Der Regensburger Generalvikar Michael Fuchs stellt den Missbrauchs-Bericht in Regensburg vor. Foto: dpa

Die Regensburger Domspatzen haben ihren Aufklärungsbericht zum Missbrauchskandal vorgestellt. Wie viele traumatische Erinnerungen in den einstigen Kinder-Sängern fortleben, wird jedoch keiner je erfassen können, meint Autor Paul Kreiner.

Regensburg - Nach jahrzehntelanger Realitätsverweigerung, nach langem Zögern und trotzdem – das muss man auch sagen – deutlich schneller als bei der Evangelischen Brüdergemeinde in Korntal ist nun der Gewalt- und Missbrauchsskandal bei den Regensburger Domspatzen aufgeklärt. Was nicht heißt, dass er auch bewältigt wäre. Wie viele traumatische Erinnerungen in den einstigen Kinder-Sängern fortleben, wie sehr sie Seele, Geist und Körper quälen, wird keiner je erfassen können.

Die Kirche stellt sich ihrer Vergangenheit

Der Bericht mit seinen etwa 2000 Schilderungen der Opfer ist ein erschütterndes Dokument, der Blick in den Abgrund eines Systems, das nicht mehr mit dem allgemeinen, herben „pädagogischen Geist“ der Nachkriegsjahre erklärt werden kann – und das bei einer Organisation, die Liebe predigt, weit schwerer wiegt als bei wild gewordenen politischen Verbänden. „Lasset die Kinder zu mir kommen, ihrer ist das Himmelreich.“ Aber was für eines?

Immerhin: Heute stellt sich die Kirche ihrer Vergangenheit. Das gibt Hoffnung, sie könnte wachsamer sein in Zukunft und nicht nur, weil sie Besitzerin einer „reinen Lehre“ ist, mit den Fingern auf andere zeigen. Es hat sich vieles getan an Aufklärung; die deutschen Bischöfe arbeiten weiter daran. Hoffentlich nicht zum Abhaken eines leidigen Themas, sondern zur Mahnung – auch an die eigenen Leute.