In den kommenden Tagen wird die restliche Ernte eingefahren. Foto: Philipp Braitinger

Der Kreisbauernverband Göppingen warnt davor, die konventionelle Landwirtschaft zu verteufeln.

Kreis Göppingen - Meist sind das Wetter und die damit zusammenhängende Ernte die bestimmenden Themen beim jährlichen Pressegespräch. Dieses Mal treibt die Vertreter des Kreisbauernverbands Göppingen aber noch etwas anderes um: Die Bauern klagen über eine veränderte gesellschaftliche Vorstellung davon, wie Landwirtschaft sein sollte.

Ohne Schutzmittel weniger Erträge

„Wir schauen mit großer Sorge auf die Diskussion über Pflanzenschutzmittel“, sagte der Vorsitzende des Kreisbauernverbandes und CDU-Bundestagsabgeordnete Hermann Färber am Freitag auf dem Hofgut Oberweckerstell auf der Schwäbischen Alb. Immer weniger Menschen hätten Kenntnisse über die Lebensmittelproduktion, meinte der Landwirt aus Böhmenkirch. Es gebe in Teilen der Bevölkerung die Vorstellung, dass Landwirte ihre Pflanzen am besten überhaupt nicht künstlich schützen sollten. „Die Natur wird es schon richten“, glaubten wohl viele Menschen, so Färber. In der Praxis könne so aber keine Landwirtschaft betrieben werden, die die breite Masse der Bevölkerung mit ausreichend Lebensmitteln versorge. Ohne künstliche Hilfe würden die Felder weniger Erträge liefern, so zumindest Färbers Überzeugung. Irgendwann müssten mehr Lebensmittel importiert werden, was wiederum schlecht für die Ökobilanz sei, führte der Kreisbauernverbandsvorsitzende weiter aus.

Sollte ein weiteres Verbot von Pflanzenschutzmitteln kommen, etwa durch einen Erfolg des baden-württembergischen Volksbegehrens „Artenschutz – Rettet die Bienen“, müssten viele Bauern ihre Betreibe umstellen. Die Initiative für das Volksbegehren fordert unter anderem die Halbierung des mit Pestiziden belasteten Flächenanteils bis 2025 und stärkeren Bestandsschutz für Streuobstwiesen. Zudem sollen die landeseigenen Äcker alle ökologisch bewirtschaftet werden.

Raps auf dem Rückmarsch

Ob die Initiative den Bienen tatsächlich hilft? Färber hat Zweifel. „Der Raps ist auf dem Rückmarsch“, führt er aus. Das sei eine Pflanze, die kaum ohne Schutzmittel gezüchtet werden könne. Doch Raps sei gerade für die Bienen wichtig, weil er früh blühe und den Insekten damit Nahrung biete. Bei einem weiteren Pestizidverbot, so vermutet Färber, würden vermutlich viele Bauern auf den resistenteren Mais umschwenken. Diese Entwicklung sei bereits seit drei bis vier Jahren zu beobachten. Der Rapsanbau sei um rund ein Drittel zurückgegangen. Der stattdessen angebaute Mais bringe den Bienen aber kaum etwas. „Man darf den Ökolandbau nicht als Allheilmittel sehen“, meinte der Bundestagsabgeordnete daher.

Er habe allerdings überhaupt nichts dagegen, wenn sich Landwirte aus betrieblichen Interessen für die Ökolandwirtschaft entschieden, betont Färber. Der Vorsitzende des Kreisbauernverbandes findet es aber nicht sinnvoll, die ökologische Landwirtschaft bei politischen Entscheidungen allzu stark gegenüber der konventionellen Landwirtschaft zu bevorzugen. Denn letztlich müsse auch der Markt mitspielen und die vielen Ökoprodukte aufnehmen. Wenn aber viel mehr Ökoprodukte angeboten als nachgefragt werden, drohten Überproduktionen und Preisverfall. Ein aktuelles Beispiel für diese Entwicklung sei derzeit in Österreich zu beobachten, wo der Markt bereits gesättigt sei. Die Folge sei, dass unter anderem aus Deutschland konventionelle Produkte eingekauft würden.

Hoffen auf trockene Tage

Das Wetter jedoch hat es dieses Jahr gut mit den Bauern gemeint. Die Rapsernte steht unmittelbar bevor. Genauso wie beim Weizen, Mais, Dinkel und der Gerste erwarten die Bauern ein durchschnittliches Jahr. Lediglich dem Obst hat die Witterung dieses Jahr etwas zugesetzt. Nach einem hervorragenden vergangenen Jahr gibt es dieses Mal an einigen Orten Ausfälle von 50 Prozent – auch wegen zweimaligem Frost im April. Die sehr heißen Tage im Sommer haben zuletzt vor allem das Grünland verbrannt. Für die kommenden Tage wünschen sich die Landwirte trockenes Wetter, damit die restliche Ernte eingefahren werden kann.