Die antike Tapete in Adelmanns Wohnzimmer wurde handgefertigt. Foto: factum/Granville

In der Zeit bis Weihnachten öffnen wir jeden Tag ein Türchen zu einem Ort in der Region Stuttgart, der sonst meist verschlossen ist. Am 18. Dezember zeigt uns Felix Graf Adelmann seine Privaträume auf der Burg Schaubeck.

Steinheim - Wie lebt es sich auf einer Burg? Felix Graf Adelmann kann diese Frage beantworten und zeigt uns seine Privaträume: Der 38-jährige Winzer wohnt in der Burg Schaubeck zwischen Steinheim an der Murr und Kleinbottwar, umgeben von einem historischen Burggraben, einem riesigen Garten, ehemaligen Stallungen, Bediensteten-Gebäuden und vor allem von den Hügeln, auf denen die Trauben für seine eigenen Weine reifen.

Eine lange Zufahrt am Ortsende von Steinheim führt zu dem herrschaftlichen Gebäude aus dem 13. Jahrhundert. Vom Innenhof der Burg gelangt man zum Treppenturm. Im dritten Stock empfängt Adelmann Junior seine Besucher. „Hier haben früher meine Großeltern gelebt“, erzählt er und führt ins Wohnzimmer, wo der aufwendige Wandschmuck sofort ins Auge sticht: Eine bunte Tapete, die die Landschaft von vier Schweizer Kantonen abbilden soll. „Die antike Tapete stammt aus dem Elsaß und wurde Anfang des 19. Jahrhunderts von Hand gefertigt. Sie befindet sich in unrestauriertem Originalzustand – das sagt man bei Autos, wenn man über den mittelmäßigen Zustand des Wagens hinwegtäuschen will“, sagt er mit einem Augenzwinkern und nimmt auf einem Sessel Platz.

Fluch und Segen

„Wenn man hier lebt, hinterlässt das auch seine Spuren. Ansonsten würde ich mich zu Hause fühlen wie in einem Museum, und das macht keinen Spaß.“ Nur spaßig sei das Leben auf der Burg trotzdem nicht, sondern eine große Herausforderung – um es positiv zu formulieren. Das dazugehörige Weingut laufe zwar gut, „aber wir müssen hier mehr erwirtschaften als für ein Weingut nötig wäre, da wir davon zusätzlich die Burg erhalten müssen“, so Adelmann, der erst als Zweiter seiner Familie die Burg ausschliesslich mit dem Weinbau finanziert.

Jedes Stockwerk umfasst etwa 300 Quadratmeter. Im Winter stellt das die Bewohner – im ersten Stock wohnt Felix Adelmanns Vater, Michael Graf Adelmann, im zweiten Stock befindet sich das Büro mit Angestellten – vor manche Herausforderung. „Das muss man erstmal warm kriegen“, sagt Adelmann. Das Problem: die Fenster aus dem 16. Jahrhundert, die nur einfach verglast sind. „Vor ein paar Jahren habe ich dafür Rahmen mit Fensterglas bauen lassen, die wir seitdem in den Wintermonaten von Innen davorschrauben, so sind sie deutlich besser isoliert. Im Frühjahr kommen sie wieder weg.“

Burg ist nicht für den Publikumsverkehr geöffnet

Relikte aus längst vergangenen Zeiten gibt es viele in dem alten Gemäuer, nicht nur die antiken Möbel, Gemälde und Einrichtungsgegenstände, von denen sich der jüngste Hausbewohner nicht trennen will, erinnern an frühere Generationen, die hier lebten, sondern auch Praktisches wie etwa das alte Haustelefon. Eines hängt direkt neben der Küche, die komplett renoviert und modern eingerichtet ist. Hier hält sich der Burgherr übrigens die meiste Zeit auf. „Das Handy von früher“, scherzt Adelmann. „Damit konnte man im ganzen Haus durchläuten, die Leitungen sind wohl noch aktiv – zwei Käsesandwiches, bitte!“, scherzt er in den Hörer.

Für Besucher ist die Burg übrigens nur während des Weinverkaufs im Erdgeschoss zugänglich. Weininteressierte lassen sich jedoch am besten bei einer Weinprobe von Felix Graf Adelmann persönlich verzaubern. Diese findet einmal im Monat statt, manchmal sogar in seinen Privaträumen. Kein Scherz.

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