Bei der Abstimmung von Ritter-Sport gab es 180 000 Stimmen für die Äffle & Pferdle-Schokolade, die am Montag in den Verkauf geht Foto: Ritter-Sport

Wie Werbung „viral” gelingt und sich fast von selbst im Netz verbreitet, führen zwei Schwabenstars quadratisch-praktisch vor: Äffle & Pferdle 2.0 sind mit ihrer Hafer/Banane-Schokolade bei Ritter-Sport ein Verkaufshit.

Stuttgart - Zuerst war das Pferdle da. Bereits 1960 kam es mit dem Werbefernsehen in die Wohnzimmer des SDR-Sendegebiets.Ursprünglich hieß das wohl berühmteste Paar der Schwaben Pferdle & Äffle – nicht umgekehrt. Erfinder Armin Lang hat dem Pferdle 1963 einen Spiel- und Schwätzpartner zur Seite gestellt, mit dem er beweisen wollte, dass „Affe“ kein Synonym für „dumme Person“ ist, wie’s noch heute im Lexikon steht.

Mit schwäbischen Lebensweisheiten und cleveren Späßen hat das kleine Äffle den großen Kumpel mit den Hufen von der ersten Stelle in der Namensnennung verdrängt.

Aus Pferdle & Äffle sind im Laufe der Jahrzehnte Äffle & Pferdle gworden.

20 Jahre nach dem Tod ihres geistigen Vaters, 15 Jahre nach ihrem letzten Spot beim SWR sind die beiden Zeichentrickhelden mit riesiger Fangemeinde im Internet erfolgreicher denn je. Einst waren sie Werbetrenner im Fernsehen – heute sind sie selbst Stars der Werbung.

Heiko Volz, der seit 1999 die Äffle-und-Pferdle-Geschichten schreibt, war noch gar nicht auf der Welt, als Armin Lang, der Vater seines Schulfreundes Armin Lang junior, das Pferdle erfand. Dem im Schwarzwald vor 54 Jahren geborenen und auf den Fildern aufgewachsenen Volz, der als PR/Marketingberater und TV-Moderator („Wir in Stuttgart“)vielseitig tätig ist, gelingt – im Team der Lang-Film Medienproduktion – mit raffinierten, auf die Heimatliebe und den Heimatstolz abzielende Kampagnen im Netz ein Schachzug nach dem anderen.

180 000 Likes für die neue Schwabenschokolade

Als Ritter Sport auf seiner Webseite um Ideen für neue Markenkreationen bat, trommelte der meist einen lustigen Hut über seine Glatze tragende Autor, der Äffle & Pferdle für Mineralwasser, Möbel und mehr werben lässt, für die Sorte Hafer/Banane. Die erinnert an den „Hafer- und Bananenblues“, den jeder haben muuuuß– den Hit der Lang-Geschöpfe aus den 1970ern.

Mit 180 000 Likes hat bei der Abstimmung, welcher Schokogeschmack zu den bisher 28 quadratischen Sorten stoßen soll, die Äffle&Pferdle-Sonderedition ganz klar gewonnen. Ritter Sport gestaltete zunächst einen „offiziellen“ Produktfake und postete ihn auf Facebook. Gleichzeitig arbeitete die Forschungs- und Entwicklungsabteilung auf Hochtouren. Es gelang, die neue Sorte mit fünf Prozent Bananenanteil und fünf Prozent Hafer recht knackig herzustellen. Das Feedback der Verbraucher hat alle Erwartungen des Unternehmens übertroffen. Am kommenden Montag ist Verkaufstart im Schoko-Shop von Ritter in Waldenbuch. Von den 50 000 Tafeln, die man produzieren ließ, sind fast die Hälfe bereits vorbestellt.

Eine Tafel kostet 1,99 Euro und ist damit teurer als die anderen Sorten (in der Ritter-Hitliste steht Vollnuss an erster Stelle vor Nougat). Im normalen Supermarkt kann man Hafer/Banane nicht kaufen. Dies könnte sich ändern, wenn die Nachfrage so groß ist. Autor Volz glaubt, dass in einer Woche die erste Schoko-Auflage weg ist.

Charlotte Schwenk, die Social Media-Managerin von Ritter, fühlt sich bestätigt: „Der Erfolg mit Äffle & Pferdle ermutigt uns, öfter die Verbraucher in die Produktentwicklung einzubeziehen.“ Auch aus Imagegründen dürfte dies hilfreich sein. Zuletzt hat das Waldenbucher Unternehmen im Netz nicht immer positive Reaktionen ausgelöst – etwa, als es um den juristischen Streit mit der Stiftung Warentest ging.

Der SWR hat seine einstigen Helden in den Ruhestand geschickt

Das schoko-liebende Schwabenduo könnte Vorbild sein für Firmen, die im Internet verstärkt auf „virales“ Marketing setzen. Nur im Funkhaus, das einst Äffle & Pferdle groß gemacht hat, scheint man davon nichts mitzubekommen. Schon vor Jahren hat man die Zeichentrick-Veteranen mit schönen Worten in den Ruhestand geschickt – obwohl sie als Äffle & Pferdle 2.0 längst auch die Jungen begeistern.

Heute gibt es das regionale Werbeprogramm beim SWR nicht mehr – aber ein wöchentlicher Auftritt in der „Landesschau“ würde zum Hit werden wie die Schokolade. Die beiden, die zum schwäbischen Schnäpperle-Stammtisch gehören, könnten aktuelle Geschehnisse im Schwabenland kommentieren – jetzt etwa Berichte über Sprachkursen, bei denen Schwaben für die Karriere ihre Mundart abtrainieren. „Schwäbisch isch wie Latein ebbes für gscheite Leut“, könnte das Pferdle sagen. Und das Äffle würde ergänzen: „Ond die wo sich s abgwöhnet höret sich sauglatt an!“

Die beiden sind der beste Beweis: Schwäbisch befördert die Karriere!

Ha mir sen Kerle!