Die Partie der Stuttgarter Kickers gegen CfR Pforzheim wird an diesem Samstag in einen nahezu leeren Gazistadion über die Bühne gehen. Foto: Baumann

Die Partie der Stuttgarter Kickers gegen CfR Pforzheim findet am Samstag vor leeren Rängen statt. Die unteren Sportligen setzen den Spielbetrieb zum Teil komplett aus.

Stuttgart - Das Coronavirus greift immer massiver ins Sportleben der Region ein. Es finden am Wochenende Geisterspiele ohne Publikum statt, manche Ligen haben den Spielbetrieb sogar komplett ausgesetzt. Ein kurzer Überblick.

Fußball

Die Stuttgarter Kickers bekommen ihr zweites Geisterspiel nach der Regionalliga-Partie gegen die SV Elversberg im November 2006 (2:0). Damals wurden die Fans ausgesperrt wegen des Becherwurfs gegen den Linienrichter im DFB-Pokalspiel gegen Hertha BSC – nun ist das Coronavirus schuld an den leeren Rängen, wenn der Oberligist am Samstag im Gazistadion auf CfR Pforzheim trifft. Das Stuttgarter Ordnungsamt hat die Entscheidung getroffen. „Wir respektieren das, wir sind Teil der Gesellschaft“, sagt Kickers-Präsident Rainer Lorz, „wenngleich die wirtschaftlichen Nachteile wegen fehlender Einnahmen schwer zu kompensieren sind.“ Dabei gilt in der Oberliga ein Zweiklassenrecht: Andere Clubs können vor vollen Rängen spielen, sofern die jeweils zuständigen Behörden kein Verbot wie in Stuttgart erlassen. „Wir halten das für eine unglückliche Lösung“, sagt Lorz, „damit werden die Kickers eher benachteiligt.“ Der Württembergische Fußball-Verband setzte alle Spiele von der Verbandsliga abwärts bis 31. März aus.

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Zwei gute Nachrichten hatten die Blauen auch noch zu vermelden. Das Geisterspiel gegen Pforzheim wird live im Internet über die Vereins-Facebook-Seite oder den Kickers-YouTube-Kanal übertragen, so muss kein Fan auf den Kickers-Genuss verzichten. Und Hauptsponsor MHP hat den Vertrag um ein Jahr zu selben Bedingungen verlängert, der Betrag dürfte bei 400 000 Euro liegen.

Handball

„Geisterspiele töten den Sport“, unterstreicht Dieter Pfeil, der Abteilungsleiter des SV Fellbach aus der Baden-Württemberg-Oberliga. Doch dazu kommt es nicht im Amateur-Handball. Das Spiel am Samstag gegen Tabellenführer SG Pforzheim-Eutingen wurde am Donnerstag abgesagt, der Handball-Verband Württemberg hat den gesamten Spielbetrieb bei Männern, Frauen und der Jugend bis Ostern ausgesetzt. Bei Geisterspielen hätten die fehlenden Einnahmen aus Karten- und Lebensmittelverkäufen bei den Begegnungen weh getan, beim SVF sind bei Heimspielen zwischen 200 und 500 Fans in der Halle.

Basketball

Auf Anordnung der zweiten Liga (Pro A) werden am Wochenende alle Spiele abgesagt. Das trifft auch die Kirchheim Knights, die am Samstag Bremerhaven empfangen hätten. Der Verein erstattet den Kaufpreis der Tickets auf Wunsch. Ansonsten behalten sie ihre Gültigkeit für einen eventuellen Nachholtermin. „Nächste Woche wird in der Liga besprochen, wie es weiter gehen soll“, erklärt Christoph Schmidt von den Knights. Die fehlenden Ticketverkäufe würden zwar weh tun, der Verein lebe aber vor allem vom Sponsoring.

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Leichtathletik

Der Gmünder Stadtlauf hätte am Samstag stattfinden sollen, das Ordnungsamt der Stadt hat dem Veranstalter DJK Schwäbisch Gmünd am Montag die Empfehlung ausgesprochen, auf die Veranstaltung zu verzichten. „Wir haben uns am Dienstag dazu entschieden“, sagt Chef-Organisator Tim Schwarzkopf, der einräumt, dass die Angst vor dem Virus die Laufszene längt erreicht hatte: Statt bis zu 1500 Anmeldungen waren lediglich rund 450 eingegangen. Nun hofft die DJK, dass die Sponsoren dennoch die Treue halten, um die Kosten einigermaßen zu decken – sie liegen bei mehr als 10 000 Euro. „Finanziell tut uns das sehr weh“, sagt Schwarzkopf, „weil sonst meist ein Gewinn verzeichnet werden kann.“ Läufer, die die Startgebühr bezahlt haben, können sie sich für 2021 anrechnen lassen oder zurückfordern; die Sachpreise könnten mit wenigen Handgriffen so bearbeitet werden, dass sie auch 2021 vergeben werden können.

Schwimmen

Die International Swimming Championships (ISSC) wurden nach einer Konferenz zwischen dem VfL Sindelfingen und dem Ordnungsamt der Stadt Sindelfingen am Mittwoch abgesetzt. Wegen des Körperkontaktes, der beim Schwimmen nicht ausgeschlossen werden kann und der Verhältnisse in der Schwimmhalle (Umluftanlage) sahen die Verantwortliche keine andere Möglichkeit – es wurden etwa 750 aktive Teilnehmer erwartet, dazu wären noch Betreuer und Zuschauer gekommen. Für Veranstalter VfL Sindelfingen ein harter Schlag, nicht nur, weil viele Ehrenamtliche für die Vorbereitung Urlaub genommen haben. „Wir hoffen auf eine Entschädigungslösung“, sagt Abteilungsleiter Andreas Hübner-Hecker, „wir hatten Ausgaben und nun fehlen die Einnahmen.“ Ein Ersatztermin ist kaum zu finden, da der internationale Kalender längst schon festgelegt ist.

Volleyball

Der Deutsche Volleyball-Verband hat beschlossen, den Spielbetrieb in der dritten Liga sowie in den Regionalligen zu beenden. Die Herren des MTV Ludwigsburg hätten am Sonntag in Rottenburg spielen sollen, Ende März wäre die Saison zu Ende gewesen. Bei Heimspielen des MTV seien etwa 100 Zuschauer anwesend. Auch der Volleyball-Landesverband Württemberg beendet den Spielbetrieb vorzeitig in allen Bereichen (Erwachsene, Jugend, Senioren, Mixed). Den Vereinen wird empfohlen, auch den Trainingsbetrieb vorerst auszusetzen.