Auch der Bürgermeister Georg Brenner (links) und der Vorsitzende des Trägervereins der VHS, Hans-Gerd Holtkamp (rechts), haben Reinhard Neil verabschiedet. Foto: factum/Granville

26 Jahre hat Reinhard Neil die Gerlinger Volkshochschule geleitet, am Mittwoch wurde er verabschiedet. Pläne für den Ruhestand hat der 66-Jährige schon.

Gerlingen - Neugierig – und etwas aufgeregt. So hat sich Reinhard Neil nach eigener Aussage gefühlt, als er am 1. April 1990 seinen neuen Job angetreten hat. Der damals 39-Jährige war zum Leiter der Gerlinger Volkshochschule (VHS) ernannt worden. 26 Jahre später ist er am Mittwoch in den Ruhestand verabschiedet worden – und hätte sich wohl selbst nicht träumen lassen, dass er je so lange bleiben würde. Ebenfalls unerwartet kam für ihn eine hohe Auszeichnung der Stadt: Der Bürgermeister Georg Brenner hat Neil die Ehrenmedaille in Silber überreicht.

Dass er überhaupt mal Leiter der Gerlinger VHS – oder irgendeiner Volkshochschule – werden würde, das wird an diesem Abend klar, war keinesfalls abzusehen. Im Jahr 1950 ist Neil als Sohn von Landwirten in Niedersachsen geboren worden. Einen „unsteten Charakter“ attestiert ihm Hans-Gerd Holtkamp, der Vorsitzende des Trägervereins der VHS – zumindest bezogen auf die frühe berufliche Laufbahn. Denn nach dem Realschulabschluss – mit einer Fünf in Mathe und einer Zwei in Religion – trat Neil zunächst in die Fußstapfen seiner Eltern, bevor er einen Abstecher in das Ingenieurwesen machte, dann aber doch Lehramt studierte. Zwei Staatsexamen hat er gemeistert, Lehrer ist er aber nie geworden. Stattdessen arbeitete er nebenher als Museumspädagoge – wo sich, Holtkamp zufolge, sein ausgeprägtes Interesse für die arabische Welt entwickelt hat. Neil leitete Reisen nach Ägypten, dann verschlug es ihn zur VHS in Reutlingen und schließlich nach Gerlingen – wo sich „zwei fanden, die sich fortan nicht mehr trennen mochten“, wie es Holtkamp formulierte. Nun, mit Neils Abschied, gehe eine Ära zu Ende.

Beliebter als die VHS ist nur das Straßenfest

Neil hat die VHS über fast drei Jahrzehnte stark geprägt. Er habe, so sagt es Holtkamp, frischen Wind ins Programm gebracht, und er habe der „Versuchung widerstanden“, die VHS zu einem reinen Berufsbildungsinstitut verkommen zu lassen. Neil hat Akzente gesetzt, zuletzt mit Themen zu Flucht und Migration. Dass die VHS sehr angesehen ist – beliebter ist laut einer Umfrage nur das Straßenfest – ist dabei wohl auch Neil zu verdanken.

Die Veränderung in seinem Leben nimmt Reinhard Neil gelassen – wenn auch mit „so etwas wie Wehmut“. Er fühle sich wie ein Schüler, sagt Neil – es hat geklingelt, die Stunde ist zu Ende. Der scheidende Leiter erinnert sich an eine schöne, kurzweilige Zeit in Gerlingen. Und ohnehin – „Das ganze Leben ist Veränderung“ – da müsse man dann eben was Gutes draus machen statt zu jammern. Einen Studienkreuzfahrt zu den Äolischen Inseln zum Beispiel, wie Neil sie plant.