Stabwechsel in der Bachakademie: „Bach-Papst“ Helmuth Rilling (rechts) gibt nach mehr als drei Jahrzehnten sein Lebenswerk offiziell an seinen Nachfolger. Hans-Christoph Rademann (links) soll die traditionsreiche Einrichtung künftig führen - und will einiges anders machen. Zu dem Festakt war auch Bundespräsident Joachim Gauck (Mitte) nach Stuttgart gekommen. Foto: dpa

Stabwechsel in der Bachakademie: „Bach-Papst“ Helmuth Rilling gibt nach mehr als drei Jahrzehnten sein Lebenswerk offiziell an seinen Nachfolger. Hans-Christoph Rademann soll die traditionsreiche Einrichtung künftig führen - und will einiges anders machen.

Stuttgart - Ende einer Ära: Der Gründer der Internationalen Bachakademie Stuttgart hat sein Lebenswerk in die Hände seines Nachfolgers gelegt. Bei einem Konzert in der Stuttgarter Liederhalle gab der renommierte Leiter Helmuth Rilling am Samstag den Stab offiziell an Hans-Christoph Rademann. Der 48 Jahre alte Chefdirigent des RIAS Kammerchors hat bereits angekündigt, künftig mehr junge Leute für Bach begeistern zu wollen.

Zu dem Festakt war auch Bundespräsident Joachim Gauck nach Stuttgart gekommen. „Viele verdanken ihm den Zugang zu Bach, zur Musik“, sagte Gauck. „Viele verdanken ihm den Zugang zu einer Lebensfreude, die einfach unersetzbar ist.“

Zur Übergabe in Stuttgart dirigierten Rilling und Rademann jeweils eine Kantate - begleitet von der Gärchinger Kantorei und dem Bach-Collegium Stuttgart, den beiden Ensembles des Hauses.

Rilling hatte die Bachakademie vor 32 Jahren gegründet

Der 80 Jahre alte Rilling hatte die Bachakademie vor 32 Jahren gegründet. Weltweit gibt es inzwischen 20 Akademien - wobei die Gründungsstadt als eine Art Keimzelle gilt.

„Helmuth Rilling ist ein Botschafter der deutschen Kultur wie nur wenige andere“, betonte Gauck während des Festakts, zu dem auch Baden-Württembergs Ministerpräsident Winfried Kretschmann und Stuttgarts Oberbürgermeister Fritz Kuhn (beide Grüne) gekommen waren. „Vielleicht sind Bach und Rilling irgendwie Zwillinge“, scherzte Gauck. Allerdings habe Rilling nie einen Zweifel daran gelassen, wer das eigentliche Genie sei.

Den Dirigentenstab hält Deutschlands „Bach-Papst“ aber auch nach dem Wechsel fest: Nur ein Jahr Akademiepause hat er sich verordnet, spätestens in der Saison 2014/15 will er sich mit mehreren Konzerten zurückmelden.

Sein Nachfolger Rademann will indes frischen Wind in die traditionsreiche Einrichtung bringen: „Wir müssen uns musikalisch mehr strecken und mit der Akademie mehr in die Gesellschaft gehen“, hatte er jüngst angekündigt. Ein erster Schritt soll die Zusammenführung von Breakdance, Jazz und Johann Sebastian Bach auf dem diesjährigen Musikfest in Stuttgart sein.