Die junge Generation einer alten Dynastie: Erbprinz Christian zu Fürstenberg und seine Frau Jeannette. Foto: dpa

Ihr Name ist unweigerlich mit dem Gerstensaft verbunden. Dabei gehört den Fürstenbergs die Brauerei seit 2004 gar nicht mehr. Wirtschaftlich wie sozial mischen sie im Südwesten aber weiter kräftig mit.

Donaueschingen - Fürstenberg – die meisten dürften bei diesem Namen an Bier denken. So ganz falsch liegt man damit nicht, denn bis 2004 gehörte die Brauerei Fürstenberg der gleichnamigen Adelsfamilie aus Donaueschingen. Über 700 Jahre hatte das Fürstengeschlecht aus dem Schwarzwald die Braurechte für den Gerstensaft inne, 2004 verkaufte die Familie die Brauerei an den Heineken-Großkonzern.

Bis 1070 kann die Familie ihre Wurzeln verfolgen. Als Fürst Joachim zu Fürstenberg 2002 starb, waren die Thurn und Taxis ebenso vertreten wie die Erzherzöge von Österreich oder Vertreter der Hohenzollern. Die Fürstenbergs reihen sich in die Riege der bedeutendsten europäischen Adelsgeschlechter ein. Heute verstehen sie sich als Unternehmer und Mäzene. Eine Spurensuche.

Wo liegen die Wurzeln der Familie Fürstenberg?

Das katholische Adelshaus wurde 1070 erstmals urkundlich erwähnt. 1283 übertrug der Habsburger Kaiser Rudolf der Familie die Grafschaft Baar. Im gleichen Jahr erhielt das Geschlecht auch das Braurecht. Die Fürstenbergs setzten in den kommenden Jahrhunderten weiter auf die Habsburger. Ein kluger Zug: Diese Bundestreue und eine geschickte Heiratspolitik sicherte dem Geschlecht ein immer größeres Territorium im Südwesten.

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Im 17. Jahrhundert wurde die Familie in den Reichsfürstenstand erhoben. Die Freude dauerte kaum länger als ein Jahrhundert: 1806 ließ Napoleon das Fürstentum auflösen – der größte Teil des Landbesitzes ging an das Großherzogtum Baden.

Wie ging es mit der Familie Fürstenberg weiter?

Die Degradierung durch Napoleon traf die Familie nur kurz. Die Fürstenbergs machten sich in den folgenden Jahrzehnten daran, ihren Reichtum zu mehren. Sie konzentrierten sich dabei vor allem auf die Forstwirtschaft und ihre Brauerei, deren Bier sich bald auch der Kaiser höchstselbst einschenkte. So kam die Familie zu immensem Reichtum – was in Bayern die Thurn und Taxis’, waren in Baden die Fürstenbergs. A propos Baden: Zu den Großherzögen unterhielt man beste Beziehungen.

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Man war wer im Südwesten. Das zeigte die Familie auch in ihrem Mäzenatentum: In den 1920er Jahren riefen die Fürstenbergs die Donaueschinger Musiktage ins Leben, nach dem Zweiten Weltkrieg brachten die Donaueschinger mit Reitturnieren internationales Flair in den Schwarzwald.

Heute sind die Fürstenbergs eigenen Angaben zufolge die zweitgrößten privaten Waldbesitzer in Deutschland – und betreiben unter anderem sechs Friedwälder für Urnenbestattungen mit einer Gesamtfläche von 256 Hektar. Zudem besitzen sie das Schloss Donaueschingen und das Schloss Heiligenberg am Bodensee.

Wer ist heute Chef des Hauses Fürstenberg?

Seine wilden Tage, die ihn in Gerichtssäle und regelmäßig in die Klatschspalten der deutschen Presse katapultieren, sind vorüber. Seit 2002 ist Heinrich Fürst zu Fürstenberg Chef des Hauses. Er folgte auf seinen Vater Joachim Egon, der nicht im Badischen, sondern in Böhmen das Licht der Welt erblickte. Joachim Egon galt als sehr gesellig und bescheiden. Anfang dieses Jahres starb seine Frau, Fürstin Paula, hochbetagt im Alter von 92 Jahren.

Ihr Sohn wurde auf Schloss Heiligenberg am Bodensee geboren und besuchte das weltbekannte Internat St. Blasien. In Wien studierte er Wirtschaft und steig in den 1970er Jahren in den Familienbetrieb ein. Seit 1976 ist Fürst Heinrich mit Prinzessin Massimiliana zu Windisch-Graetz verheiratet. Das Paar hat zwei Söhne - Erbprinz Christian und Prinz Antonius. Heinrich und Massimiliana engagieren sich sozial – und wirtschaftlich: Mit ihrem Fürstenberg-Forum wollen sie Wirtschaftentscheider im Südwesten an einen Tisch bringen.

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Der studierte Wirtschaftswissenschaftler Heinrich entschloss sich 2004 zu einem weitreichenden Schritt: Die Brauerei wurde – nach über 700 Jahren im Familienbesitz – an die Brau Holding International von Heineken verkauft.

Der Fürst denkt wirtschaftlich. Immer wieder veräußert die Familie deshalb auch wertvolle Kulturgüter: Zum Beispiel die Handschrift C des Nibelungenliedes, die die Landesbank Baden-Württemberg 2001 für die Badischen Landesbibliothek Karlsruhe von den Fürstenbergs erwarb. Kostenpunkt: knapp 20 Millionen Mark. 2003 kaufte der Künzelsauer Unternehmer Reinhold Würth die wertvolle Gemäldesammlung der Fürstenbergs.

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Den Vorwurf, er verscherbele das Familiensilber, hat Fürst Heinrich immer wieder zurückgewiesen. „Wir müssen wirtschaftlich denken und wenn wir totes Kapital haben und auf der anderen Seite schwierige wirtschaftliche Situationen zu meistern sind, dann gehen wir eben dran und verkaufen das, um Arbeitsplätze zu erhalten“, sagte er in einem Interview. Und versicherte: „Ich sehe meine Aufgabe in der Fortführung der Tradition.“

Wer sind die jungen Fürstenbergs?

Erbprinz Christian wird seinem Vater einst auf den Chefsessel des Hauses folgen. „Fürsti“, wie der 1977 geborene Prinz in der Schule nur genannt wurde, arbeitet seit 2004 im Familienunternehmen mit. Das besondere Erbe seiner Familie ist dem Wirtschaftswissenschaftler durchaus bewusst: „Ein Fürstenhaus kann man nicht wie jedes andere Wirtschaftsunternehmen führen. Man sollte nicht versuchen, das große Geld zu machen“, sagte der Erbprinz vor ein paar Jahren in einem Interview.

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2010 heiratete Prinz Christian die Industriellentochter Jeannette Catherine Griesel. Das Paar hat drei Kinder: Prinz Tassilo, Prinzessin Maria Cecilia und Prinz Tristan. Sein Titel sei für ihn vor allem eine Verpflichtung, sagte der Erbprinz in dem Interview auch: „Adel bedeutet für mich nicht, dass man jeden Tag im Rampenlicht und in den Schlagzeilen steht. Adel ist für mich, dass ich seriös lebe und arbeite.“

Zusammen mit seiner Frau Jeannette hat Prinz Christian 2011 das Projekt „Fürstenberg zeitgenössisch“ ins Leben gerufen, das aufstrebende junge Künstler fördern soll.

Christians jüngerer Bruder Prinz Antonius arbeitet in Italien. 2011 heiratete der Donaueschinger Prinz in eine der prestigereichsten italienischen Adelsfamilien ein: Antonius gab Contessa Matilde Borromeo das Ja-Wort. Eine Verbindung in höchste Adelskreise – Matildes jüngere Schwester Batrice ist mit dem Sohn von Prinzessin Caroline von Monaco, Pierre Casiraghi, verheiratet.