Eine Gruppe von Kindern steht vor einem Waisenhaus in Kenia. Viele von ihnen haben ihre Eltern durch Aids verloren oder werden auf der Straße aaufgegriffen. Ein kleiner Waise aus Nairobi soll bald ein neues Zuhause im Raum Stuttgart bekommen... Foto: dpa

Elternglück mit Hindernissen - Ein Ehepaar aus der Region Stuttgart löst seine Wohnung auf und krempelt sein Leben um: Die nächsten Monate werden Anna und Thomas S. in Nairobi verbringen. Dort wartet Byron, den sie bislang nur von Fotos kennen. Ihr Sohn - hoffentlich. Noch ist es ein weiter Weg, auf dem wir sie in den nächsten Monaten begleiten wollen.

Stuttgart - Der Anruf, an den Anna und Thomas S.* fast nicht mehr geglaubt haben, kommt am 16. Oktober, vormittags gegen 10 Uhr. Als das Telefon am Arbeitsplatz von Anna läutet, geht es gerade drunter und drüber, sie ist im Stress, schreibt an einer wichtigen E-Mail und meldet sich kurz angebunden.

Am anderen Ende antwortet Frau Teilmann, die Frau vom Jugendamt, die inzwischen mehr über das Ehepaar S. weiß als die meisten der eigenen Freunde und Verwandten. "Guten Morgen. Ich habe hier Ihren Kindervorschlag aus Kenia vor mir liegen." Anna bleibt erst einmal die Luft weg.

Anna und Thomas kennen sich schon seit Schulzeiten. Trotz einiger Jahre Altersunterschied traut sich Anna, Thomas bei seiner Abi-Feier zu sagen, dass sie ihn toll findet. Bis sie tatsächlich zusammenkommen, vergehen aber noch einige Jahre, in denen sich die beiden trotz Studiums und Auslandsaufenthalten nie ganz aus den Augen verlieren. Und dann hat es irgendwann endgültig geklickt, "meine große Liebe" sagt sie, die eigentlich Kitsch und Klischees nicht ausstehen kann, während er sie anlächelt und ihre Hand drückt.

2005 heiraten die beiden. Thomas hat einen sehr gut dotierten Job bei einem international tätigen Unternehmen, Anna arbeitet und promoviert nebenbei. Alles passt. Sie wollen eine Familie gründen. Es ist für die beiden - damals 30 und 35 Jahre alt - der nächste logische Schritt. Sie ahnen nicht, was vor ihnen liegt.