König Philipp von Belgien und Fürst Albert von Monaco schreiten von einem Nebeneingang des Schlosses zum Salemer Münster. Foto: dpa/Bernd Weißbrod

Ein echter König, viele Prinzessinnen, aber Trachtenträger aus ganz Baden nehmen in Salem Abschied von Markgraf Max von Baden.

Als sich die Seitentür des Salemer Schlosses öffnet, kommt der große Auftritt von Landeskommandant Hans-Joachim Böhm. „Salutiert“, ruft der 69-Jährige aus Villingen. Und die rund 200 Mitglieder von Bürgerwehren, die an diesem Tag aus Markdorf, Überlingen, Ettlingen oder Bretten gekommen sind, um Max Markgraf von Baden, „unseren Landesherrn, die letzte Ehre zu erweisen“, wie einer zuvor anmerkt, tun, wie ihnen befohlen ist.

Derweil schreiten die hochkarätigen Trauergäste, viele „königliche“ oder gar „kaiserliche Hoheiten“, die wenigen Schritte vom Seiteneingang hinüber zum Hauptportal des Münsters. Mehr als 450 Gäste sind geladen. Es sind Vertreter des deutschen und europäischen Hochadels, viele Männer im Frack, viele Frauen in Pelz und mit dunklen Hüten. Georg Friedrich Prinz von Preußen ist darunter, Prinz Leopold von Bayern, Wilhelm Herzog von Württemberg, Prinz Hassan und seine Frau Sumaya aus Jordanien, auch Prinzessin Caroline von Hannover und ihr Sohn Pierre Casiraghi. König Philipp von Belgien, der zuvor in einem Range Rover und mit Polizeischutz vorgefahren ist, überquert den Kirchplatz im Gespräch mit Fürst Albert von Monaco. Der britische König Charles, ein Cousin des Verstorbenen, lässt sich von einem deutschen Verwandten, Landgraf Donatus von Hessen, vertreten.

Hilfe für Flüchtlinge

Der tatsächliche baden-württembergische „Landesherr“, Ministerpräsident Winfried Kretschmann (Grüne), kommt direkt von einem Termin an der Universität in Konstanz und huscht zusammen mit seiner Gattin von der anderen Seite fast unbemerkt ins Münster. Dort eröffnet das Gesangsensemble Concerto vocale mit Bachs „Jesu meine Freude“ den ökumenischen Trauergottesdienst. Keinen der üblichen Nachrufe hat sich der gläubige Protestant gewünscht, sondern einen richtigen Gottesdienst.

Die evangelische Landesbischöfin Heike Springhart predigt über den barmherzigen Samariter. „Was ist hier und heute zu tun? Worauf kommt es an? Wer ist mein Nächster?“ Diese Fragen aus dem Gleichnis hätten auch das Leben von Max von Baden geprägt, sagt Springhart. Nicht zufällig habe er im Novizenhof einen Brunnen mit einer Samariterfigur aufstellen lassen. So habe er eine äthiopische Familie mit fünf Kindern aus dem damaligen Bürgerkriegsland im Schloss aufgenommen und Strukturen geschaffen, um auch anderen Flüchtlingen zu helfen.

Aktiv bei mehr als 60 Vereinen

Max von Baden sei im europäischen Adel verwurzelt gewesen, aber auch in seiner badischen Heimat am Bodensee. Beides wird bei dieser Trauerfeier deutlich. „Er war ein leutseliger, sehr netter Mensch und immer interessiert, was in Salem los ist“, erzählt Anneliese Schwarze. Die 81-Jährige ist in Salemer Tracht gekommen und muss im zugigen Schlosshof aufpassen, dass ihre schwarze Radhaube nicht vom Kopf geblasen wird. Am Vorabend hatte die Bevölkerung bei einer ersten Trauerfeier im Münster Abschied genommen. Max von Baden wirkte bei mehr als 60 Vereinen und Organisationen.

„Seine königliche Hoheit war bei uns Ehrenmitglied“, sagt Wolfgang Kunle, der in der grünen Uniform des historischen Grenadiercorps Villingen 1810 aus dem Auto steigt. Für andere war der Markgraf hingegen einfach nur der „Papa“. 17 Jahre habe sie im Schloss als Zimmermädchen gearbeitet, so Melek Keskin und: „Ich bin sehr traurig.“ Am Abend wurde Max von Baden im Familiengrab auf dem Friedhof im Teilort Stefansfeld im engsten Familienkreis beigesetzt.