Die Tempelwächter freuen sich über jeden einzelnen Touristen. Foto: Christiane Neubauer

Seit der Januar-Revolution 2011 lahmt Ägyptens Tourismusindustrie - mit dramatischen Auswirkungen für das Land. Urlauber profitieren: Die Kulturschätze am Nil kann man jetzt günstig und exklusiv besichtigen.

Luxor - Halbe Kraft voraus: Als die „Sudan“ im Hafen von Assuan längsseits geht, zücken die Menschen auf der Promenade Handys und Fotoapparate. Denn der Schaufelraddampfer, Baujahr 1921, ist nicht nur hübsch anzusehen. Er hat Kultcharakter - spätestens seit er für die Verfilmung von Agatha Christies „Tod auf dem Nil“ als Kulisse diente und Peter Ustinov, alias Detektiv Hercule Poirot, über das Promenadendeck schlenderte. Heute tummeln sich jedoch nur eine Handvoll Reisende auf dem Sonnendeck. Ein Großteil der charmanten, im Kolonialstil eingerichteten Kabinen steht leer.
 

Derzeit sind nur etwa 30 Nilkreuzfahrtschiffe regelmäßig in Betrieb

Reiseführer Amro Mohamed beobachtet lächelnd das Spektakel vor dem Anlegesteg. Er freut sich über die Begeisterung seiner Gäste. Und darüber, dass die „Sudan“ überhaupt noch auf dem Nil unterwegs ist. Denn sie lenkt den Blick ab von Dutzenden von Kreuzfahrtschiffen, die etwas außerhalb des Hafens hinter- und nebeneinander vertäut am Ufer vor sich hin rosten. „Derzeit sind nur etwa 30 Nilkreuzfahrtschiffe regelmäßig in Betrieb. Bis zum Jahr 2011 waren es über 300“, weiß der Ägyptologe, der seit 25 Jahren als Reiseführer arbeitet. Für die Menschen in der Region sei das eine Tragödie.
Seit der Januar-Revolution 2011, der Zwischenherrschaft der Muslimbrüder und dem Militärputsch von 2013 lahmt Ägyptens Tourismusindustrie - mit dramatischen Auswirkungen. Denn der Tourismus ist der entscheidende Wirtschaftsfaktor im Land am Nil. Hunderttausende Ägypter verloren ihren Job - die Angestellten auf den Schiffen ebenso wie die in Hotels und Restaurants.
 

Die Deutschen waren schon immer gerngesehene Gäste in Ägypten

Aber auch vielen Selbstständigen wie Taxifahrern, Kutschern, Souvenirverkäufern und Fremdenführern brach das Einkommen weg. „Das war, wie wenn man bei einer Lampe das Licht ausknipst. Plötzlich kam keiner mehr“, sagt Amro Mohamed. Verstanden hat er es bis heute nicht. „Wir sind hier weit weg von Kairo. Es gab hier im oberen Niltal keine Unruhen. Der letzte Anschlag war 1997, das liegt schon 17 Jahre zurück. Dafür gab es in den letzten Jahren Terroranschläge in London, in Madrid, in Paris, aber fahren die Menschen deswegen nicht mehr hin? Sagen Sie Ihren Landsleuten, dass sie wiederkommen sollen. Ägypten ist ein schönes Land, und die Deutschen waren bei uns schon immer gerngesehene Gäste.“ Doch nicht nur die Ägypter, auch die Reiseveranstalter wollen die anhaltende Flaute bei den Buchungen offenbar nicht mehr tatenlos hinnehmen. Immerhin hat die Reisebranche mit Touren ins Land der Pharaonen jahrzehntelang gutes Geld verdient. Doch selbst als das Auswärtige Amt die Reisewarnung im Juli 1914 wieder aufhob (derzeit wird nur vor Reisen auf den Sinai abgeraten, siehe Infokasten), blieben die Touristen weiter aus.
 

Ägypten ist sehr wohl in der Lage, für die Sicherheit seiner zu Gäste sorgen

Deshalb legten die deutschen Branchenriesen, das in München ansässige Reiseunternehmen FTI Group und die Touristikunion International (Tui) aus Hannover, eine großangelegte Marketing-Initiative auf. So verbrachten auf Einladung von FTI im November des vergangenen Jahres rund 900 Reisebüromitarbeiter einige Tage auf einem Kreuzfahrtschiff im oberen Niltal, „damit sich die Preiseprofis vor Ort für ihre Kunden von der hohen Qualität des Angebots überzeugen konnten“, heißt es in der Pressemitteilung der FTI. Fast zeitgleich lud die Tui über 80 deutsche Reisejournalisten zur Präsentation ihrer Kataloge für die Sommersaison nach Luxor ein. Auch der ägyptische Tourismusminister Hisham Zaazou ließ sich nicht lumpen. Er verköstigte die Damen und Herren von der Presse unter freiem Himmel vor dem Hatschepsut-Tempel. Dass er ausgerechnet jenen Ort für das opulente Festmahl wählte, an dem im November 1997 islamische Extremisten eine Touristengruppe überfallen und ein Blutbad angerichtet hatten, ist wohl ein bewusster Schachzug. Die ganze Welt soll sehen, dass Ägypten sehr wohl in der Lage ist, für die Sicherheit seiner zu Gäste sorgen.
 

Ägypten wird deutlich stärker nachfragt als noch vor einem Jahr

Zaazou verweist auf Libyen, Syrien und den Irak: „Wir sind eine große Oase inmitten eines Sandsturms.“ Und er gibt sich betont optimistisch: „2015 wird wieder ein starkes Jahr“, diktiert er in Blöcke und Mikrofone. „Darauf wette ich. Ich habe wirklich schon einige Wetten laufen.“ Die Journalisten notierten es brav und reisten danach weiter auf der „Crown Empress“ nilaufwärts bis nach Assuan, um sich selbst ein Bild von der friedvollen Atmosphäre im oberen Niltal zu machen. Die Marketing-Aktionen haben offenbar ihre Wirkung nicht verfehlt. Ägypten werde deutlich stärker nachfragt als noch vor einem Jahr, heißt es aus der Tui-Konzernzentrale in Hannover. Die Flugkapazitäten für den Sommer würden daher um fast 50 Prozent erhöht. Auch bei der FTI sieht man zuversichtlich in die Zukunft: „Die Nachfrage hat sich schnell erholt“, konstatiert FTI-Manager Sven Schikarsky. Dass es so ist, liegt sicher auch am Preis. Bei gleichbleibender Entwicklung werde man 2015 voraussichtlich die Zahl von 60 000 Gästen aus dem Rekordjahr 2010 annähernd erreichen und im Jahr 2016 übertreffen können.
 

Im Rekordjahr 2010 kamen mehr als zehn Millionen Touristen

Auch bei ITS, Jahn Reisen und Travelix buchen die Gäste wieder verstärkt das Land am Nil. Bei FTI ist derzeit eine einwöchige Kreuzfahrt mit Vollpension und Flug bereits ab 509 Euro erhältlich - so günstig war es noch nie (weitere Preisbeispiele im Infokasten). Wer sich die Sehenswürdigkeiten im Niltal ohne die üblichen Menschenmassen ansehen möchte, sollte also schnell sein. Im Rekordjahr 2010 kamen mehr als zehn Millionen Touristen. Aktuell ist die Zahl der Urlauber, die sich zwischen den Tempelanlagen und im berühmten Tal der Könige tummeln, noch angenehm überschaubar. Nach Ansicht von Reiseführer Amro Mohamed könnten die Bedingungen für kunstsinnige Touristen kaum besser sein. „Stellen Sie sich vor: Früher strömten täglich bis zu 7000 Menschen ins Tal der Könige“, sagt er. Am Nachmittag sei die Luft in den Grabkammern zum Schneiden gewesen, eine Zumutung für Gäste und Gästeführer. „Kommen Sie“, lockt er die Teilnehmer seiner Gruppe und führt sie tiefer hinein in die Tunnel mit den herrlich dekorierten Wänden. „Sehen Sie sich die Reliefs und die Hieroglyphen in Ruhe an, und genießen Sie es, dass heute niemand drängelt.“ Auch vor dem Tempel von Karnak, wo sich vor vier Jahren noch unzählige Touristen beim Versuch, die Kunstschätze zu sehen oder zu fotografieren, anrempelten, ist an diesem Morgen nicht viel los.
 

Die Tempelwächter freuen sich über jeden Touristen

Fast verloren wirken die Urlauber hier im monumentalen Säulensaal des Gottkönigs Amun-Re. „Es sind kaum mehr als in jener Filmszene, in der Hercule Poirot und seine Mitreisenden die Ruinen erkunden“, stellt Herbert Scheuring aus Würzburg erfreut fest. „Tod auf dem Nil“ gehört zu seinen erklärten Lieblingsfilmen. Schon immer wollte er die Originalschauplätze erkunden. Im Doppeltempel von Kom Ombo auf halber Strecke zwischen Edfu und Assuan freuen sich die Tempelwächter, die mit ihren pastellfarbenen Kaftanen und dem Turban auf dem Kopf zwischen den Säulen flanieren, so sehr über jeden Touristen, dass sie jeden einzelnen mit einem Kopfnicken oder breiten Grinsen begrüßen. Doch die Exklusivität hat auch ihre Schattenseiten. Der Rückweg vom Tempelbezirk zum Busparkplatz wird zum Spießrutenlaufen. Zwei bis drei Souvenirhändler werfen sich jedem Ausländer gleichzeitig in den Weg.
 

Souvenirhändler gibt es auch in Ägypten

Wer jetzt stehen bleibt, wird garantiert ein Souvenir mit nach Hause nehmen - in den meisten Fällen jedoch eins, dass er unter anderen Umständen niemals gekauft hätte. Eine Sphinx aus Kunstharz, einen nutzlosen Obelisken oder einen Skarabäus, der als Glückskäfer gilt - die meisten wahrscheinlich made in China. „Bitte kaufen Sie“, flehen die Händler, die das Feilschen um den Preis längst aufgegeben haben. Wer kann da schon Nein sagen? Als der Reisebus die Gruppe zum Kreuzfahrtschiff zurückbringt, winken die Einheimischen den Fremden im Bus begeistert zu. Ganze Horden von Kindern laufen und hüpfen neben dem Bus her: „Welcome to Egypt - Willkommen in Ägypten“, brüllen sie. „Die Menschen freuen sich, dass die Touristen zurückkommen“, sagt Amro Mohamed. „Es bedeutet, dass ihr Leben weitergeht.“

Infos zu Ägypten

Anreise

SunExpress bietet von Frankfurt, Leipzig, Düsseldorf und München wöchentliche Direktflüge nach Luxor. Für Gäste, die nach der Nilkreuzfahrt ans Rote Meer und von dort wieder direkt nach Deutschland zurückfliegen wollen, gibt es Inlandsflüge von Luxor nach Hurghada, www.sunexpress.com/de
 

Pauschalangebote

Eine einwöchige Nilkreuzfahrt auf der „MS Iberotel Crown Empress“ gibt es bei Tui inklusive Vollpension und Flug ab Stuttgart ab 1074 Euro pro Person, mehr Informationen im Reisebüro oder unter www.tui.com.
Bei FTI kostet eine Woche Nilkreuzfahrt auf dem Fünf-Sterne-Schiff „MS Nile Excellence“ zwischen Luxor und Assuan (all-inclusive) zusammen mit einer Woche im Fünf-Sterne-Hotel Citadel Azur in Sahl Hasheesh (all-inclusive plus), inklusive Flug, zum Beispiel ab/bis München am 18. Juni, ab 1049 Euro pro Person in der Suite bzw. im Doppelzimmer, www.fti.de , Telefon 089 / 7 10 45 14 98.
 

Einreise und Sicherheit

Zur Einreise brauchen Deutsche einen Reisepass, der noch mindestens sechs Monate gültig ist. Ein Visum ist nötig, muss aber nicht im Vorfeld beantragt werden, sondern ist auch direkt nach der Einreise am Flughafen erhältlich. Das Auswärtige Amt rät bei Reisen nach Ägypten derzeit generell zu Vorsicht. Demonstrationen und Menschansammlungen sollten unbedingt gemieden werden. Vor Reisen in den Norden der Sinai-Halbinsel und das ägyptisch- israelische Grenzgebiet wird nach wie vor dringend gewarnt, www .auswaertiges-amt.de.
FTI-Kunden profitieren von der „Sorglos buchen“- Garantie für Ägypten. Wer sich bis zum 31. März 2015 für die Reise entscheidet, kann bis zu vier Wochen vor Abreise ohne Angabe von Gründen kostenlos auf eine andere Destination umbuchen.