Volker Weinstocks Zeit als Revierleiter in Stuttgart ist abgelaufen. Foto: Eva Funke

Der Chef vom Polizeirevier 2 verlässt Stuttgart-Nord. Als Leiter der Bereitschaftspolizei in Bruchsal steigt der 59-Jährige vom Polizeidirektor zum leitenden Polizeidirektor auf.

Stuttgart-Nord - Als er seine Stelle im Polizeirevier 2 Wolframstraße am 1. Juni 2011 antrat, war klar: Für Polizeidirektor Volker Weinstock wird sein neuer Posten als Revierleiter nicht Endstation sein. „Das hab ich mir vom Polizeipräsidenten vorher zusichern lassen.“ Geblieben ist er acht Jahre. Vor Kurzem hatte der 59-Jährige dort seinen letzten Arbeitstag. In der Nacht davor hatten seine Kollegen einen Einsatz, wie es viele gab und wie sie Weinstock immer wieder unter die Haut gehen: Eine Ehefrau alarmierte gegen 23 Uhr die Polizei, weil ihr betrunkener Lebensgefährte randalierte und sie schlug. In der Wohnung waren außer dem Ehepaar die drei kleinen Kinder. Zwei Streifen rückten aus. Der Ehemann war vor dem Gebäude und ging auf die Polizisten los. Zwei schlug er dienstunfähig. Ein Küchenmesser und ein Küchenbeil, die der Angreifer zunächst dabei hatte, hat er zum Glück vor seinem Angriff auf die Beamten weggeworfen. Weinstock: „Das hätte sehr schlimm ausgehen können und belastet über den Tag hinaus.“

An seine erste Zeit in der Wolframstraße erinnert sich Weinstock noch gut: Der Südflügel des Hauptbahnhofs stand noch. Die Demonstrationen gegen Stuttgart 21 waren in ihrer heißen Phase und die Polizei fast jeden Tag vor Ort. „Dabei schlug uns enormes Misstrauen entgegen. Denn der schwarze Donnerstag, der knapp neun Monate zurück lag, war den Menschen noch gegenwärtig“, sagt Weinstock. Eins seiner Ziele war es, das verloren gegangene Vertrauen der Menschen in die Polizei wieder herzustellen. Bei den Einsätzen während der Montagsdemos war er regelmäßig dabei, hat mit Gegnern und Befürwortern der Tieferlegung des Hauptbahnhofs gesprochen und versucht, ihnen klar zu machen: Es ist weder Baustelle der Polizei, noch ist es ihre Demonstration. Weinstock: „Wir sind neutral und verteidigen sowohl das Recht auf Demonstration als auch das Baurecht.“ Auch Weinstocks Kollegen erinnern sich noch gut an die Anfänge ihres neuen Chefs. „Wir hatten einige Vorbehalte. Der Neue kam aus dem Innenministerium. Woher sollte der wissen, wie es auf den Straßen in Stuttgart zugeht?, sagt Weinstocks Stellvertreter Ralf Perrey. Die Vorbehalte hatten nicht lang Bestand: Überzeugt hat der Neue seine 134 Kolleginnen und Kollegen dadurch, dass er sich sehr schnell in seinen neuen Tätigkeitsbereich eingearbeitet hat. Perrey: „Nach nur wenigen Wochen hatten wir den Eindruck, er sei bei uns groß geworden.“ Und Zugführer Jan Quente stellt fest: „Das Einprägende für mich war bei unseren gemeinsamen Einsätzen, dass er souveräne und überlegte Entscheidungen getroffen hat.“

Respektvoller Umgang mit den Kollegen: Für Weinstock eine „Herzenssache“

Einerseits integerer Chef, andererseits ein Mensch mit Verständnis für andere – Perrey: „Er hat immer eine offene Tür und ein offenes Ohr für alle Kolleginnen und Kollegen. Außerdem bringt er zu den Dienstbesprechungen immer etwas Süßes mit.“ Sein „offenes Ohr“ für andere erklärt Weinstock selbst damit, dass er im Laufe seiner Karriere die unterschiedlichsten Ämter inne hatte, unter anderem war er Streifenpolizist, Dienstgruppenleiter, Pressesprecher und eben Referent für Verkehrssicherheit im Innenministeriums. „Wer so viele unterschiedliche Jobs hatte, versteht, wie es den Menschen auf der anderen Seite des Schreibtischs geht“, sagt er. Der hervorragende Zusammenhalt, der respektvolle Umgang miteinander – für Weinstock nach eigenen Worten „eine Herzenssache“. Auf dem Polizeirevier 2 Wolframstraße konnte er das mit umsetzen.

Trotzdem verlässt er das Revier. Auf seiner Schulterklappe hat nämlich noch ein goldener Stern Platz. „Ich hoffe, den bekomme ich nach einiger Zeit im neuen Amt“, sagt er. Wird er wohl, denn als Chef der Bereitschaftspolizei Bruchsal steigt er vom Polizeidirektor zum Leitenden Polizeidirektor auf. Seinen ersten Arbeitstag hat er bereits hinter sich. Denn zwischen seinem letzten Arbeitstag im Stuttgarter Norden und seinem ersten in Bruchsal lag gerade mal ein Wochenende.