Ilse Erfurth zeigt Adventskalender aus ihrem Fundus – mit dem Exemplar des Alten Schlosses hat ihre Leidenschaft angefangen. Foto: Julian Rettig

Ilse Erfurth bringt mit einer Adventskalender-Ausstellung Weihnachtsidylle in den Kameralamtskeller in Waiblingen. Mehr als 400 Exemplare sind dort zu sehen. Auf manche Exponate verzichtet sie ganz bewusst.

Mit einer Schneedecke verziert steht das Alte Schloss in Stuttgart da, davor ein prächtiger Weihnachtsbaum mit roten Sternen und ein gut gelaunter Schneemann. Auf einem anderen Exemplar schaut man in den Innenhof mit den Arkadengängen. Ein dritter Adventskalender zeigt den historischen Bau von oben, eines der Wahrzeichen der Landeshauptstadt.

Mit einem Adventskalender, der eine Zeichnung des Alten Schlosses zeigt, hat die Leidenschaft von Ilse Erfurth angefangen. Den hatte sie von Bekannten geschenkt bekommen – das war 1989. Sieben Kalender hat sie nun allein vom Alten Schloss, insgesamt sind mehrere Hundert dazugekommen, das älteste Original stammt von 1946. Mehr als 500 Kalender, die die Vorfreude auf Weihnachten steigern sollen, hat die Frau aus Waiblingen inzwischen gesammelt. Rund 400 davon sind in einer Ausstellung im Waiblinger Kameralamtskeller zu sehen.

Die Stücke passen wunderbar in das Ambiente des Gewölbekellers. An dem Mauerwerk wirken die Bilder von historischen Wahrzeichen verschiedener Städte eindrucksvoll. Da ist der schmuckvolle Giebel des Gewandhauses in Braunschweig abgebildet, ein Zeugnis aus der Zeit, als die Stadt als Knotenpunkt wichtiger Fernhandelswege fungierte. Auch das Alte Rathaus von Esslingen mit seinem Glockenspiel ist ein Motiv, dazu kommen viele Szenen, die idyllische Ansichten von Städten in Deutschland und Österreich zeigen.

Ilse Erfurth öffnet einige Türchen des Alten Schlosses, zu sehen sind dahinter Schätze, die in der Sammlung des Landesmuseums zu bestaunen sind. Hinter den Fensterchen der Kalender steckt viel Schönes, Witziges, Überraschendes – aber nichts Süßes. Die mit Schokolade, Whisky, Bier und Co. für den Gaumen gefüllten Kalender lässt die Sammlerin bewusst außen vor.

Eine Wand widmet sich den tierischen Adventskalendern

Gleichwohl ist die Bandbreite riesig. Es kommen auch immer wieder neue Exemplare dazu. Zum Beispiel der große, runde Kalender unter dem Titel „Leben mit der Natur Hildegard von Bingen“. Er zeigt Illustrationen von Heilkräutern in nostalgischer Optik einer Pflanzentafel. Hinter den Türchen stehen Tipps zu den Kräutern. So soll etwa Holunder mit schweißtreibender Wirkung bei Fieber und Erkältung unterstützen. Es gibt vieles zu entdecken in der Ausstellung, die Ilse Erfurth mit Hilfe ihres Mannes aufgebaut hat. Rund fünf Tage brauchte es an Vorlauf, bis alles drapiert war. Am ersten Adventswochenende wurde eröffnet, die kostenfreie Schau geht bis Sonntag, 4. Dezember. Es steckt viel Herzblut darin. „Mich freut es einfach, wenn ich begeisterte Besucher erlebe“, sagt Ilse Erfurth.

Besucher schreiben über ihre Freude an der Schau ins Gästebuch

Einige teilen ihre Freude im ausgelegten Gästebuch. „Wie eine wunderschöne Reise in meine Kindheit“, heißt es einmal. Besucher genießen es, in die nostalgische Weihnachtsidylle zu tauchen, die viele der Kalender zeichnen. An einer Wand ist, thematisch angeordnet, die Tierwelt vertreten. An einem großen Eichenstamm versammeln sich Wildschwein, Hirsch, Hase, Specht und Eule, wie es kein Naturfreund jemals zu Gesicht bekommt. Mit einem Drücken auf die Fenster gibt es dazu Geräusche – das Hämmern des Spechts, das Rufen der Eule.

Wenn der Adventskalender als Parkscheibe daherkommt

Die Kulturwissenschaftlerin Esther Gajek von der Uni Regensburg befasst sich seit Langem mit Adventskalendern. Als Forschende sehe man Weihnachten als Fest, das sich ändere und Zeitmoden mitmache. Ging es früher eher um religiöse Sehnsucht nach Seelenheil, so sei es heute eher ein Fest der Sehnsucht nach Familie, Frieden, Harmonie und großen Gefühlen. „Es geht, eben auch mit Objekten wie dem Adventskalender, um Vorfreude, das Bedürfnis nach dem Besonderen, um die Sehnsucht nach dem Außergewöhnlichen jenseits des Alltags.“

Doch nicht nur Nostalgiker, sondern übrigens auch Freunde von schwarzem Humor werden in der Schau bedacht. Als Kontrast zur Weihnachtsidylle lockt schon am Eingang Kunst von Uli Stein mit einer Szene in Bethlehem. Und nicht nur für unterwegs ist die Advents-Kalender-Drehscheibe in der Aufmachung einer Parkuhr unter dem Titel „Warten auf Weihnachten“.

Ausstellung mit 400 Adventskalendern

Die Schau
 Die Adventskalender-Ausstellung geht bis Sonntag, 4. Dezember. Sie ist täglich geöffnet von 12 bis 20.30 Uhr. Sie befindet sich in der Altstadt von Waiblingen im Kameralamtskeller, Lange Straße 40. Die Waiblingerin Ilse Erfurth zeigt mehr als 400 Exemplare ihrer privaten Sammlung bei freiem Eintritt.

Lebendiger Kalender
  Die Kinderkrankenschwester Elsbeth Langer organisiert in Fellbach einen lebendigen Adventskalender mit Birgit Frey. An verschiedenen Stationen gibt es Besinnliches von 17.30 bis 18 Uhr, bei dem der christliche Gedanke des Festes in den Vordergrund rücken soll – am 2. Dezember in der Katharinenstraße 8 bei Familie Maile, am 3. Dezember in der Hinteren Str. 36/1. Weitere Informationen unter www.fellbacher-adventskalender.de.