Platz genug wäre für Besucher des Musikfestivals gewesen. Foto: Archiv (Werner Kuhnle)

Das Musikfestival zum Jubiläum des Freibads in Oberstenfeld (Kreis Ludwigsburg) wurde kurzfristig aus „wirtschaftlichen Gründen“ abgesagt. Hätte man das nicht kommen sehen können?

Mit so einem Musikfestival hätte sich das Mineralfreibad Oberes Bottwartal vielleicht sogar bundesweit einen Namen gemacht. Zum 50-jährigen Bestehen der Freizeitanlage zwischen Oberstenfeld und Beilstein sollte am ersten Juli-Wochenende das Hydron-Open-Air Premiere feiern. DJs vom Allerfeinsten wie Moguai waren für den Samstag angekündigt. Nicht minder hochkarätig besetzt sein sollte der folgende Familiensonntag mit Oli P. an der Spitze. Klang fast zu schön, um wahr zu sein. Und irgendwie war es das auch.

 

Denn am Ende platzte der Traum vom großen Stelldichein der Stars in der Provinz wie eine Seifenblase. „Kurzfristig und völlig überraschend“ habe die veranstaltende Eventfirma mitgeteilt, dass sie „ aus wirtschaftlichen Gründen“ nicht mehr in der Lage sei, das Festival zu stemmen, verkündete der Zweckverband Mineralfreibad Oberes Bottwartal vor wenigen Tagen. Zugleich wusch der interkommunale Verband seine Hände in Unschuld, beteuerte, keinerlei Verantwortung für die gecancelte Veranstaltung zu tragen. Man habe lediglich das Gelände zur Verfügung gestellt. Aber ist es wirklich so einfach? War das Unheil nicht abzusehen?

Festival-Absage: Agentur reagiert nicht auf eine Anfrage

Auf Facebook hat die Agentur zwar durchaus die Werbetrommel für das Hydron-Open-Air gerührt und einzelne Künstler aufs Schild gehoben, aber der letzte Post auf Instagram stammt vom November. Außerdem scheint die Eventfirma ein ziemlich unbeschriebenes Blatt zu sein. Er habe zuvor noch nie von diesem Unternehmen gehört, sagt jemand, der sich gut in der Branche auskennt. Das Kerngeschäft der Firma habe bis dato offenbar darin bestanden, sich um die Technik für Shows zu kümmern. Zudem habe die Agentur wohl kleinere Events auf die Beine gestellt – also nichts, was sich auch nur annähernd in den Dimensionen des im Freibad geplanten Spektakels bewegt hätte. „Das ist so, als ob ein Goldfisch plötzlich in einen großen Teich springt und sich dort unter Haien wiederfindet“, sagt der Fachmann. Womöglich hätten die Verantwortlichen „unterschätzt, was da auf sie zukommt“.

Ob es tatsächlich so war, kann nur die Agentur selbst wissen. Auf eine Anfrage per E-Mail zu den Hintergründen für die Absage des Festivals und warum der Zweckverband nicht frühzeitig darüber in Kenntnis gesetzt wurde, gab es jedoch keine Rückmeldung. Auf der Homepage des Hydron-Open-Air wird auch nur verkündet, dass die DJ-Show nicht stattfinde. Man schweigt sich jedoch über die Gründe aus. Es schmerze aber, „dass wir dieses Erlebnis nun nicht gemeinsam mit euch feiern können“.

Der Zweckverband Mineralfreibad Oberes Bottwartal hebt allerdings hervor, dass man sich bei der Kooperation mit der Firma keineswegs sehenden Auges auf ein riskantes Abenteuer mit einem No-Name eingelassen hat. „Die Entscheidung für eine Zusammenarbeit mit der Agentur erfolgte auf Basis eines überzeugenden Gesamtkonzepts. Die Agentur stellte sich als innovatives junges Unternehmen mit starken regionalen Bezügen vor und verwies auf Vorverträge mit mehreren Sponsoren und Unternehmen aus der Region“, heißt es in einer Stellungnahme des Verbands. An den ersten Gesprächen hätten zudem Vertreter besagter Firmen persönlich teilgenommen, „was den Eindruck eines belastbaren Netzwerks und entsprechender Erfahrung vermittelte“.

Keine Hinweise auf „eine wirtschaftliche Instabilität“

Alles in allem hätten dem Zweckverband, dem Vertreter aus Oberstenfeld und Beilstein angehören, zum Zeitpunkt der Beauftragung „keinerlei Anhaltspunkte für eine wirtschaftliche Instabilität oder fehlende Erfahrung“ vorgelegen.

Gleichwohl seien die Entwicklungen rund um die Veranstaltung mit Argusaugen beobachtet worden. Schließlich wurde man auch stutzig. „Bereits seit Januar wurden die verantwortlichen Vertreter der Agentur mehrfach beispielsweise auf fehlende Werbemaßnahmen hingewiesen“, erklärt der Verband. In der Folge sei eine Krisensitzung einberufen worden, bei der „erstmals Probleme offen zutage traten, welche allerdings sofort durch die Eventfirma behoben werden sollten“. All diese Entwicklungen hätten „zu einer kritischen Neubewertung der Gesamtsituation“ geführt.

Informationen zum Festival fließen offenbar nicht wie gewünscht

Die letztendliche Absage sei jedoch ohne vorherige Ankündigung durch die Agentur erfolgt „und hat auch uns in ihrer Form und Kurzfristigkeit überrascht“. Außerdem hat das Ganze ein juristisches Nachspiel. „Weitere rechtliche Aspekte aus dem Vertragsverhältnis sind derzeit Gegenstand anwaltlicher Prüfung“, teilt der Zweckverband in seiner Stellungnahme mit, in der er auch durchblicken lässt, dass der Geschäftspartner wohl nicht immer mit offenen Karten gespielt hat.

Obwohl Marketing und Ticketabwicklung vollständig im Verantwortungsbereich der Agentur gelegen hätten, habe man in den vergangenen Monaten regelmäßig bei dem Unternehmen nachgehakt, wie der Stand beim Vorverkauf sei und welche Fortschritte bei der Veranstaltungsplanung erzielt wurden. „Leider blieben die Informationen trotz wiederholter Nachfragen unvollständig oder aus“, erklärt der Zweckverband.

Ersatzprogramm zum Jubiläum

Festakt
Auch wenn das Musikfestival am 5. und 6. Juli abgeblasen wurde, wird das Jubiläum des Freibads gefeiert. Der vom Zweckverband Mineralfreibad Oberes Bottwartal orchestrierte Festakt am Freitag, 4. Juli, bleibt von den Turbulenzen sowieso unberührt. Doch auch für Samstag und Sonntag wird in Eigenregie ein Ersatzprogramm auf die Beine gestellt.

Unterstützung
Unter anderem Vereine und regionale Bands haben laut dem Verband kurzfristig ihre Unterstützung zugesagt, durch Auftritte, Sachspenden, Moderation oder technische Hilfe. So wird am Samstag, 5. Juli, eine Beachparty steigen. Am Sonntag, 6. Juli, sollen Familien und Kinder bei einem „bunten Angebot“ auf ihre Kosten kommen.