In Corona-Zeiten starten und landen weniger Flugzeuge am Stuttgarter Flughafen. Für die fluglärmgeplagten Anwohner ist dies von Vorteil. Foto:  

Die Stadt Waldenbuch hat Sorge, dass die Bürger mit der Änderung der Flugrouten künftig stärker unter Fluglärm leiden könnten, und will einen Bericht des Lärmschutzbeauftragten des Stuttgarter Airports.

Waldenbuch/Filder - Der Flugverkehr hat sich durch die Coronapandemie stark verändert. Während 2019 noch 142 341 Flugbewegungen am Flughafen Stuttgart zu verzeichnen waren, fiel die Zahl 2020 auf 58 803 Flugbewegungen – ein drastisches Minus von fast 60 Prozent. Was für die Airlines und Flughäfen einer Katastrophe gleichkam, war für die Bürger, die in nah am Flughafen liegenden Gemeinden wohnen, allerdings recht erholsam. Denn mit den reduzierten Flugbewegungen sank auch die Lärmbelästigung durch vorbeirauschende Maschinen.

Bürger meinen, dass mehr Flugzeuge an Waldenbuch vorbeifliegen

Waldenbuch galt bislang eigentlich noch nicht als Stadt, die von Fluglärmbelästigung stark betroffen ist. Trotzdem haben aufmerksame Bürger, die die Routen miteinander vergleichen, eine Veränderung bemerkt. Vor allem spürbar sei diese seit vergangenem Jahr, da der Flugverkehr nun wieder angezogen hat. „Einige Bürger haben die Wahrnehmung, dass nun mehr Maschinen an Waldenbuch vorbeifliegen“, sagt Michael Lutz, Bürgermeister der Schönbuchstadt. Ob das nur ein persönliches Empfinden ist oder nicht, gilt es nun herauszufinden.

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Tatsache ist, dass am Flughafen Stuttgart derzeit Diskussionen um neue Abflugrouten geführt werden, die eher in Richtung Osten spürbar sein werden. Waldenbuch liegt zwar westlich des Flughafens, die Bürger sind aber dennoch daran interessiert, ob sich die Veränderungen auch auf ihre Stadt auswirken werden. Um darüber Auskunft zu erhalten, hat Michael Lutz eine Einladung an den Lärmschutzbeauftragten Stefan Köhler geschickt, der im Rahmen der Flugaufsicht die Kontrolle der Flugbewegungen wahrnimmt und sich der Fluglärmbekämpfung mit dem Ziel widmet, Schutz gegen Luftverunreinigungen zu bieten. „Wenn er der Einladung folgt, wird er im Gemeinderat darüber berichten, was Waldenbuch künftig in Bezug auf Fluglärm zu erwarten hat.“

Waldenbuch will einen Sitz in der Fluglärmkommission

Darüber hinaus hat der Verwaltungsausschuss bei seiner vergangenen Sitzung beschlossen, einen Antrag zur Aufnahme in die Fluglärmkommission zu stellen. Diese hat die Aufgabe, die Deutsche Flugsicherung zu beraten, und umfasst derzeit 15 Städte und Gemeinden, die direkt von dem An- und Abflugslärm des Stuttgarter Flughafens betroffen sind.

Mehr als die 15 Mitglieder sind aktuell allerdings nicht in der Fluglärmkommission zugelassen, weshalb die Stadtverwaltung momentan keine Chance sieht, einen Sitz zu erhalten. „Allerdings wird auch hier bereits darüber beratschlagt, ob künftig mehr betroffene Gemeinden zugelassen werden können“, erklärt Bürgermeister Michael Lutz. Bis diesbezüglich eine Entscheidung fällt, wird die Stadt Waldenbuch einen Antrag auf einen Gaststatus stellen, um über weitere Veränderungen im Flugverkehr im Bilde zu bleiben.