Auf immer mehr Privatflächen werden Abschleppunternehmen beauftragt, Falschparker an den Haken zu nehmen. Foto: Lichtgut/Leif-Hendrik Piechowski

Immer häufiger kommen Abschleppdienste auf privaten Parkplätzen zum Einsatz. Einige sind ins Visier der Ermittler geraten, weil sie illegal gearbeitet haben. Doch auch mit Auftrag kann es Verwerfungen geben.

Stuttgart - Es ist 8.04 Uhr, als am vergangenen Donnerstag das Telefon in der Stuttgarter Taxi-Auto-Zentrale (Taz) klingelt. Die Caritas teilt der Vermittlungszentrale mit, man brauche kurzfristig einen Wagen. Um 9 Uhr solle er eine Bewohnerin des Clemens-von-Galen-Hauses in Bad Cannstatt abholen. Dort leben Menschen mit geistiger und mehrfacher Behinderung. Ein Routinevorgang, denn dorthin werden öfter Taxis bestellt. Der Auftrag wird bestätigt.

Um kurz vor 9 Uhr ist das Taxi vor Ort. Weil die Bewohnerin noch nicht zu sehen ist, lässt der Fahrer seinen Wagen in der Feuergasse stehen und geht zur Pforte, um nach ihr zu suchen. Dort erhält er die Auskunft, es dauere noch kurz. Er verabschiedet sich und sagt, er warte im Auto. Das Ganze dauert wenige Minuten. Doch als er zurückkommt, hängt der Wagen am Haken eines Abschleppunternehmens. Das lag offenkundig schon auf der Lauer. Dessen Mitarbeiter fordert 202,30 Euro in bar. Der Taxifahrer ruft die Polizei, doch die verweist darauf, es handle sich um Privatgelände. Dafür sei sie nicht zuständig. Zähneknirschend zahlt der Fahrer, um sein Auto zurückzubekommen.

Doch dabei wollen es die Beteiligten nicht bewenden lassen. Denn sie vermuten illegale Machenschaften. Zuletzt hat die Polizei gegen zwei Stuttgarter Abschleppunternehmen ermittelt, die jahrelang ohne Auftrag auf Privatflächen abgeschleppt und damit einen großen Reibach gemacht haben sollen. Erst vor Kurzem ist einer der illegalen Sheriffs zu einer Bewährungsstrafe von einem Jahr und zehn Monaten verurteilt worden. Allein schon, dass Barzahlung gefordert werde und der volle Betrag, obwohl das Auto noch vor Ort gewesen ist, sei unseriös, schreibt die Taz an die Caritas. „Entrüstet“ sei man über den Vorgang, erst bestellt und dann abgeschleppt zu werden. Man fordere eine Erstattung des Betrages.

Keiner will Gebühr zurückerstatten

Doch da beißen die Taxler bei der Caritas auf Granit. Für die Erstattung müsse man sich mit dem Abschleppdienst in Verbindung setzen. Den jedoch habe man tatsächlich selbst beauftragt. „Bisher ist das die einzige unserer Einrichtungen, die diesen Schritt gemacht hat – obwohl das auch anderswo nötig wäre“, sagt Sabine Reichle. Die Sprecherin des Stuttgarter Caritasverbandes berichtet von „erheblichen Problemen“ mit Falschparkern rund um das Clemens-von-Galen-Haus. Es handle sich unter anderem um die Feuerwehrzufahrt und Aufstellungsflächen für die Feuerwehr. Die müsse man konsequent frei halten. „Für uns steht die Sicherheit der Bewohner im Vordergrund“, sagt Sabine Reichle.

Auch bei dem beauftragten Abschleppunternehmen aus Zuffenhausen hat man kein Mitleid – geschweige denn, dass man die Gebühr zurückerstatten will. „Das ist Privatgelände, dort darf keiner reinfahren. Und es gibt ein riesengroßes Schild, das auf die Feuergasse hinweist“, heißt es dort. Man sei beauftragt, „alles abzuschleppen, was dort steht“. Dazu gehören offenkundig auch Taxis, die das Haus selbst bestellt hat. Die könnten auch anderswo parken, heißt es in Zuffenhausen. Und: Es handle sich wohl um einen Fall von Faulheit.

Ganz so lapidar will man den Vorfall in der Taxibranche freilich nicht sehen. „Natürlich gibt es mal einen Strafzettel für unsere Fahrer, wenn sie ihr Auto im Halteverbot abstellen, um jemanden aus einer Arztpraxis abzuholen“, sagt der Taz-Vorstandsvorsitzende Dietmar Plag. Da könne man nichts machen, es gehe dann aber auch um kleine Beträge und nicht gleich um über 200 Euro. Das sei für den Fahrer schwer zu verkraften. Man habe die Adresse der Caritas-Einrichtung jetzt mit einer Abschleppwarnung im System hinterlegt. Künftig werde man dort vorsichtig sein und im Zweifel weiter entfernt anhalten. „Dass dies dann kein Kundenservice ist, wie wir ihn eigentlich wollen, ist klar“, so Plag. Leider treffe das dann behinderte Menschen.