Villa Bolz: Die jungen Lebenskünstler vom „Kollektiv 44“, die hier übergangsweise wohnten, haben ein Porträt von Eugen Bolz an der Hausfassade hinterlassen. Foto: Lichtgut/Max Kovalenko

Keine Chance mehr für die Villa Bolz: Die Landtags-CDU ist mit ihrem Versuch gescheitert, den Abriss des historischen Gebäudes auf dem Killesberg zu verhindern.

Stuttgart - Es war ein letzter Versuch, die Villa Bolz auf dem Killesberg zu erhalten: Auf Antrag der CDU-Landtagsfraktion befasste sich der Finanz- und Wirtschaftsausschuss des Landtags am Donnerstag in öffentlicher Sitzung mit der Frage, ob sich das Land für den Erhalt des Wohnhaus des früheren württembergischen Staatspräsidenten und Widerstandskämpfers Eugen Bolz (1881-1945) engagieren sollte. Das Gebäude ist im Besitz eines Wohnungsbauunternehmens, das Villa abreißen und an ihrer Stelle Eigentumswohnungen bauen will.

Der Stuttgarter CDU-Abgeordnete Reinhard Löffler erklärte, die Villa Bolz sei zwar kein Kulturdenkmal im Sinne des Denkmalschutzes, sie sei jedoch ein geschichtlicher Ort: „Ein Ort des Widerstandes gegen die Nazi-Diktatur.“ Bolz habe sich dort mit anderen Nazi-Gegnern getroffen. „Viele solcher Orte gibt es nicht.“

Das Haus müsse für kommende Generationen erhalten werden, weil es wichtig sei Geschichte an authentischen Orten erlebbar zu machen. Diese Überzeugungen, für die Bolz gestanden habe, „sind in der Villa Bolz lebendig, nicht in Wikipedia oder im Park der Villa Reitzenstein“, sagte Löffler. Der Abriss wäre „eine unwiederbringliche Kulturschande“.

CDU-Politiker würdigen Eugen Bolz

Löffler hob zugleich die Rolle des von Nazis ermordeten Zentrumspolitikers hervor: „Bolz war unbestechlich und unnachgiebig in seiner christlichen Einstellung für Freiheit, Gerechtigkeit und Menschenwürde.“ Der CDU-Politiker stellte ihn in eine Reihe mit dem Hitler-Attentäter Claus Schenk Graf von Stauffenberg und dem evangelischen Theologen Dietrich Bonhoeffer: „Was ihn aber besonders macht, ist, dass er sich als Konservativer offen gegen Krieg und gegen nationalsozialistisches Unrecht aussprach.“ Winfried Mack (CDU) rief in Erinnerung, dass Bolz der höchstrangige Politiker der Weimarer Republik war, der von den Nazis ermordet wurde. „Es gibt keine geeignetere Persönlichkeit aus Württemberg, an der man die Bedeutung des 20. Juli 1944 (des Attentats auf Hitler, d. Red.) zeigen kann.“

Staatsministerin Silke Krebs (Grüne) sagte, es sei nicht die Frage, ob Bolz des Gedenkens würdig sei oder nicht. „Die Frage ist, wie man das am sinnvollsten machen kann. Die Summe, die man hätte investieren müssen, um eine Gedenkstätte zu errichten (zwischen zwei und vier Millionen Euro, d. Red.), wäre in keinem Verhältnis gestanden zu den Investitionen für andere Gedenkstätten, sagte die Ministerin. Krebs wies darauf hin, dass das von Bolz von 1932 bis zu seiner Verhaftung durch die Gestapo 1944 bewohnte Gebäude baulich stark verändert worden sei. Von der Ausstattung sei fast nichts mehr vorhanden. Der CDU-Politiker Mack konterte, die Diözese Rottenburg-Stuttgart habe ein Seligsprechungsverfahren für Eugen Bolz gestartet „und wir reden darüber, dass sein Sofa neu bezogen wurde und ein Schwimmbad eingebaut wurde“. Die Villa sei und bleibe ein authentischer Ort.

Auch Grüne wollen Erinnerung wachhalten

Muhterem Aras von den Grünen betonte, die zurückliegende Debatte um die Villa Bolz sei wichtig gewesen, um die Bedeutung von Eugen Bolz stärker ins öffentliche Bewusstsein zu bringen. Die Stuttgarterin lobte, dass Ministerpräsident Winfried Kretschmann (Grüne) entschieden hat, den Neubau der Villa Reitzenstein nach Bolz zu benennen und dort an ihn zu erinnern. „Denn dort war er auch politisch tätig.“ Außerdem kämen regelmäßig Besuchergruppen dorthin. Ministerin Krebs versicherte, es sei das Anliegen der Regierung sei, die Erinnerung an Bolz wach zu halten.

Reinhard Löffler überzeugte das nicht. „Mit dem Abriss beginnt das Vergessen“, sagte er. Der Ausschuss lehnte den CDU-Antrag pro Villa Bolz mehrheitlich ab.