Kai Hummel (links) und Sven Renken, die Chefs des Orga-Teams, zeigen es: Die Geislinger Ferienstadt fällt aus. Foto: Rainer Lauschke

Der Geislinger Stadtjugendring sagt wegen der Pandemie das Abenteuerdorf und die Ferienstadt ab. Es fehlten verbindliche Vorgaben vom Land, bedauern die Organisatoren. Es soll aber alternative Angebote in den Sommerferien geben.

Geislingen - Lange hatten die Verantwortlichen des Geislinger Stadtjugendrings (SJR) gehofft, dass ihre beiden Sommerfreizeiten – das Abenteuerdorf bei den Siebenquellen und die Ferienstadt auf dem Geiselstein – wie geplant über die Bühne gehen können. Seit dem späten Sonntagabend ist nun aber gewiss: Es wird weder das eine noch das andere geben. „Wir haben die Veranstaltungen schweren Herzens abgesagt“, berichtet Holger Schrag. Der SJR-Vorsitzende hatte sich am Sonntag mit den beiden Organisationsteams sowie Alexandra Ruoss vom Stadtjugendreferat beraten, am Ende stand die Absage.

Grund für den „schmerzlichen Entschluss“ (Schrag) sei letztlich gewesen, dass nach wie vor keine verbindlichen Vorgaben von Landesseite für Freizeitangebote während der Sommerferien vorliegen. Damit beschäftigt sich schon seit Mai eine Arbeitsgruppe, bestehend aus den Dachorganisationen der Landesjugendarbeit, dem Ministerium für Soziales und Integration, dem Landesjugendamt sowie Vertretern des Städtetags. Eigentlich hätten die Ergebnisse am Freitag vorliegen sollen, nun war von Beginn dieser Woche die Rede. „Egal ob Freitag oder Dienstag oder sonst wann: Im Prinzip kommt das Ganze viel zu spät, wir hätten schon vor einem Monat Klarheit haben müssen“, betont der SJR-Vorsitzende. Gerade bei einer Veranstaltung von der Größenordnung der Geislinger Ferienstadt sei es ein immenser Aufwand, die Vorgaben binnen kurzer Zeit umzusetzen, betont Sven Renken, pädagogischer Leiter der Ferienstadt, „bis zum Beginn der Sommerferien bleiben nur noch sieben Wochen Vorlaufzeit“.

Normalerweise kommen 540 Kinder in die Ferienstadt

Um sich die Dimension zu vergegenwärtigen: In der Ferienstadt halten sich während der drei Wochen insgesamt 540 Kinder auf, dazu ständig 30 Betreuer. Was erschwerend hinzukommt: „Wir müssten – unabhängig von den Ergebnissen der Arbeitsgruppe – für das Abenteuerdorf und die Ferienstadt sehr strikte Hygienemaßnahmen umsetzen. Das würde letztlich das pädagogische Konzept dieser beiden Stadtranderholungen, das freie Spiel und ein hohes Maß an Selbstbestimmung der Teilnehmer, völlig verwässern. Wir müssten die Kinder die ganze Zeit über kontrollieren“, sagt Renken, der mit seiner Mannschaft auch nach Beginn der Corona-Krise die Vorbereitungen für die Ferienstadt vorangetrieben hatte. „Nun sind wir aber an dem Punkt angekommen, an dem wir einfach sagen müssen: Es hat keinen Sinn. Die Ferienstadt wäre keine freie Republik mehr, sondern eine Diktatur.“ Schrag betont: „Wir haben auch eine Fürsorgepflicht gegenüber den Mitarbeitern und Betreuern. Das betrifft nicht nur deren Gesundheit, sondern ebenso das, was wir von ihnen abverlangen.“ Letztlich hätten die Betreuer nur mit großem organisatorischem Aufwand geschult werden können, um den veränderten Bedingungen gerecht zu werden.

Beratung über ein alternatives Angebot

Bleibt die Frage: Hätte man nicht an den Stellschrauben drehen und eine abgespeckte Version der Veranstaltungen anbieten können? „Wir haben uns da viele Gedanken gemacht“, sagt Schrag: „Lassen wir das gemeinsame Mittagessen im Zelt weg? Lassen wir die gemeinsame morgendliche Busfahrt zur Ferienstadt weg? Reduzieren wir die Teilnehmerzahl, um den Infektionsschutz zu gewährleisten?“ Damit würde man jedoch Abenteuerdorf und Ferienstadt nicht nur ihrer Seele berauben, betont Schrag, „da sind wir auch ganz schnell am Punkt der Wirtschaftlichkeit angelangt.“ Über Zuschüsse und Teilnahmegebühren seien die Kosten gedeckt. Bei weniger Teilnehmern, für die man dennoch eine ähnliche Infrastruktur auf dem Gelände vorhalten müsse, sowie notwendigen, aber teuren Desinfektionsmitteln werde das Nullsummenspiel ganz schnell ein Minusgeschäft.

Die Absagen bedeuten nicht, dass es nun gar kein Programm gibt: Bereits am heutigen Freitag wird der SJR über eine alternatives Programm beraten. „Angedacht sind Veranstaltungen, die sich im Rahmen der Corona-Verordnung und den Vorgaben der Arbeitsgruppe umsetzen lassen. Wir werden Kontakt mit weiteren Vereinen und Einrichtungen aufnehmen“, sagt Schrag, der hofft, dass das Land Zuschüsse für Ferienfreizeiten und Alternativangebote freigibt – „schließlich werden wohl noch viele andere ihre Ferienlager absagen“. Der SJR sei für Anregungen offen, wer Ideen hat, könne per Mail an info@sjr-geislingen.de melden. „Ich habe richtig Bock drauf, im Sommer Spaß zu haben“, sagt Renken, „und diesen Spaß lassen wir uns nicht verderben“.