Ein Drittel der Läden in der Ludwigsburger Innenstadt bangt um seine Existenz. Die Maßnahmen, die ergriffen wurden, um mehr Menschen in die Ludwigsburger Innenstadt zu locken, haben laut Citymanager Markus Fischer dennoch gewirkt.
Ludwigsburg - Menschen, die ihre vollgepackten Tüten kaum noch tragen können, ein brechend volles Marstallcenter und eine Seestraße, in der kaum ein Durchkommen ist – so sah es am dritten Adventsshopping-Samstag in Ludwigsburg nicht aus. Obwohl es die letzte Möglichkeit war, an einem Wochenende Weihnachtseinkäufe vor der eigenen Haustür zu tätigen, blieben viele Ludwigsburger bei nasskaltem Wetter lieber daheim.
„Die Leute sind schon verhalten“, sagt Annett Vetter, die mit zwei Kollegen am Samstag in einem Bus neben der Stadtkirche wartet. „Ich habe das Gefühl, dass viele Leute ein bisschen geknickt sind“, sagt Vetter. Den Bus haben die Stadtwerke (SWLB) organisiert, Shoppingwütige können dort ihre Einkäufe verwahren, um sie nicht die ganze Zeit von Geschäft zu Geschäft tragen zu müssen. Wer kein eigenes Auto hat, kann sich die Tüten sogar nach Hause liefern lassen. Die Aktion ist eine von mehreren – unter anderem wurden unter der Woche auch die Parkgebühren an manchen Stellen ausgesetzt –, um Kunden in die Ludwigsburger Innenstadt zu locken.
Nur an Markttagen kamen die Kunden
„Mehr Frequenz“, wie Citymanager Markus Fischer sagt, habe es aber vor allem während des Wochenmarkts gegeben. „An diesen Tagen war es okay“, sagt der Vorsitzende des Ludwigsburger Innenstadtvereins Luis. Am Samstag vor dem ersten Advent herrschte bei strahlendem Sonnenschein sogar richtig Trubel. Das Bild täuschte allerdings. „An den Nicht-Markttagen war es bescheiden“, sagt Fischer. Er schätzt, dass etwa ein Drittel der Geschäfte um das Überleben kämpfen.
In dieser Situation versucht der Luis, seine Mitglieder so gut es geht zu unterstützen. Der Innenstadtverein hat in diesem Jahr bislang Gutscheine im Wert von über 400 000 Euro verkauft, die die Käufer in rund 160 Läden einlösen können. Zum Vergleich: im vergangenen Jahr brachten die Coupons 150 000 Euro weniger ein. Markus Fischer sieht das als Solidaritätsbekundung: „Die Leute haben verstanden, dass die Geschäfte in der Stadt sie brauchen.“
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Diese Meinung teilen nicht alle. In einer Seitenstraße hockt der Besitzer einer kleinen Boutique hinter seinem Tresen, er sieht nicht so aus, als habe er an diesem Tag schon etwas verkauft. „Die Appelle, den stationären Handel zu unterstützen, kamen zu spät“, sagt der Mann. Er gehört zu denen, die Existenzängste plagen. Von Juli bis August sei das Geschäft gelaufen, seit September gehe es sukzessive zurück. Fischer kennt die speziellen Probleme der Bekleidungsgeschäfte. Sie haben schon vor einem halben Jahr jede Menge Ware geordert, und diese werden sie nun nicht los. „Aber wenn die Kunden kommen, erwarten sie eben auch Auswahl“, beschreibt Fischer das Dilemma der Branche.
Bislang finden sich Nachmieter für leer stehende Geschäfte
Auch mancher Kunden gibt zu, dass er mittlerweile lieber im Internet kauft. „Ich habe in der Stadt nur Kleinigkeiten besorgt“, sagt eine Frau, die am Ende der Seestraße vor einem Laden steht. „Ich wäre dafür gewesen, schon viel früher alles dicht zu machen“, sagt sie. Am Sonntag hat sich nun auch die Politik zu dem Schritt durchgerungen. Bereits ab Mittwoch dürfen nur noch Läden, die Waren des täglichen Bedarfs verkaufen, öffnen. Zu ihnen gehört auch ein Ludwigsburger Geschäft, das Spirituosen und Öle anbietet. „Dass wir offenlassen dürfen, bringt aber wenig“, sagt der Chef, „wenn drumrum alles zu ist, kommen auch keine Kunden mehr.“
Markus Fischer hofft auf Entschädigung für die Unternehmen, die nun schließen müssen. Bei den ersten Gastronomen seien Hilfsgelder angekommen. „Anders geht es eigentlich nicht“, so der Citymanager. Bereits jetzt stehen einige Läden auf der Seestraße leer. Für sie hätten sich bereits Nachmieter gefunden, weiß Fischer. Er wertet das als Zeichen für die Attraktivität der Innenstadt. Ob die Geschäftsleute auch im kommenden Jahr Schlange stehen und der Wechsel so flugs vonstatten geht, wird sich aber erst noch zeigen.