Irgendwann werden sich ihre Rotorblätter auch im Landkreis drehen – hoffentlich. Foto: dpa/Julian Stratenschulte

Die Landesregierung verspricht Tempo beim Ausbau der Windkraft – doch im Landkreis Ludwigsburg zeigen sich die Stolperfallen des Projekts „Planungsoffensive“. Anstatt neuen Windräder gibt es viel Frust.

Es ist frustrierend, den Ausbau der erneuerbaren Energie im Landkreis zu verfolgen. Vom versprochenen Ausbauturbo der Landesregierung ist nichts zu erkennen. Seit dem Startschuss der sogenannten Planungsoffensive vor eineinhalb Jahren wurde kein einziges neues Windrad gebaut – nicht einmal annähernd.

 

Die ganze Absurdität der aktuellen Windkraftplanung zeigt sich in Kornwestheim. Die Stadtverwaltung hätte gerne ein Windrad vor den Toren der Stadt – für die Bürger, die Industrie und mehr Unabhängigkeit. Die Stadt hoffte also darauf, dass die Verantwortlichen des Regionalverbandes ein sogenanntes Vorranggebiet auf Kornwestheimer Gemarkung ausweisen und schlug sogar eine passende Fläche vor.

Diese Hoffnung hat sich in Enttäuschung aufgelöst, der Regionalverband winkte ab: Fläche zu klein, Bedarf bereits gedeckt. Die Hoffnung der Stadt löste sich in Luft auf. Die Beratungen im Gemeinderat, die Planung der Verwaltung? Umsonst. Ohne Vorranggebiet kein Windrad – das ist die bittere Realität. Doch nicht nur in Kornwestheim, auch in weiteren Orten des Landkreises zeigen sich Unsinnigkeiten der Windkraftplanung.

Enttäuschung für engagierte Bürger

In Ingersheim kämpfte eine Bürgergenossenschaft jahrelang um ein Windrad, das 2012 in Betrieb ging. Das einzige Windrad im Landkreis. Die Gemeindeverwaltung und die Genossenschaft haben Lust auf ein weiteres, effizienteres Windrad. Die Beteiligten bauten große Hoffnung auf die Planungsoffensive der Landesregierung – alles sollte einfacher, schneller, unkomplizierter werden.

Der Regionalverband schließt im aktuellen Entwurf jedoch auch Ingersheim aus den Planungen aus. Kein Vorranggebiet für die Genossenschaft, kein Windrad. Wie entmutigend das für engagierte Bürger sein muss, wenn aus einem angeblichen Turbo eine Vollbremsung wird, lässt sich nur erahnen.

Das Windrad in Ingersheim als landkreisweites Unikat vor dem Husarenhof. Foto: Werner Kuhnle

Auch sieben Gemeinden rund um den Hardtwald, die gemeinsam auf einen großen Windpark hingearbeitet haben, müssen sich nun mit einer stark verkleinerten Vorrangfläche zufriedengeben. Weniger Windräder, weniger Unabhängigkeit – trotz aller Vorarbeit in den Rathäusern.

Zwischen Vaihingen und Oberriexingen gibt es derweil ein ganz anderes Problem. Dort wurde eines der größten Vorranggebiete des Kreises zusammengestrichen. Offenbar hatte niemand daran gedacht, dass dort regelmäßig Segelflieger unterwegs sind. In Gerlingen wiederum wurde ein ganzes Vorranggebiet gestrichen, weil eine Sichtachse zum Stuttgarter Schloss Solitude als Ausschlusskriterium übersehen wurde.

Kein Wundermittel

Der Regionalverband musste im vergangenen Jahr insgesamt 6700 Stellungnahmen prüfen. Sichtachsen, Artenschutz, Luftverkehr – alles wichtige Aspekte. Doch es zeigt: Die Planungsoffensive ist kein Wundermittel. In der Realität ist die Planung immer noch zäh, zerfasert und voller Rückschläge. Die Landesregierung ist mit dem Ziel gestartet, die Verfahrensdauer auf die Hälfte der bisher benötigten Zeit zu reduzieren, eigentlich sollte das ganze Projekt jetzt schon auf der Zielgeraden sein. Im Landkreis Ludwigsburg zeigt sich jedoch eindrücklich, dass der Turbo stottert.

Gerade hier wäre ein Ausbau der Erneuerbaren jedoch wichtig. Der Kreis ist abhängig von einer Industrie, die immer weiter in die Krise rutscht. Eine grüne Energieproduktion vor Ort, niedrigere Energiekosten und die Unabhängigkeit von Energieimporten könnten Teil der Lösung für eine bessere Zukunft sein.