Autofahrer, die selten und nur mit mittelgroßen Verkehrsverstößen auffällig werden, könnten sogar als Gewinner der Reform gelten, meint ein ADAC-Experte. Foto: dpa

"Mehr Augenmaß" bei der Verfolgung von Verkehrssündern attestiert ADAC-Experte der Punktereform in Flensburg. "Rowdys" auf den Straßen haben demnach seit dem 1. Mai nichts zu lachen.

"Mehr Augenmaß" bei der Verfolgung von Verkehrssündern attestiert ADAC-Experte der Punktereform in Flensburg. "Rowdys" auf den Straßen haben demnach seit dem 1. Mai nichts zu lachen.

München/Flensburg - Seit Donnerstag gilt das neue Punktesystem des Kraftfahrt-Bundesamts in Flensburg. Verkehrsexperte Markus Schäpe vom ADAC erkennt „mehr Augenmaß“ bei der Verfolgung von Verkehrssündern: „Bislang gab es viel Gleichmacherei. Der Fokus der Reform jetzt liegt klar darauf, rowdyhafte Fahrer, die verkehrsauffällig werden, schneller als bisher aus dem Verkehr zu ziehen.“

Führerschein bereits mit acht Punkten weg

Bereits acht statt bislang 18 Punkte reichen seit dem 1. Mai, um den Führerschein zu verlieren. Mit der Umstellung des Punktesystems auf das neue „Fahreignungs-Bewertungssystem“ werden die Punkte auch anders vergeben. Wer 4 bis 5 Punkte hat, wird ermahnt und bekommt den Tipp, an einem Fahreignungsseminar teilzunehmen. Mit sech bis sieben Punkten gibt es zusätzlich eine Verwarnung.

Für Autofahrer, die selten und nur mit mittelgroßen Verkehrsverstößen auffällig werden, ändert sich laut Schäpe kaum etwas. Sie könnten sogar als Gewinner der Reform gelten. „Denn ab jetzt haben Eintragungen eine starre Frist, die nicht verlängerbar ist“, sagt Schäpe. Bisher sei das weniger klar geregelt gewesen, neue Verstöße konnten die Verjährung alter Punkte hemmen.

Auch Menschen mit Einträgen, die sich nur mittelbar auf die Verkehrssicherheit beziehen - beispielsweise Verstöße gegen Umweltzonen - profitierten nun, meint der ADAC-Experte. Punkte für derartige Verstöße verfallen; von jetzt an kassiert man dafür nur noch ein Bußgeld.

„Im Mittelpunkt der Neuerung stehen Fragen der Verkehrssicherheit“, sagt Schäpe. Bedauern werden die Reform möglicherweise Psychologen, die Fahreignungsseminare anbieten. Konnte der Verkehrssünder bisher mit einem solchen Seminaren vier Punkte auf einmal tilgen, ist es jetzt nur noch ein Zähler. Der Anreiz für Kunden ein bis zu 400 Euro teures Seminar zu absolvieren, könnte also kleiner werden.