Fällt durch antisemitische Äußerungen auf: Ye, vormals Kanye West. Foto: dpa/Evan Agostini

Kanye Wests Schuhe bringen Adidas gehörig in die Bredouille. Der Werbepartner ist durch antisemitische Äußerungen nicht mehr tragbar, seine Schuhkreation liegt nun wie Blei in den Lagern.

Oh Ye, Adidas, möchte man sagen. In diesem Klageruf steckt ein Großteil der Probleme des Sportartiklers. Ye nennt sich neuerdings der US-Skandalrapper Kanye West und Yeezy, die von ihm für Adidas entworfene Produktreihe. Skandale verkaufen sich gut, solange man es nicht übertreibt. Ye hat es eindeutig übertrieben und zwar auf die – speziell für ein deutsches Unternehmen – denkbar schlimmste Weise: antisemitische Äußerungen in Serie und Verherrlichung von Hitler. Dazu kamen Verschwörungstheorien und Hassreden aller Art sowie eine bipolare Störung. Es war seit langem klar, dass Adidas mit einem Pulverfass wirbt, das jederzeit explodieren kann. Aber die Gier war in Herzogenaurach größer.

Großen Chancen stehen immer auch entsprechende Risiken gegenüber

Erst jetzt, wo die Sache ins Gegenteil umschlägt, wird öffentlich klar, wie groß die Geschäfte und Gewinne waren, die Adidas mit Ye erzielen konnte. Die Zusammenarbeit galt als das lukrativste und erfolgreichste Bündnis dieser Art in der ganzen Branche. Aber großen Chancen stehen immer auch entsprechende Risiken gegenüber in der Wirtschaftswelt, hohen Renditechancen ein möglicher Totalverlust. Wer das ausblendet, handelt fahrlässig. In Herzogenaurach gesehen wurde aber lange nur die Gelddruckmaschine Kanye West und nicht die Explosionsgefahr.

Die Endbilanz steht noch aus. 700 Millionen Euro Jahresverlust nennt der neue Adidas-Chef Björn Gulden für den schlimmsten Fall. Aber das blendet aus, dass eine jüngste Klage von US-Anlegern erfolgreich sein könnte. US-Gerichte können für europäische Verhältnisse zu sehr überraschenden Urteilen kommen und auch zu drastischen Strafen. Insofern kann es sehr wohl noch schlimmer kommen.

Augen auf bei der Werbepartnerwahl

Was die Millionen Paar Yeezy-Schuhe angeht, die auf Halde liegen, gibt es zudem ohnehin keine gute Lösung, sondern am Ende nur eine wenig schlechtere, was das Adidas-Image weiter beschädigen könnte. Augen auf bei der Werbepartnerwahl.