Auch das Kinderschminken wird es am Frauenkopf nicht mehr geben. Foto: Fatma Tetik

Auf der Waldebene Ost ertönt in diesen Tagen zum letzten Mal fröhliches Kindergeschrei. Weil der Bau marode ist, muss das Waldheim schließen. Auch das Restaurant Cassiopeia hört zum Jahresende auf. Wie es weitergeht, ist unklar.

S-Ost - Basteln, spielen, toben, singen – die Kinder, die ihre Ferien im Waldheim Frauenkopf verbringen, erleben hier einen abenteuerlichen Sommer mit ihren Freunden. Auch im 91. Jahr nach der ersten Waldheimfreizeit ist das Gelände mit dem großen Naturspielplatz und der Freilichtbühne gut besucht. 620 Kinder sind in diesem Jahr auf der Waldebene Ost, das sind rund 20 Kinder mehr als sonst. Das evangelische Waldheim ist sowohl bei den Kleinen als auch bei den Eltern beliebt, auch deshalb, weil es die ganzen sechs Ferienwochen interessante und abwechslungsreiche Aktionen anbietet.

Damit aber ist bald Schluss, denn der Vertrag, den die evangelische Kirche mit dem Eigner, der Stadt Stuttgart, 1947 abgeschlossen und alle zehn Jahre erneuert hatte, wurde nicht mehr verlängert. Damit endet an diesem Standort die Geschichte eines der ältesten Waldheime Stuttgarts; auch das Bio-Restaurant Cassiopeia schließt Ende des Jahres. Grund ist der mittlerweile vollkommen marode Zustand der dort betriebenen zwei Gebäude. „Wir können uns eine weitere Verpflichtung nicht länger leisten“, sagt Jörg Schulze-Gronemeyer, der Geschäftsführer der Arbeitsgemeinschaft evangelische Ferien- und Waldheime in Württemberg.

Eine Komplettsanierung

Die Kirche hatte in der Vergangenheit kleinere Sanierungsmaßnahmen durchgeführt, doch im Grunde muss das ganze Gebäude abgerissen werden. Durch ständige Gebäudebewegungen sind mittlerweile größere Risse an den Wänden entstanden, Fenster sind zerbrochen, das Dach ist nicht mehr dicht, der Sanitärbereich in die Jahre gekommen, die Elektrik veraltet, Abwasserkanäle verstopft. „Eine Komplettsanierung würde bis zu zwei Millionen Euro kosten“, sagt Schulze-Gronemeyer.

Ein Neubau kommt an derselben Lage allerdings auch nicht in Frage, da es für das Gelände keinen Bebauungsplan gibt. „Unsere Anfrage an die Stadt bezüglich eines Neubaus verlief bislang ins Leere“, sagt der Waldheim-Geschäftsführer. Deshalb stellt sich die Kirche darauf ein, die Räume bis Ende März 2014 zu verlassen. „An diesem Standort wird dies die letzte Waldheimsaison sein“, sagt Schulze-Gronemeyer mit Bedauern.

Es soll auf jeden Fall weitergehen, unklar ist aber, wo

Der Leiter des Frauenkopf-Waldheims, Helfried Vogtmann, sieht auch eine Mitschuld der Kirchenverantwortlichen an der misslichen Lage. „Man wusste um den Gebäudezustand und auch, dass der Vertrag ausläuft. Warum hat man sich da nicht fünf Jahre früher Gedanken zu einem neuen Standort oder einer Sanierung gemacht“, fragt er. Nun stünden alle Beteiligten vor vollendeten Tatsachen und könnten nichts mehr daran ändern. Auch die zahlreichen ehrenamtlichen Mitarbeiter sind verärgert. „Hier steckt so viel Herzblut und Leidenschaft drin, um allen Kindern im Osten eine schöne Ferienzeit zu ermöglichen, und dann wird einfach über unsere Köpfe hinweg entschieden“, ärgert sich der Student Jonathan Gregory, der eigens aus Berlin angereist ist, um eine Gruppe Kinder zu betreuen. „Es gibt immer Mittel und Wege, man muss es nur wollen“, ist sich der 22-Jährige sicher. So ähnlich sieht das auch Schulze-Gronemeyer: „Es wird weitergehen, egal an welchem Ort“, versichert er.

Konkret finden Gespräche mit den umliegenden Sportvereinen und Schulen zur Kooperation statt, und auch neue Standorte sucht die Kirche intensiv. Helfried Vogtmann geht noch einen Schritt weiter: „Kinder brauchen gar kein Gebäude, um den Spaß ihres Lebens zu haben. Das meiste findet eh draußen statt. Zur Not machen wir auch ohne ein Waldheim weiter.“