie das Getratsche nicht gutheißen, distanzieren Sie sich. Gehen Sie weg. Zeigen Sie, dass sie sich an Diffamierungen nicht beteiligen. Wer selbst gern tratscht, dann aber beleidigt ist, wenn er Gegenstand von Lästereien wird, ist in meinen Augen ein Heuchler.“