Drei große Wohnriegel am Krankenhaus Bad Cannstatt sollen abgerissen werden. Viele Bewohner finden keine Ersatzwohnung. Foto: Oliver Willikonsky - Lichtgut

Stuttgart baut neue Personalwohnheime fürs Klinikum. Dafür müssen alte Gebäude weg. Hunderte Mitarbeiter müssen ausziehen. Das birgt Risiken in Zeiten des Fachkräftemangels.

Stuttgart - In Deutschland tobt der Kampf ums Pflegepersonal. Gerade in einer teuren Stadt wie Stuttgart muss sich das Klinikum einiges einfallen lassen, um genügend Fachkräfte zu bekommen. Knackpunkt ist dabei das Wohnungsangebot. Wer hierher kommen soll, braucht bezahlbare vier Wände – besonders, wenn er in den unteren Gehaltsklassen angesiedelt ist oder gar eine Ausbildung beginnt. Deshalb unterhält das Klinikum Personalwohnungen mit äußerst günstigen Preisen. Zuletzt hat die städtische Tochter SWSG den stetig schrumpfenden Bestand übernommen.

In den nächsten Jahren sollen die meisten der Unterkünfte grundlegend saniert oder gleich neu gebaut werden. In Bad Cannstatt sollen statt bisher 300 künftig sogar 400 Plätze angeboten werden – in zeitgemäßen Räumen. Damit steigere man die Attraktivität des Klinikums, lautet einer der Gründe dafür. Dass sich dagegen jetzt, über ein Jahr nach dem Beschluss, Protest formiert, verwundert da.

Doch leider ist die Sache nicht ganz so einfach. Denn Hunderte Klinikumsmitarbeiter müssen sich wegen des Abrisses der alten Gebäude andere Unterkünfte suchen. Und die neuen Zimmer in einigen Jahren werden teurer sein als bisher. Das frustriert so manchen. Wenn es sich bewahrheitet, dass deshalb Fachkräfte abwandern, hat sich die Stadt im Kampf um Personal einen Bärendienst erwiesen.

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