Viele persönliche Begegnungen und 336 Gemeinderatssitzungen liegen hinter Angelika Matt-Heidecker. Foto: Pressefoto H. Rudel

Die scheidende Oberbürgermeisterin Angelika Matt-Heidecker freut sich bei ihrem letzten öffentlichen Auftritt besonders über eine hohe Auszeichnung von ihrer Partei.

Kirchheim - Sie nennt sie alle – oder zumindest fast alle: Den Kunstbeirat ebenso wie das Aktionsbündnis Starkes Kirchheim, den Verein Buefet, der für ein Leben in Selbstständigkeit, Selbstbestimmung und sozialer Verbundenheit im Alter und bei Behinderung kämpft, die Kleintierzüchter, die Sportvereine oder die Menschen, die sich aufopferungsvoll in der Flüchtlingshilfe engagiert haben. Angelika Matt-Heidecker, die Oberbürgermeisterin von Kirchheim, hat an diesem Freitag Abschied von ihrem Amt genommen– und damit von schier unendlich vielen Menschen, mit denen sie in den vergangenen 16 Jahren in der Teckstadt intensiven Kontakt gehabt hat.

Rund 600 Kirchheimer sind der Einladung, bei ihrem letzten offiziellen Auftritt dabei zu sein, gefolgt, und bilden in der fast bis auf den letzten Platz gefüllten Kirchheimer Stadthalle einen würdigen – und auch versöhnlichen Rahmen – für den nicht freiwilligen Abgang der Ratschefin. Denn wenn die Wähler sie gelassen hätten, hätte die 67-jährige Matt-Heidecker gerne noch ein paar Jahre drangehängt. Doch am 1. März übernimmt nun ihr Herausforderer Pascal Bader das Amt. Ganz verdaut, das ist deutlich zu spüren, hat Angelika Matt-Heidecker die schmerzliche Niederlage noch immer nicht: Den Namen ihres Nachfolgers erwähnt sie in der Stadthalle kein einziges Mal.

Sie hat fast alles richtig gemacht

Das Signal, das alle Redner an diesem Abend aussenden, ist eindeutig: Angelika Matt-Heidecker hat in ihrer Amtszeit fast alles richtig gemacht und hinterlässt ihrem Nachfolger eine gut aufgestellte und zudem fast schuldenfreie Stadt: Gerade einmal aus knapp zehn Euro pro Kirchheimer Bürger besteht der aktuelle Schuldenstand.

Der Stuttgarter Regierungspräsident Wolfgang Reimer erinnerte daran, dass Matt-Heidecker die allererste Oberbürgermeisterin überhaupt im Regierungsbezirk gewesen ist. Beim Amtsantritt habe sie sowohl Box- als auch Samthandschuhe geschenkt bekommen. Reimer: „Beide haben sie gut genutzt.“ Unter anderem dafür, immer wieder Fördermittel für die Stadtentwicklung beim Regierungspräsidium loszueisen oder um den Bildungsstandort Kirchheim zu stärken.

Die Städtepartnerschaften waren ihr wichtig

Weil ihr der europäische Gedanke sehr am Herzen liege, habe die Kirchheimer Ratschefin die Städtepartnerschaften gepflegt und ausgebaut – das sei ein wichtiges Signal, gerade in diesen aktuell unruhigen Zeiten.

Als Überraschungsgast war der SPD-Landesvorsitzende und Fraktionschef im Landtag, Andreas Stoch, zum Abschied nach Kirchheim gekommen. Im Gepäck hatte er die Willy-Brandt-Medaille, die höchste Auszeichnung, die die SPD zu vergeben hat und die nur langjährige Parteimitglieder von herausragender Bedeutung erhalten. Sichtlich gerührt nahm Angelika-Matt-Heidecker diese Auszeichnung entgegen. Diese Auszeichnung bedeute ihr sehr viel, sagte sie. Schließlich sei es Willy Brandt gewesen, wegen dem sie in die Politik gegangen sei, mit dem Ziel, selber einen Beitrag zu leisten, um ein gemeinsames Europa zu schaffen.