Pater Konrad Werder zieht weiter nach Bad Wurzach. Foto: Georg Linsenmann

Mit dem Abschied von Pater Konrad zieht sich der Salvatorianer-Orden ganz aus Giebel zurück. Am Sonntag, 15. April, wird er mit einem Gottesdienst verabschiedet.

GIebel - Der Giebel ohne die Salvatorianer-Patres? Die Katholiken ohne einen Pfarrer im Gemeindehaus? Schwer vorstellbar, denn der Orden der Salvatorianer gehört zum Stadtteil seit dem Beginn der Aufsiedelung in der Nachkriegszeit, hat die nach ihm benannte Kirchengemeinde aufgebaut. Doch genau so wird es sein, wenn Pater Konrad Werder am Sonntag in der Salvatorkirche seinen Abschiedsgottesdienst zelebriert hat und im Gemeindegottesdienst eine Abschiedsmatinee mit Musik zu Ende ist. Dann sind die Salvatorianer Geschichte in Giebel: mangels Nachwuchs des Ordens insgesamt.

Pater Konrad ist der Salvator-Gemeinde in besonderer Weise verbunden. Hier hatte er nach der Priesterweihe seine vierjährige Vikarszeit verbracht, hier ist er seit 2006 Pfarrer. So macht er nun aus seinem Herzen keine Mördergrube: „Ja, dieser Abschied schmerzt, gar keine Frage! Der Giebel ist mir ein Stück Heimat geworden.“ Was ihn aber am meisten schmerzt: „Dass die Gemeinde sich verlassen fühlt, weil kein Pfarrer mehr rundum präsent ist.“ Klar, das sei eine gravierende Zäsur: „Da sage ich den Leuten: „Das geht weiter, denn ihr seid eine lebendige Gemeinde! Daran kann das fünfköpfige Pastoralteam anknüpfen, und donnerstags hat Pfarrer Matthias Hambüchen hier seinen Giebel-Tag. Die Gemeinde wird sich weiterentwickeln, auch mit neuen Ideen.“

Zuversicht macht den Abschied ein wenig leichter

Diese Zuversicht mache ihm den Abschied ein wenig leichter, zumal er mit 67 Jahren auch spüre, „wie fordernd das Pfarrerleben ist“. In Rente gehe er nicht, gleichwohl werde sein Leben als künftiger Leiter des Ordenshauses in Bad Wurzach überschaubarer: „Ich freue mich darauf, dass ich Menschen begleiten kann, ohne an den nächsten Termin denken zu müssen.“ Was ihm die zwölf Jahre in Salvator wertvoll gemacht hat? „Wir wollten eine einladende Gemeinde sein. Daran haben wir uns orientiert und auch Festkultur entwickelt.“ Beispielhaft nennt er das Kinderfest und das Fest der Kulturen: „Es war immer eine Pracht, zu sehen, wie die Menschen sich daran erfreut haben.“ Auch in der Jugendarbeit sei „manches möglich gewesen“. Bei den 50 Ministrantinnen und Ministranten erfreue ihn, „wie junge Menschen sich engagieren, Verantwortung übernehmen und dabei in ihrer Persönlichkeit wachsen“. Etwa beim Gestalten von Freizeiten. Er fügt hinzu: „Wertvoll waren mir aber nicht nur Gottesdienste mit Pauken und Trompeten, sondern auch Alltagsgottesdienste: Wenn es ganz still und dicht wurde, wenn zu spüren war, dass die Gläubigen etwas Wesentliches suchen.“ Dass die Gemeinde wie der Giebel insgesamt im Heimischwerden von Heimatvertriebenen aus einstigen deutschen Ostgebieten wurzele, sei zwar nicht mehr so präsent: „Es ist aber eine Erfolgsgeschichte der Integration und prädestiniert den Stadtteil im Grunde dafür, mit den neuen, aktuellen Herausforderungen dieser Art gut umzugehen.“ Das sage er auch im Wissen, dass sich „die parteipolitischen Verwerfungen in der Republik im Giebel überdeutlich abbilden“.

Pater hadert etwas mit sich und seinem Orden

Ein wenig hadert er aber auch mit sich und seinem Orden: „Es ist uns nicht gelungen, übers Pfarrersein hinaus unseren Ordensstatus und dessen Werte wirksam zu machen.“ Etwa bezüglich Armut und der Zerstörung der Schöpfung. Das treibe ihn um: „In spiritueller Hinsicht, und aus Sorge um die Welt.“ Fragen, denen er sich nun verstärkt zuwenden wolle: „Wo ist unser Platz in der Welt? Wie können wir mit unseren Idealen wirksam werden?“

Info Im Anschluss an den Abschiedsgottesdienst am Sonntag, 15. Juli, in Salvator (9.30 Uhr) findet ab 11 Uhr im Gemeindehaus, Giebelstraße 15, eine Abschiedsmatinee statt.