Richy Müller lebt am Chiemsee, Felix Klare in München. Die „Tatort“-Premiere auf dem Schlossplatz aber ist ein Heimspiel für sie. Auf der Bühne des SWR-Sommerfestivals sagen beide, warum es ihnen wichtig ist, dass sich ihre Rollen weiterentwickeln.
Seit 15 Jahren rast der eine mit dem braunen Porsche-Oldie, der andere trägt immer eine braune Lederjacken. Auch wenn sich Richy Müller und Felix Klare als „Tatort“-Kommissare mit Auto und Kleidung äußerlich treu bleiben, mögen sie es, dass die Drehbuchautoren bei ihren Rollen Brüche einbauen und dafür sorgen, dass sie sich weiterentwickeln. „Es ist gut, wenn es für uns neue Herausforderungen gibt“, sagt Felix Klare vor der Premiere der Folge „Der Mörder in mir“ auf der Bühne des SWR-Sommerfestivals. Richy Müller erzählt, dass es seine Idee war, ihm als Stuttgarter Ermittler eine alten Limousine aus der Autostadt zu geben. „Es sollte ein alter Porsche sein, weil sich ein Kommissar einen neuen nicht leisten kann“, sagt der 66-Jährige.
Die Anhöhe heißt „Elend“, was keine Erfindung der Autoren ist
Als er vor 15 Jahren beim „Tatort“ begann, war sein Porsche schon alt. Ausgetauscht wurde er seitdem nicht. Im neuen Fall, den am Montagabend 4300 Besucherinnen und Besucher bei der ausverkauften Vorstellung verfolgt haben, sieht man, wie es der Porsche-Oldie problemlos schafft, schnell die Glemseck-Rennstrecke Richtung Solitude hochzufahren. Die Anhöhe, die in dem Film eine wichtige Rolle spielt, weil dort ein Obdachloser angefahren und getötet wird, heißt „Elend“, was keine Erfindung der Autoren ist. Diesen Namen gab es tatsächlich, weil die Kurve an dieser Stelle für die Rennfahrer besonders gefährlich war. Ein sehr spannender „Tatort“ ist’s – mit einem offenen Ende. Gesendet wird im Herbst 2022.
Von Rammstein bis Sting – alle kommen
Endlich kehrt zurück, was viele Menschen so lange vermisst haben. Endlich kann man wieder gemeinsam Livekonzerte erleben – Aug in Aug. Der SWR macht mit seinem 13. Sommerfestival den Anfang eines Open-Air-Reigens, „wie ihn Stuttgart vor der Pandemie nicht erlebt hat und danach auch nie mehr erleben wird“, sagt Andreas Kroll, der Geschäftsführer der Veranstaltungsgesellschaft in.Stuttgart, ebenfalls Gast beim SWR-Festival.
Von Rammstein bis Sting, von den Fantastischen Vier bis zu den Toten Hosen – alle kommen. Dass Kroll als Chef das 30. Sommerfest für August abgesagt hat, enttäuscht viele – auch Michael Wilhelmer, der gern dabei gewesen wäre und nicht nur als Caterer des SWR-Großevents alle Hände voll zu tun hat. Der vielseitig Engagierte bewirtet zeitgleich die Gäste des Tennisturniers auf dem Weissenhof. Obendrein ist er seit dieser Saison als Gastronom auf Mallorca tätig. Personalmangel scheint für ihn ein Fremdwort zu sein.
SWR schätzt, dass an vier Tagen über 100.000 gekommen sind
Das Sommerfest fällt aus – aber der SWR hat eine kleine weiße Zeltstadt mit Ess-, Trink- und Infoständen rund um die Jubiläumssäule errichtet, die zeitweise fast überrannt wird. Insgesamt sind an den vier Tagen nach Schätzungen des SWR über 100.000 zu dem kostenlosen Tagesprogramm gekommen. Bei den drei Abendkonzerten und der ausverkauften „Tatort“-Premiere am Montagabend sind über 13.000 Zuschauerinnen und Zuschauer gezählt worden.
SWR-Intendant Kai Gniffke freut sich darüber, dass sich der Sender mit dem Großevent auf dem Schlossplatz in seiner Vielfalt präsentieren kann. Besonders hebt er die „Teleprompter-Challenge von unseren multimedialen Nachrichten ,SWR Aktuell’“ hervor. Da ging es darum, Nachrichten möglichst fehlerfrei und im richtigen Tempo zu sprechen. Das Festival, so Gniffke, biete die Gelegenheit, viele Menschen aus Baden-Württemberg persönlich zu treffen und abends gemeinsam zu feiern. Für ihn ist’s eine „schöne Tradition“. Man habe diesmal „viel Innovatives“ auf der Festivalmeile gesehen. Dort stand auch der gelbe Länd-Container, in dem die neue Imagekampagne von Baden-Württemberg erklärt wird. Die Merchandising-Produkte waren sehr begehrt.
Die Folge „Der Mörder in mir“ wird im Herbst 2022 gesendet
Bisher war die „Tatort“-Premiere immer der Aufakt beim SWR-Sommerfestival. Diesmal setzt der Fall „Der Mörder in mir“ den Schlusspunkt. Ausverkauft ist der Abschlussabend. In der neuen Folge sind Lannert und Bootz einem Unfallflüchtigen auf der Spur, der sein Opfer rücksichtslos zum Sterben im Straßengraben liegen gelassen hat. Gesendet wird im Herbst 2022.
Wie sehr haben die Veranstalter gezittert, ob die angekündigten Unwetter die schönen Festivalpläne zunichte machen! Gewitter und Regen kamen zwar ran an den „schönsten Platz der Schwaben“, wie Giovanni Zarrella den Schlossplatz genannt hat – doch sie lassen die Abendprogramme vor der idyllischen Kulisse in Ruh. Ein ganz großer Regisseur von oben scheint sich ebenso über die Rückkehr der Lebenslust zu freuen.