Die Händlerinnen und Händler auf dem Markt der Sinne sind handverlesen. Nur wer alles selbst anfertigt, darf an der Zachersmühle seinen Stand aufbauen. Foto: Horst Rudel

Zum 15. Mal lockt der Markt der Sinne an der Zachersmühle Besucher an, die Interesse an erlesenem Kunsthandwerk haben.

Adelberg - Guinevere Paul ist nicht nur Händlerin auf dem Markt der Sinne. Sie ist auch Kundin. „Der Markt ist eine schöne Mischung aus besonderen Dingen. Ich komme gerne in die Zachersmühle, auch um einzukaufen“, sagt sie. Sie selbst bietet Bilder, Karten und Notizbüchlein feil, die sie mit feengleichen Wesen bedruckt hat. Waldlinge nennt sie sie – nach ihrem Heimatort Wald im Kreis Sigmaringen. Die verspielten Motive entspringen allesamt ihrer Fantasie.

Das Gelände an der Zachersmühle bei Adelberg scheint am Samstag und Sonntag eine Insel der Seligen zu sein. Das Wetter ist nach etlichen tristen Regentagen gar nicht so schlecht wie vorhergesagt, und der Markt ist gut besucht, aber es herrscht kein Gedränge. Die Atmosphäre ist sehr entspannt. In der Luft liegt der Duft aromatischer Seifen, über den sich hin und wieder ein leiser Geruch nach Dung von der nahen Eselskoppel legt.

Klein, aber fein

Die Seele des Ganzen ist Heike Panzer. So gut wie jeder, ob Händler oder Besucher, kennt die Göppingerin, die ausgesucht schöne Töpferwaren aus ihrem Atelier mitgebracht hat, denn sie hat den Markt vor 15 Jahren aus der Taufe gehoben. Klein, aber fein sollte er sein, und das ist er auch geblieben. „Man hat schon mal überlegt, ob man das Ganze nicht größer aufziehen soll, aber das hätte den Charakter verändert. Das wollten wir nicht“, erzählt sie.

Die Händlerinnen und Händler an der Zachersmühle sind handverlesen. Heike Panzer hat sie selbst ausgewählt. Die Waren – „Ich muss das Herz drin spüren“ – und die Menschen müssten zu dem Markt passen. Da macht sie keine Kompromisse. „Wir sind hier eine kleine Familie.“ Genau damit punktet sie. „Dieses Heimelige und ein bissle Alternative gefällt uns“, bestätigen zwei Frauen aus Lorch, die sich keinen der Märkte an der Zachersmühle entgehen lassen. Sie betrachten die Objekte von Heike Panzer: filigran gearbeitete Tonkugeln, Tassen mit aufmodellierten Eulen und kleine Schnapsnasen. Die Frauen aus Lorch sind, obwohl gerade erst eingetroffen, ziemlich sicher, dass sie nicht mit leeren Händen nach Hause fahren.

Alte Plastiktüten als Werkstoff

Wie kreativ Kunsthandwerk sein kann, das offenbart ein Bummel über den Markt. „Schauen Sie sich nur alles an“, ermutigt Carmen Hahnel alle, die an ihrem Stand vorüberflanieren. Der Werkstoff, mit dem sie arbeitet, sind alte Plastiktüten, Werbeplanen und Stoffe. Carmen Hahnel lässt sie als hippe Taschen und Täschchen für alle Lebenslagen wieder auferstehen. Dazu bügelt sie mehrere Schichten Plastiktüten übereinander und arbeitet Motive ein, die sie aus Plastiktüten ausgeschnitten hat. Woher sie die vielen Plastiktüten hat? Die Händlerin lacht. „Ich habe sie von einer Frau bekommen, die ihr Leben lang Plastiktüten gesammelt hat. Als sie ins Heim ging, war sie froh, dass jemand Interesse daran hatte.“

Was andere aussortieren, ist auch für Grit Busch aus Bad Boll als Werkstoff von Interesse. Aus alten Spitzen und Einweckgläsern zaubert sie Windlichter. Außerdem fertigt sie Herzen, Kerzen und Elche aus Holz. Mit Häkel- und Strickwaren in allen nur erdenklichen Farben ist Nicole Rosenboom aus Hessen angereist. Vor zehn Jahren hat sie wieder mit Handarbeiten angefangen, zuerst für den Privatgebrauch. Mittlerweile strickt und häkelt sie im Hauptberuf. Ihr gegenüber hat die Remstaler Senfmanufaktur Spezialitäten aufgebaut, die vor allem Männer anlocken. Es gibt viel zu probieren, vom Balsamico- über den Feigensenf bis hin zum Staufersenf.