Die Brücke wird in Gizeh in Ägypten gebaut, das vor allem für seine Pyramiden bekannt ist. (Symbolbild) Foto: dpa/Oliver Weiken

Das Bauprojekt hat es sogar schon ins ägyptische Fernsehen geschafft: Eine Brücke nahe Kairo verläuft sehr nahe an Hausfassaden. Das Internet lacht über die Baufirma, doch für die Bewohner ist das weniger lustig.

Kairo - Der Bau einer neuen Hochstraße direkt entlang mehrerer Wohnhaus-Fassaden hat in Ägypten für Kopfschütteln und Spott gesorgt. Die Brücke der neuen Schnellstraße in Giseh bei Kairo verläuft dort so nah entlang der Gebäude, dass Bewohner von ihrem Balkon im dritten Stockwerk fast den Rand der Brücke berühren können. Nach offiziellen Angaben liegen nur 50 Zentimeter zwischen den Fassaden und der Brücke, über die bald der ägyptische Großstadtverkehr brausen soll. Die Straßen in Kairo und Giseh sind meist hoffnungslos verstopft.

Im Internet spotteten Nutzer über die offenbar miserable Planung der zuständigen Baufirma. Auf Facebook machten Witze die Runde über Berufspendler, die Busfahrer bitten, sie an ihrem Balkon abzusetzen. Andere scherzten, dass sie nun direkt im Wohnzimmer parken oder Maut vom Balkon aus erheben könnten. Ein Bild zeigt die neue Brücke und dazu zwei Ermittler vor einer Leiche. Einer der Ermittler sagt, der Getötete sei im Schlaf von einem Auto erfasst worden. Auch der bekannte TV-Moderator Amr Adib griff das Thema in seiner Sendung auf.

In Ägypten blüht aktuell das illegale Baugeschäft

Der Vorsitzende der ägyptischen Baubehörde, Mahmud Nassar, kündigte eine Zählung aller betroffenen Gebäude an. Es stehe ein Betrag von umgerechnet 14,6 Millionen Euro zur Verfügung, um deren Bewohner zu entschädigen. Das gelte allerdings nur für Bewohner von legal gebauten Wohnhäusern. In Ägypten blüht das Geschäft mit illegalen Bauprojekten, weil Behörden die nötigen Genehmigungen oft nur sehr langsam oder nach hohen Schmiergeldzahlungen vergeben.

Anwohner beteuerten im Interview mit einem örtlichen TV-Sender, ihre Häuser seien legal gebaut worden. Und durch die bevorstehende vier- bis sechsspurige Schnellstraße drohten jetzt Lärm, starke Abgase und sogar Autounfälle vor dem eigenen Balkon. Auch die Wasser- und Stromversorgung werde seit Baubeginn immer wieder unterbrochen. Ein Anwohner sagte: „Wenn ein Auto an mir vorbei fährt, kann der Fahrer auf dem Balkon mit mir Tee trinken.“