Weniger Getreide, faule Kartoffeln, Ungewissheit beim Wein - Das Bundesagrarministerium rechnet mit einer schlechteren Ernte in diesem Jahr. Grund dafür: der Klimawandel. Darauf sollten sich Landwirte besser vorbereiten.
Ungünstige Witterungsbedingungen werden in diesem Jahr wohl für eine schlechte Ernte in Deutschland sorgen. Alleine bei der Getreideernte wird bei einer Gesamtmenge von 34,5 Millionen Tonnen ein Minus von 9 Prozent zum Vorjahr erwartet, wie aus dem am Mittwoch vorgestellten Erntebericht des Bundesagrarministeriums hervorgeht. Ministerium und Naturschützer mahnen deshalb dringend Maßnahmen zur Klimaanpassung in der Landwirtschaft an.
Besonders groß wird der Ertragsrückgang demnach beim Winterweizen ausfallen. Hier sei gegenüber dem Vorjahr ein Minus von fast 15 Prozent auf 18 Millionen Tonnen zu erwarten. Die bundesweite Anbaufläche verringerte sich um knapp 12 Prozent auf rund 2,5 Millionen Hektar. Der deutlich weniger angebaute Sommerweizen werde dagegen mit 473.600 Tonnen voraussichtlich auf ein Vierfaches des Vorjahres kommen.
Die Prognose des Ministeriums deckt sich größtenteils mit den Zahlen zur Getreideernte, die der Deutsche Bauernverband bereits vergangene Woche veröffentlicht hat. Dieser geht von einer Gesamtgetreidemenge von 39,3 Millionen Tonnen aus, rechnet dabei aber auch den Körnermais mit ein, der sich nach Angaben des Verbandes jedoch nur sehr schwer prognostizieren lasse.
Minus von etwa sechs Prozent bei Kartoffelernte
Für die Kartoffelernte ergibt sich laut Ministerium bei den Erträgen von gut 41 Tonnen pro Hektar gegenüber dem Vorjahr ein Minus von etwa sechs Prozent; und das, obwohl die Anbaufläche über 9 Prozent größer sei. Jedoch hätten die durch Nässe erschwerte Ernte im Vorjahresherbst sowie die folgenden Niederschläge die Ackerböden schwer befahrbar gemacht und dadurch die Auspflanzung verzögert. Das feuchte Wetter begünstige außerdem Knollenfäule.
Ebenfalls witterungsbedingt starke Einbußen seien für die Erntemenge beim Obst zu erwarten. So hätten der späte Frost im April und der feuchtwarme Sommer in vielen Obstbauregionen zu erheblichen Schäden geführt. Bei Äpfeln etwa geht die Schätzung von einer Erntemenge von 734.000 Tonnen aus, mehr als ein Viertel weniger als im Vorjahr. Auch beim Wein gebe es bereits Totalausfälle. Hier könne nur noch ein trockener Spätsommer Ertrag und Qualität retten.
Leicht überdurchschnittlich werde mit rund 49.000 Tonnen hingegen voraussichtlich die Hopfenernte ausfallen. Deutschland würde damit erstmals seit 10 Jahren wieder vor den USA als weltweit größter Erzeuger der für das Bierbrauen zentralen Nutzpflanze liegen. In den vergangenen Jahren habe die durchschnittliche Erntemenge in Deutschland bei etwa 45.000 Tonnen gelegen.
Cem Özdemir äußert sich zu Schadensrisiko in der Landwirtschaft
Das Schadensrisiko in der Landwirtschaft werde durch den Klimawandel in den kommenden Jahren weiter anwachsen, betonte Bundesagrarminister Cem Özdemir (Grüne). Neben Klimaschutz sei deswegen auch die Anpassung an die veränderten Bedingungen „das Gebot unserer Zeit“. Entscheidend dafür sei auch ein nachhaltigerer Umgang mit Wasser: Was an Feuchtigkeit 2024 zu viel war, müsse für Dürrejahre wie 2019 gespeichert werden.
Ähnlich äußerte sich auch der Umweltverband Nabu: „Das jährliche Pendeln zwischen zu viel oder zu wenig Wasser auf unseren Äckern belastet die Lebensmittelproduktion und Betriebe gleichermaßen“, erklärte Nabu-Präsident Jörg-Andreas Krüger. Landwirte müssten den Folgen des Klimawandels durch mehr Bodenschutz, vielfältige Fruchtfolgen und die Auswahl robuster Sorten selbst etwas entgegensetzen. „Die Politik ist in der Verantwortung, jene zu fördern, die auf Nachhaltigkeit und Klimawandelanpassung setzen, statt auf kurzfristige Maximalprofite.“